
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Ein Rohdiamant ohne Schliff: DAS KOLLIER
Mit 60 Geldkarten á 1000 $ und 40 Edelsteinkarten läuft eine Versteigerung um wertvolle Klunker ab, mit denen drei bis sechs Spieler kostbare Kolliers zusammenstellen. Diese können billige Achatkarten mit einem Grundwert von 1000 $ enthalten, aber auch den teuren (10.000 $) Diamanten, den es nur einmal im Spiel gibt. Ausgestattet mit dem Geld, gehen die Spieler an die Edelsteinbörse. Die wertvolleren Diamanten, Rubine und Topase werden für die erste Spielphase aussortiert, alle anderen Edelsteine kommen in die Versteigerung. Entscheidend für die Kollektion ist der symmetrische Aufbau der Kolliers, die aus mindestens drei Edelsteinen bestehen müssen. Der Wert eine Edelsteinkette ergibt sich aus dem Grundwert der benutzten Edelsteine, der mit der Anzahl der Edelsteinarten multipliziert wird.
In den ersten sechs Versteigerungsrunden darf nur mit dem vorhandenen Bargeld gesteigert werden - und das wird schnell knapp! Geldnachschub erhalten die Spieler einmalig von der Kasse, indem sie Edelsteine zum Grundwert oder ganze Kolliers verkaufen. Außerdem fließen 50 Prozent der Versteigerungssumme in die Kasse des Auktionators.
Sobald 35 Edelsteinkarten versteigert worden sind, geht es in die zweite Runde. In dieser gibt es für jeden Spieler eine kleine Finanzspritze von 3000 $, ansonsten werden die fünf wertvollsten Edelsteinkarten in den Kartenstapel gemischt. Dieser ist in der Vorrunde durch den Verkauf von Kleinodien und der Möglichkeit, nach der sechsten Runde auch ganze Schmuckstücke in den Versteigerungen mit einzusetzen, wieder angewachsen. Sobald der zweite Stapel komplett versteigert wurde, endet das Spiel, das der Spieler mit der wertvollsten Kette gewinnt.
André Frobel ist mit seinem Erstling eine Versteigerungsspielvariante gelungen, die ihren besonderen Reiz aus den unterschiedlichen Spielphasen gewinnt. In den ersten sechs Runden gilt es, mit dem äußerst knappen Kapital hauszuhalten. Danach eröffnet der Einsatz kleiner Kolliers ganz neue Versteigerungsmöglichkeiten. Der Kampf in den Schlussrunden um die hohen Spitzenwerte hält den Spannungsbogen über die gesamten Spielphasen hinweg aufrecht. DAS KOLLIER ist ein rundes, stimmiges, preiswertes und zügiges Spiel, das maximal dreißig Minuten dauert und sich damit gut für Wiederholungsrunden eignet.
Kritischer sehe ich die Umsetzung der Spielidee. Alle Kollierkarten enthalten ausführliche Informationen über die Preziosen. Der Informationswert ist sicherlich hoch, so dass die Spieler nun über sämtliche Härtegrade der Edelsteine informiert sind, der Spielwert leidet aber darunter. Nicht nur, dass einige Texte wegen der kräftigen roten Hintergrundfarbe fast nicht lesbar sind, die ästhetische Wirkung bei der Zusammenstellung der Kolliers geht völlig verloren. Akzeptieren würde ich diese langen Sachinformationen bei einem Quartettspiel, nicht aber bei einem Versteigerungsspiel, das ein vorzeigbares Schmuckstück zum Spielziel erklärt. Die sterile Wirkung der Spielkarten konterkariert die eigentliche Spielidee.
Wieland Herold
Autor: André Frobel
Grafik: Duo/Type Set
Verlag: Schmidt Spiele
Preis: ca. 10.- DM
Spieler: 3-6
Alter: ab 10 Jahren
Dauer: ca. 30 Minuten
Die Rezension erschien 2001 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 6 von 10 Sternen,
das entspricht: Nächste Woche wieder
Spiel 16/ 2001 R 165/2020

Zum Spiel und zum Autor:
André Frobel hatte nur eine kurze Autorenkarriere. 1996 trat er auf dem Spieleautorentreffen in Göttingen mit dem Bluffspiel ADAMAS auf , in dem es schon um Diamanten ging. DAS KOLLIER war dann 2000 seine einzige Spieleveröffentlichung, die durchaus vorzeigbar war, aber von Schmidt völlig verhunzt auf den Markt gebracht wurde.
Das Bild zeigt den Autor 1996 auf dem Autorentreffen in Göttingen.