
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
RES PUBLICA: Tausche Römer gegen Germanen
Hexagames hat wohl eines der anspruchsvollsten Programme für das Jahr 1991 entwickelt. Das gilt zum Beispiel für das hervorragend von Doris Matthäus illustrierte VENDETTA, das beste Wirtschaftsspiel des Jahres, MANAGER, aber ganz besonders für das raffinierte Tauschspiel RES PUBLICA von dem noch recht unbekannten Autor Reiner Knizia.
In RES PUBLICA, nutzt Knizia das Verhandeln mit Karten um Völker wie Hunnen, Römer und Germanen, um die Kulturentwicklung der Völker anzukurbeln. Wer fünf Germanenkarten besitzt, darf diese gegen eine Kulturkarte eintauschen, diese wiederum, auf eine Handvoll gefüllt, führen zu den begehrten Wertungskarten des Spiels. Wobei der Autor hier die alte Regel nutzt, der frühe Vogel fängt die größten Würmer, die mit der Zeit ganz schön abspecken.
So viel Kommunikation war selten am Spieltisch, da die Spieler ihre Tauschwerte frei aushandeln, nur ganz konkret darf man in diesem „Ich biete dieses oder suche jenes“ nicht werden. Ein ganz besonderes Spielerlebnis, das vor allem in großer Runde zu fünft garantiert Vergnügen bereitet.
Für mich ist es völlig unverständlich, dass nicht mindestens dieses Spiel auf einer Juryliste gelandet ist, für mich ist das beste Kartenspiel 1991.
Wieland Herold
Titel: RES PUBLICA
Autor: Reiner Knizia
Grafik/Design:
Verlag: Hexagames
Alter: ab 10 Jahren
Spielerzahl: 3 – 5
Spielzeit: ca. 20-30 Min.
Preis: ca. 18 DM
Spiel 16/1991 R176/2020
Die Rezension erschien 1991
Wertung Spielreiz damals 8 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder

Zum Spiel und zum Autor:
Für Reiner Knizia, der vor einem Monat seinen 63. Geburtstag feiern durfte, war RES PUBLICA eines seiner ersten Spiele, zuvor waren 1990 nur DIGGING (ebenfalls Hexagames) und GOLDRAUSCH (Hans im Glück) erschienen, wenn ich von den Postspielen absehe, die er ab 1985 entwickelt hat.
RES PUBLICA erwies sich als durchaus erfolgreiches Spiel unter den vielen Veröffentlichungen Knizias. Die Jury vergaß es zwar, aber immerhin landete es auf dem ersten Platz des Kartenspielpreises der Fairplay.
1998 erschien eine weitere Ausgabe bei Queen Games, 2015 brachte der Heidelberger Spieleverlag die Adaption RES PUBLICA 2230AD heraus.
Das Foto ist mein ältestes von Reiner Knizia, es zeigt ihn und Uli Geißler auf der Neuheitenschau in Essen 1992, wo der Autor die Präsentation von MODERN ART vorbereitet.