
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
TAKTVOLL spielend Noten lernen
An den Geräuschen wirst du sie erkennen, das war das Motto Karsten Adlungs vor anderthalb Jahren bei "Wetten, dass", als er durch Schütteln von Spieleschachteln herausbekam, um welches Spiel es sich handelte. Um Geräusche, besser Laute geht es auch in seinem neuesten Spiel TAKTVOLL, einem Kartenlegespiel mit musikalischem Hintergrund.
Auch wenn Sie nicht viel von Musik verstehen, können Sie sich an diesem kleinen Spiel für drei bis acht Personen versuchen. Grundkenntnisse der Bruchrechnung müssen aber beherrscht werden, insofern ist die Altersangabe ab 12 Jahren berechtigt. Der Titel des Kartenspiels gibt das Spielziel schon vor. Jeder Spieler versucht durch Ausspielen von Noten- und Taktkarten, den "Takt voll" zu machen. In vier Notenreihen im 1/4, 2/4, 3/4 und 4/4-Takt können die Notenwerte von einer ganzen bis zur sechzehntel Note untergebracht werden. Taktieren ist hier wichtig: So kann eine sechzehntel Note im Rahmen eines 4/4-Taktes eine lange punkteträchtige Notensequenz eröffnen, beim 3/4 Takt aber auch zu einem schnellen Ende führen. Wird der Taktstrich gelegt, erhält man die Punkte für jede gelegte Notenkarte. Da man je nach Spielerzahl nur drei bis acht Taktkarten zur Verfügung hat, muss man sorgfältig abwägen, wann man punkten möchte.
In der Grundvariante hat Adlung ein raffiniertes taktisches Kartenlegespiel entwickelt, das viel Spielspaß bringt. Musikalisch anspruchsvoller wird es bei den beiden Varianten, in denen auf korrekte Notenabstände geachtet werden muss. In der Version für die Fortgeschrittenen ist ein Einstieg in die Harmonielehre enthalten; die Berücksichtigung von Tonintervallen bringt hier Zusatzpunkte. Musikdidkatik ganz ohne den pädagogischen Zeigefinger, aus einer stimmigen Spielhandlung heraus entwickelt, das ist hervorragend. Der Musikunterricht vieler Schulen wird daher zurecht TAKTVOLL belebt.
(Wieland Herold)
Titel: TAKTVOLL
Autor: Karsten Adlung
Grafik/Design: Uwe Adlung
Verlag: Adlung-Spiele
Alter: ab 12 Jahren
Spielerzahl: 3 – 8
Spielzeit: ca. 30-45 Min.
Preis: ca. 15 DM
Spiel 8/1993 R179/2020
Die Rezension erschien 1993
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder

Zum Spiel und zum Autor:
Möbelgriffe haben den damals 27 -jährigen Korntaler Behördenangestellten Karsten Adlung vor 30 Jahren zu seinem ersten Spiel CHEROLI inspiriert. Er bot das Spiel damals Franckh Kosmos an, wo es wegen der Materialfülle abgelehnt wurde. Dort bekam er aber den Tipp, es beim Göttinger Spieleautorentreffen zu versuchen. In Göttingen brachte eine Partie mit Alex Randolph, der begeistert war, die Entscheidung, dass er das Spiel selbst herausbringen wollte.
Der Verlag Adlung-Spiele war auf den Weg gebracht und damit ein gewichtiges Spiel, das fast 2 Kilo wog, vollgepackt, ganz ohne Luft, ein Spielkasten der später gut die Hälfte seiner rund 150 kleinen Folgespiele hätte aufnehmen können.
CHEROLI folgte 1992 noch das Würfelspiel KARMAS. Ein Jahr später zeichneten sich schon die eigentlichen Umrisse seines erfolgreichen Weges als Verleger ab. Seine eigenen Spielideen passten in immer kleinere Schachteln, wie auch schon TAKTVOLL. Der Weg zur Profilierung im Bereich Kartenspiele war beschritten.
Den großen Durchbruch schaffte er zusammen mit Reinhard Staupe und dem Ablegespiel SPEED. Große Erfolge hatte er dann später noch mit Spielen wie MEUTERER und VERRÄTER. Daneben war er auch auf der Empfehlungs- oder Nominierungsliste der Kinderspiele mit Ideen wie IM MÄRCHENWALD (nominiert 2001) VIELE DINGE (empfohlen 2004) und MANIMALS (empfohlen 2007).
Adlung, der sich selbst als hyperaktiv bezeichnet, ist sicher, dass seine Spiele ihn therapiert hätten. Lern- und Förderspiele sind ihm daher stets im Programm wichtig gewesen und haben vor allem in den letzten 15 Jahren seine Veröffentlichungen geprägt. Deshalb hat er sich auch von der Spiel in Essen zurückgezogen und besucht seit 2018 die zeitgleich stattfindende Messe Therapie in Hamburg.
Das Bild zeigt Karsten Adlung 1995 in Göttingen.