Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Spielerische Himmelskunde
Der Göttinger Geologe und Hobby-Astronom Reinhold Wittig, bekannter als erfolgreicher Spieleautor, beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit der spielerischen Umsetzung astronomischer Phänomene. In dem Kinderspiel GALAXIA (Haba) arbeitet er beispielhaft mit der Schwerkraft und lässt Sternschnuppen auf die Erde fallen.
Die Sterne müssen die Spieler an einem großen Sternrad anbringen. Acht Holzstäbe mit schrägen Bohrungen dienen zur Aufhängung . Das Rad ist an einem Holzständer befestigt, so dass es sich drehen kann. Die angehängten Holzsterne bringen das Himmelsrad in Bewegung, dadurch fallen schon angehängte Sterne immer wieder als Sternschnuppen herunter. Eingesammelte Sterne bringen in der Schlussauswertung Punkte.
Zwei bis vier Kinder ab fünf Jahren können sich an diesem Sternschnuppenregen ergötzen. Das erste Kind sucht drei Holzsterne aus, die das zweite Kind am Sternrad aufhängen muss. Fallen durch die Drehung dabei Sterne herunter, erhält diese das erste Kind. Wenn alle Sterne zu Sternschnuppen geworden sind, endet das Spiel.
In der Spielvariante GALAXIO versuchen die Kinder, ihre Sterne möglichst am Sternrad zu halten. Hier suchen sie selbst einen Stern aus, den sie am Rad aufhängen. Fällt keine Sternschnuppe, gibt es zur Belohnung den aufgehängten Stern aus dem großen Vorrat. Wer am Ende die meisten Sterne gesammelt hat, ist Spielsieger.
Beide Varianten sind Geschicklichkeitsspiele mit hohem Aufforderungscharakter. Das Spielobjekt ist von Haba perfekt konstruiert und funktioniert, den Gesetzen der Schwerkraft folgend, vorzüglich.
Heo
Titel: Galaxia
Verlag: Haba
Autor: Reinhold Wittig
Grafik: Edda Skibbe
Spieler: 2-4
Alter: ab 5 Jahren
Dauer: ca. 20 Minuten
Preis: ca. 55.- DM
Die Rezension erschien 1999 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Spiel 17/ 1999 R 139/2020
Zum Autor:
Über den Göttinger Geologen, Puppenspieler, Künstler und Spieleerfinder ließen sich Seiten füllen. Ich halte mich an dieser Stelle kurz:
Reinhold Wittig, der 83jährige Erfinder des Spieleautoren Treffens in Göttingen, entwickelt seit 1958 Spiele. 1976 gründete er seinen Kleinverlag Edition Perlhuhn, der mit Skaiplänen und Spielen in der Rolle bekannt wurde.
Zu seinen bekanntesten Spielen gehört die Würfelpyramide DAS SPIEL (1980 mit dem Sonderpreis Schönes Spiel ausgezeichnet), das heute immer noch von Abacus vertrieben wird. Für WIR FÜTTERN DIE KLEINEN NILPFERDE und MÜLLER & SOHN bekam er ebenfalls diese Auszeichnung, für die Grafik war jeweils sein Sohn Matthias verantwortlich. Seine ästhetischen Maßstäbe für Spielmaterial und Optik haben maßgeblich dazu beigetragen, dass der einfache Pöppelalltag aus den Spieleschachteln verschwand. Den Kosmos-Verlag brachte er durch edle Spiele in der Reihe mit der Feder voran, darunter auch eigene Veröffentlichungen wie MARITIM, das 1987 Chancen auf das Spiel des Jahres hatte. In den 90er Jahren prägte seine Handschrift die Spiele von Blatz. KULA KULA und das hier schon vorgestellte DOCTOR FAUST aus diesem Verlag bekamen ebenfalls den Preis für das Schöne Spiel. Die ganz großen Erfolge blieben dann zwar im neuen Jahrtausend aus, immerhin landete CORNU 2007 auf der Empfehlungsliste der Kinderspieljury und MOGULI erhielt 2013 eine MinD-Würdigung.
Die Organisation des Autorentreffens hat Wittig 2016 an die SAZ übergeben, in seiner Edition Perlhuhn unterstützt ihn seit letztem Jahr Timo Diegel. Ein Jahr danach ist er mit dem Göttinger SPATZ ausgezeichnet worden (siehe Foto).