Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Hütchenspiel mit Robotern: CHIP CHIP HURRA
Gäbe es einen Spielepreis für originelles Spielmaterial, würde Klaus Teubers neuestes Kinderspiel CHIP CHIP HURRA (Klee) ganz oben auf dem Treppchen stehen. Wenn Kinder zum ersten Mal die große quadratische Spieleschachtel öffnen, führen die acht schon leicht angeschmort wirkenden „Robbys“ zu Begeisterungsstürmen. Da beginnt sofort ein Spiel vor dem eigentlichen Spiel: die Roboter werden über den Tisch geschoben, tanzen an der Antenne, es wird an ihnen gekratzt, weil keiner so recht glauben will, dass es sich bei der rußgrauen Bemalung nicht um einen Produktionsfehler handelt.
Jeder der zwei bis vier Spieler erhält zwei Robbys, die er mit einem diskettenähnlichen Chip füttert. In das Schachtelunterteil wird ein quadratischer Spielplan gelegt, auf dem die Roboter sich austoben dürfen. In seinem Innern besitzt jeder Robby einen Würfel, bei dem am Anfang der Wert 3 oben liegt. Jede Bewegung in ein anderes Spielfeld über eine kleine Kante verändert den Würfelwert. Spielziel ist, beide Roboter mit vier Disketten zu füttern. Weitere Disketten kommen über eine kleine Schleuder ins Spiel. Hier knüpft Teuber kongenial an das alte Hütchenspiel an. Die Spieler versuchen eine Diskette auf das Spielbrett zu schleudern. Gelingt dies nach maximal drei Versuchen, dürfen alle Spieler jeweils einen ihrer Roboter in Richtung Zielobjekt bewegen, dabei darf stets nur über freie Felder und geradeaus gezogen werden. Alle Roboter, die auf einem Feld neben der Diskette zum Stehen kommen, überprüfen nun ihre Energie. Der Spieler mit dem höchsten Würfelwert, zu dem noch die Anzahl der bisher erworbenen Disketten gezählt wird, gewinnt das Duell.
Der Spielgedanke ist toll, die taktischen Möglichkeiten sind vielfältig, vom Spielmaterial ist CHIP CHIP HURRA hervorragend ausgestattet, trotzdem bleibt ein Aber. Da gibt es geschickte sechsjährige Kinder, die mit der Diskettenschleuder hervorragend zurechtkommen, da gibt es aber auch – und leider überwiegt deren Zahl – plumpe Kinderhände, die es nach dem (nicht zulässigen) fünften oder sechsten Versuch nicht schaffen, die Zielfläche zu treffen. Eigentlich sieht die Spielregel für solche Fälle Diskettenverlust vor. Das kann ganz schön frustrierend sein, zumal bei den Mitspielern schnell Schadenfreude aufkommt. Sechs- und Siebenjährige kennen hier kein Erbarmen. In einer Runde, in der die Voraussetzungen für alle stimmen, macht CHIP CHIP HURRA riesigen Spaß, leider findet man solche Runden mit Kindern nur selten.
Wieland Herold
Titel: Chip-Chip Hurra
Autor: Klaus Teuber
Grafik: Gabriela Silveira
Verlag: Klee
Spieler: 2-4
Alter: ab 6 Jahren
Spieldauer: ca. 20 Minuten
Preis: ca. 39.- DM
Die Rezension erschien 2001 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 6 von 10 Sternen,
das entspricht: Nächste Woche wieder
Spiel 10/ 2001 R 152/2020
Zum Spiel und zum Autor:
Der gelernte Zahntechniker Klaus Teuber war schon vor CATAN einer der bekanntesten Spieleautoren Deutschlands, hatte er doch schon für sein Erstlingswerk BARBAROSSA 1988 das Spiel des Jahres gewonnen. Es folgten Doppelsiege 1990 und 1991 für ADEL VERPFLICHTET und DRUNTER & DRÜBER.
Kinderspiele sind eher rar von ihm, LICHT UND SCHATTEN und BARBAROSSA JUNIOR stellen ebenso Ausnahmen dar, wie einige Spiele von Goldsieber in der Reihe Die Maxis in der Minibox. CHIP CHIP HURRA erschien 2001 bei Klee und gewann die österreichische Auszeichnung Spiel der Spiele für Kinder.
Das Bild zeigt Klaus Teuber auf dem Goldsieberabend 1997.