
PARIS STADT DER LICHTER
Die Pariser Weltausstellung zum 100. Jahrestag der Französischen Revolution 1889 bescherte den Franzosen nicht nur den Eiffelturm, sondern auch eine weitgehende Elektrifizierung der Straßenbeleuchtung. Jeder Hausbesitzer wollte seine Gebäude entsprechend illuminiert haben.
Der Blick von Sacré-Cœur auf das noch ländliche Montmartre zog damals zahlreiche Künstler an. Hier lebten und arbeiteten Renoir, Van Gogh und Toulouse-Lautrec, hier entstanden Tanzlokale und Kabaretts wie Le Chat Noir und das Moulin Rouge. Eben diese Atmosphäre fängt PARIS STADT DER LICHTER des spanischen Autors José Antonio Abascal traumhaft schön ein. Das Spiel, das 2019 bei Devir Games in Spanien erschien, hat Kosmos für den deutschen Markt aufbereitet, da es wunderbar in die Zweipersonen-Reihe des Stuttgarter Verlages passt. An der grafischen Gestaltung musste nichts verändert werden, Oriol Hernández hat hier exzellente Vorarbeit geleistet.
PARIS STADT DER LICHTER läuft in zwei Phasen ab. Einer Vorbereitungsphase, in der Straßenzüge ausgelegt werden, die Bauplätze für kleine und große Gebäude schaffen, die ebenfalls in der ersten Phase aufgenommen werden. Die quadratischen Straßen-Plättchen zeigen jeweils vier Felder in unterschiedlicher Verteilung der Spielerfarben Blau und Orange, zusätzlich gibt es die für beide Kontrahenten nutzbare Farbe Lila. Einige Karten weisen außerdem die Straßenbeleuchtung aus, um die sich letztlich alles dreht. Die Gebäude-Plättchen sind tetrisartige Formen, die drei bis sechs Felder in dem 8x8 Raster belegen. Ist der Plan voll und sind die voraussichtlich passenden Gebäude-Plättchen genommen, werden in der zweiten Phase die Häuser platziert. Darüber hinaus bieten acht Postkartenmotive zusätzliche Aktionen, die auf die Auslage und abschließende Wertung Einfluss besitzen. So können Gebäude erweitert, zusätzliches Licht in die Straßenfluchten gebracht oder auch Plättchen getauscht werden.
Am Ende wird überprüft, wie es um die Beleuchtung der Gebäude steht. Für die Wertung entscheidend ist die Gebäudegröße, die mit der Anzahl der an sie grenzenden Laternen multipliziert wird. Außerdem bringt jeweils der größte Gebäudekomplex für jeden noch Punkte. Wer ein aufgenommenes Gebäude nicht bauen konnte verliert drei Siegpunkte. Zusätzlich können aktivierte Postkarten Gewinnpunkte bringen.
Abascals Idee ist nicht nur hervorragend umgesetzt, sondern spielt sich in den beiden Phasen spannend, da sowohl im ersten als auch im zweiten Abschnitt das richtige Timing die Spielspannung zwischen den Gegnern bringt. Anfangs geht es nicht nur um Baulogistik, sondern um das Wegschnappen zentraler Gebäude. Die großen Gebäude bringen theoretisch viele Punkte, aber sie lassen sich am besten blockieren. Eine ähnliche Spannung tritt in der zweiten Phase auf, in der es wichtig ist, wer anfangen darf, derjenige nämlich, der als erster alle seine Straßen-Plättchen legen konnte. Hier geht es darum, entscheidende Lila-Felder zu okkupieren, die der Gegner dann nicht mehr nutzen kann. Andererseits ist der frühe Zugriff auf bestimmte Aktionskarten ebenfalls nicht zu unterschätzen. Meist klappt es nicht mit allen Plänen, dann können aber die Postkarten einen gewissen Ausgleich bringen.
PARIS STADT DER LICHTER ist ein zweiphasiges abstraktes Puzzle, dessen erste Phase in der strategischen Planung prägender ist als die folgende Ausführung. Trotzdem bleibt das Konkurrieren um die von beiden nutzbaren Felder auch im zweiten Abschnitt spannend. Das kleine Sahnehäubchen sind dann die Boni der Aktionspostkarten. Das ganz große Sahnehäubchen gilt aber der Gestaltung, dem Spiel in der Schachtel, den Tetristeilen mit hervorgehobenen Dachteilen, den Holzschornsteinen zur Besitzmarkierung und den schönen alten Postkarten. Wenn es etwas zu meckern gibt, dann eigentlich nur die fehlenden Funktionserklärungen der zwölf Aktionen der Postkarten. Oft reicht zwar die visuelle Erklärung aus, manchmal wären kurze Erläuterungen aber hilfreich, sodass man nicht immer in der Regel nachschlagen muss.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: PARIS STADT DER LICHTER
Verlag: Kosmos
Autor: José Antonio Abascal
Grafik: Oriol Hernández
Spielerzahl: 2
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 20 - 30 Minuten
Preis: ca. 19.- Euro
Spiel 79/ 2020