
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Das Schnecken-Schüttelspiel
Im Indischen und Pazifischen Ozean kann man sie heutzutage noch finden, die "Seefahrer“ der Meere, auf gut deutsch heißen sie "Perlboote", bekannter sind sie unter dem Namen NAUTILUS.
Gesehen haben wir sie alle schon, meist allerdings nicht lebend, sondern als Versteinerung in einem der vielen deutschen Steinbrüche: Ammoniten nennt man sie in dieser Zustandsform. Der ägyptische Gott Amun, meist mit Widderhörnern dargestellt, ist der Namensgeber und verweist auf die Spiralform des Muschelkörpers. In diesem planspiralig aufgerollten und gekammerten Gehäuse sitzt das Perlboot in der ersten großen Wohnkammer. Die Zuleitung und das Abführen von Gas in den weiteren Kammern ermöglichen es dem Tier, in verschiedenen Wassertiefen zu schweben. Sicherlich auch ein Mechanismus, der spieltechnisch für eine Simulation des Tauchvorganges verwendet werden könnte.
Mit Tauchen hat aber das Spiel, um das es in dieser Rezension geht, wenig zu tun. Thematisch finden wir uns weder im Pazifik noch im Indischen Ozean wieder. Die österreichische Firma Peri, bekannt für formvollendete Spiele, ist diesmal der Faszination der NAUTILUS-Form erlegen und hat daraus ein ästhetisches Gesamtensemble geschaffen, das auch zum Spielen, besser Schütteln dient.
In die Nautilusspirale, eine quadratische Kunststoffplatte mit Spiralvertiefung, werden 32 nicht Nautilusse sondern Nautilaushäuser, kleine runde Döschen in vier verschiedenen Farben eingebettet. Jeweils vier Häuser einer Farbe erhalten einen Bewohner, eine kleine gelbe Nautilaus, Diese Häuser werden in gleichmäßiger Farbabfolge in die Spirale gesetzt, so dass niemand weiß, wo die Läuse stecken.
Zwei bis vier „Schüttler“ dürfen mitspielen, denn darum geht es in dem Spiel: Jeder muss für eine ihm zugewählte Farbe seine vier gefüllten Nautilaushäuser aus der bunten Farbverteilung in eine Viererreihe seiner Farbe erschütteln. Eigene Häuser dürfen beliebig aus dem NAUTILUS herausgenommen werden, um mit ihnen dann die Schüttelprobe anzustellen, Danach müssen sie am Anfang oder am Ende des Nautilus wieder eingeschoben werden. Auch fremde Häuser dürfen herausgenommen werden. Diese werden aber nur auf Verlangen des Besitzers geschüttelt. Blöcke dürfen selbstverständlich nicht getrennt werden. Nimmt man sie heraus, dann nur als 2er- oder 3er Block. Sie werden auch nur als Block geschüttelt.
Sieger ist der Spieler, der seine vier Nautiläuse als erster gefunden hat. Geöffnet werden die Häuser nur als 4er Block. „Supersieger“ darf sich der nennen, wem dies auf Anhieb gelingt.
Soweit die Spielbeschreibung. Für die Spielpraxis ergeben sich ungewohnte Spielbedingungen. Die kleine Nautilaus ist doch recht laut in ihrem Haus, so dass mit äußerster Vorsicht die runden Hausdöschen bewegt werden. Bei der Schüttelprobe begibt man sich am besten in ein anderes Zimmer, um ja nichts zu verraten. Auch laute dröhnende Musik kann hilfreich sein und ablenken von dem Klacken unserer gelben Nautiläuse. Das ist beim ersten Mal evtl. auch beim zweiten Mal noch ganz witzig, aber dann geht der Reiz des Neuen verloren. Was bleibt ist ein vom Spieldesign her überzeugendes Spiel, dessen Schüttelmechanik dann aber doch ganz schön auf den Geist geht.
Wieland Herold
Titel: NAUTILUS
Autor: Sean McGuire, Nicolas McGuire
Grafik/Design: o.A.
Verlag: Peri
Alter: ab 7 Jahren
Spielerzahl: 2 – 4
Spielzeit: ca. 20-30 Min.
Preis: ca. 35 DM
Spiel 15/1991 R175/2020
Die Rezension erschien 1991
Wertung Spielreiz damals 4 von 10 Sternen,
das entspricht: Nächsten Monat wieder
Zum Spiel und zu den Autoren:
Die McGuire-Brüder prägten ab 1989 bis 1994 ganz wesentlich das Programm des österreichischen Verlages Peri. Sie starteten mit NAUTILUS, es folgten SUPER-QUADA, KENNEN SIE TRAXENBLICHL und KAPITÄN WACKELPUDDING. Zeitgleich arbeiteten die Brüder mit Piatnik zusammen, dort erschienen Spiele wie LIEBER NACHBAR , GRÖSSER ALS EIN AUTOBUS und WEG MIT DIR! 1994 kam dann mit LAST CHANCE auch noch ein Spiel bei Ravensburger heraus.
Die letzte Veröffentlichung der Brüder ist OBONTO, das sie 2001 im Eigenverlag herausbrachten.