Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
SATURN: Eine Spielidee wird zum Kunstobjekt
Markenzeichen des Theta-Verlages aus Kleinmachnow ist schon seit einigen Jahren, dass außergewöhnliche Spielideen als Kunstobjekte verpackt herausgegeben werden. Ihr Meisterstück haben Michael Sohre und Werner Falkhof, die gleichzeitig Verleger und Spieleautoren sind, mit dem in diesem Jahr erschienenen Spielobjekt SATURN abgeliefert.
Als Raumkunstwerk können Sie sich den Saturn mit seinen Ringen in Ihr Wohnzimmer holen und Sie können auch noch mit ihm spielen.
Um die Saturn-Halbkugel schwanken drei Holzringe mit Lochbohrungen, in die zwei bis vier Spieler Kugeln unterschiedlicher Größe platzieren müssen. SATURN ist letztlich ein Waage-Spiel , bei dem die Spieler abwechselnd ihre Kugeln auf eine beliebige Position auf den Ringen setzen, dabei aber den Ausschlag der Ringe beachten müssen. Setzt einer der Saturnringe auf den Tisch auf, ist der Zug ungültig und die Kugel muss wieder zurückgenommen werden. Sobald ein Spieler alle Kugeln ablegen kann, ist das Spiel beendet. Der Mut zum Risiko wird durch einen speziellen Wertungsmechanismus belohnt, sodass nicht automatisch der Spieler gewinnt, der als erster fertig ist.
Eleganz und Spielreiz verbindet SATURN auf vorbildliche Weise. Mit 120.- DM ist dieses bespielbare Kunstwerk zwar nicht billig, aber allemal seinen Preis wert!
Wieland Herold
Titel: SATURN
Verlag: Theta, Johannistisch 20, 14532 Kleinmachnow
Autor: Michael Sohre, Werner Falkhof
Spielerzahl: 2-4
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: ca. 20 Minuten
Preis: ca. 120.- DM
Die Rezension erschien 1997 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Spiel 17/ 1997 R 132/2020
Zum Spiel und zu den Autoren:
1993 gründete der Bonner Werner Falkhof, der gerade mit PUSHER reüssierte (Auswahlliste 1993) zusammen mit Michael Sohre den Theta Verlag, der 1995 für Sohres TRI-BA-LANCE mit dem Sonderpreis Schönes Spiel ausgezeichnet wurde und in Frankreich den „Super As D’Or“ erhielt. Sohre war neben Wolfgang Großkopf der erste Spieleautor aus der DDR, der im Westen präsent war. Er war zu DDR-Zeiten Produktionsleiter für die Defa, aber auch schon vor 1989 interessierte sich der ausgebildete Werkzeugmacher für die Spielzeugentwicklung und entwarf Baukastensysteme.
Folgeprodukte wie SATURN, HEADQUARTER und HANDICAP waren weitere herausragende Spiele.
Die Designobjekte von Theta setzten sich leider nie so richtig durch. Zwischenzeitlich übernahm sie ASS, dann stellte die Firma aber ihre Produktion ein.
Seit der Jahrtausendwende experimentierten beide in Kleinmachnow mit einem Material, das zu neuer ästhetischer Qualität im Brettspielbereich führen sollte. Sohre wandte sich vom Holz ab und begab sich auf die Suche nach Möglichkeiten, Kunststoffe zu ersetzen. Ihr Ergebnis nannten sie „THETA-Stone“. Ihr Geheimrezept lässt wie Steinholz eine sehr kurze kalte Aushärtung von nur zwei Stunden zu. In Spielen wie LETTER STONE und einer Neuauflage von MINOTAURUS zeigten sie die Qualitäten des Stoffes.
2011 verstarb Sohre leider viel zu früh mit 62 Jahren, drei Tage vor der Spielemesse in Essen.
Das Bild zeigt Werner Falkhoff und Michael Sohre 2008 in Kleinmachnow mit Materialproben von THETA-Stone.