Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Von Lascaux bis Lichtenstein
Kein Reisespiel, sondern ein lehrreicher Ausflug in die Kunstgeschichte ist das gerade erschienene „Kunstspiel“ von Prestel. Wenn ein renommierter Kunstverlag sich auf das spielerische Parkett begibt, sind die Erwartungen hoch, auch ein Ausrutscher kann leicht geschehen.
Geboten werden die bekannten „100 Meisterwerke“ vom „Schwarzen Stier“, einem Ausschnitt aus den Höhlenmalereien von Lascoux bis zur Pop Art Roy Lichtensteins. Große Bildkarten in guter Reproduktionsqualität entführen uns in recht bekannte Bilderwelten. Zum Glück hat der Verlag bei dem sich um die Bilder rankenden Spiel nicht nur auf das Mittel des Quizspiels zurückgegriffen. Eine Mischung von Spielelementen aus dem Genre bekannter Unterhaltungsspiele á la ACITIVITY oder TABU hat eine kunterbunte Mixtur ergeben, die nicht originär, aber originell ist. Dahinter steckt mit Bertram Kaes auch ein Autor, der durch Spiele wie NOBODY IS PERFECT und DAS NILPFERD AUF DER ACHTERBAHN sich im Genre auskennt.
Drei bis sieben Spieler oder Teams sammeln auf ihrem Ausflug in die Kunstgeschichte acht Belohnungschips auf einer Papp-Palette für das Lösen unterschiedlicher Aufgaben. Jede der sechs Chipfarben muss dabei mindestens einmal vorkommen. Da gilt es, neben Fragen zu den einzelnen Gemälden, wahre von unwahren Behauptungen zu unterscheiden. War Leonardo da Vinci der uneheliche Sohn eines Notars und eines Bauernmädchens? Reizvoll und auf die spielende Gruppe abgestimmt, sind die Rubriken „Gedankenblitze“ und „Spaß mit Kunst“, da geht es nicht mehr um richtig oder falsch, sondern um Übereinstimmungen mit den Spielpartnern bei Begriffsassoziationen. Da müssen Begriffe umschrieben oder Mitspielerreaktionen eingeschätzt werden. Wo würden Sie die Sonnenblumen von van Gogh hinstellen? Hasardeure kommen auch zu ihrem Recht: Zwar etwas unpassend als „Auktion“ bezeichnet, gibt es eine an 17+4 angelehnte Zockerphase, mit der sich auch die Farbpalette ergänzen lässt.
Auch wer wenig Ahnung von Kunst besitzt, kann dieses Spiel gewinnen, und sollte es nicht zum Spielsieg reichen, hat man so ganz nebenbei auf unterhaltsame und spielerische Art viel Neues über Kunst und Künstler erfahren. Ausgestattet mit etwas Phantasie, Kreativität und Einfühlungsvermögen sollte man allerdings sein, wenn man sich in möglichst großer Runde auf DAS PRESTEL KUNSTSPIEL einlässt.
Wieland Herold
Spieletelegramm:
Titel: DAS PRESTEL KUNSTSPIEL
Verlag: Prestel
Autor: Bertram Kaes
Grafik: o.A.
Spielerzahl: 3-7
Alter: ab 10 Jahre
Spieldauer: ca. 60 Minuten
Preis: ca. 70.- DM
Die Rezension erschien 1998 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 6 von 10 Sternen,
das entspricht: Nächste Woche wieder
Spiel 10/ 1998 R 135/2020