Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Fliegender Aschenbecher im All
Zum Jahrtausendwechsel boomen Science Fiction-Spiele. Marssonden, die nicht funktionieren, gibt es in den spielerischen Szenarien natürlich nicht, der unendliche Raum öffnet sich hauptsächlich für Weltraumdeals.
Spätestens seit dem Erfolg von ELFENLAND ist der in den USA lebende britische Autor Moon auch in Deutschland kein Unbekannter mehr und immer mehr Verlage freuen sich über Veröffentlichungen von ihm. Das gilt auch für den kleinen Verlag Abacus aus Dreieich, der mit ANDROMEDA Teubers STERNENFAHRER VON CATAN Konkurrenz machen will.
In dem Spiel von Moon versuchen drei bis fünf Spieler Wirtschaftszentren im Orbit zu errichten. Raketen suchen wir vergebens, unsere Vorstellungskraft muss schon ausreichen, wenn wir unsere Handelssteinchen von der Erde aus ins All bringen.
Moons ADROMEDA wird nicht durch einen Würfel gesteuert, sondern durch Spielkarten. In einer Handelsphase versuchen die Spieler möglichst viele gleichartige Planetenkarten zu bekommen, die sie in der Aktionsphase dann einsetzen können. Dort kommt dann u.a. ein umgestülpter schwarzer „Aschenbecher“ zum Einsatz, mit dem man versuchen muss, eigene Handelsstationen auf einem Mond unterzubringen, dafür gibt es dann die am Ende entscheidenden Wertungspunkte.
ANDROMEDA bietet einen äußerst originellen und sehr kurzweiligen Ausflug in die galaktische Spielewelt. Das Glück fliegt mit, aber man fühlt sich dem Kartenzufall und Rüttelglück nicht zu sehr ausgesetzt. Leider nicht im Duell spielbar.
Wieland Herold
Titel: ANDROMEDA
Autor: Alan Moon
Grafik: Doris Matthäus
Verlag: Abacus
Spieler: 3 bis5
Alter: ab 10 Jahre
Spieldauer: ca. 60 Minuten
Preis: 49.- DM
Die Rezension erschien 1999 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Spiel 16/ 1999 R 138/2020
Zum Autor:
Alan Moon war in den 80er Jahren für Avalon Hill journalistisch tätig, arbeitete auch an der Spielentwicklung für diese Firma und für Parker Brothers. Dem deutschen Publikum wurde er Anfang der 90er Jahre durch den Verlag White Wind bekannt, den er zusammen mit Peter Gehrmann gründete.
In 1000er Auflagen erschienen so Spiele wie ELFENROADS, das später in der Version von Amigo als ELFENLAND Moons erstes „Spiel des Jahres“ wurde. Zwischen 1998 und 2004 war Moon besonders erfolgreich. ANDROMEDA erschien 1999. Mit UNION PACIFIC (1999) und DAS AMULETT (2001) landete er auf der Nominierungsliste. 2004 gelang ihm sein größter Erfolg mit ZUG UM ZUG, zu dem in der Folgezeit verschiedene Varianten und Erweiterungen erschienen sind und immer noch erscheinen.
In dieser erfolgreichen Phase war Moon erster Vorsitzender der Spieleautorenzunft. Das Bild stammt aus einem Gespräch zweier Preisträger in Göttingen aus dem Jahre 2005. Werner Hodel und Alan Moon diskutieren, ob der Mississippi oder die Schiene der bessere Transportweg in den USA sei.