
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Was macht man, wenn der Partner mit SCHACH nichts anfangen kann, DAME und MÜHLE öde findet, aber sich trotzdem spielerisch unterhalten möchte? Die meisten Brettspiele entwickeln erst mit mindestens drei oder vier Spielern ihren Spielreiz. Taktische Spiele für zwei Personen gehen schlecht, die meisten Spieleverlage sind sehr zurückhaltend bei Spieleveröffentlichungen für ein Duo. Trotzdem findet man immer einmal wieder gute Ideen, die genügend Spielreiz entwickeln, um nicht im Spieleregal zu verstauben. Lassen Sie sich anregen, einige lange Winterabende stehen uns noch ins Haus:
Kai Haferkamp, ein junger 26jähriger Spieleautor, ist bei ASS zu seiner ersten Spieleveröffentlichung gekommen. Sein taktisches Spiel EGALITÉ wird auf einem dreieckigen Spielplan gespielt und funktioniert nicht nur zu zweit, sondern macht auch zu dritt Spaß.
Jeder besitzt sechs sechseckige Spielsteine, alle Steine haben sechs Farben. In einem Spielzug darf man entweder auf ein freies Spielfeld ziehen oder einen Stein drehen. Steine werden geschlagen, wenn nach dem Ziehen oder Drehen gleiche Farben aneinanderstoßen. Wer im Spielverlauf als erster drei Steine schlägt, gewinnt das Spiel.
Ein abstrakter, komplexer Wettkampf, den man aber zügig austragen kann, um danach gleich zu einer Revanchepartie anzutreten.
ASS verpackt Haferkamps Idee in eine dreieckige Spielverpackung, die aus dem Quadrat und Rechteckeinerlei heraussticht.
Wieland Herold
Spieletelegramm:
Titel: EGALITÈ
Autor: Kai Haferkamp
Verlag: ASS
Spielerzahl: 2 oder 3
Spieldauer: etwa 20 bis 30 min
Preis: ca. 55.00 DM
Spiel 9/1993 R180/2020
Die Rezension erschien 1993
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder

Zum Spiel und zum Autor:
Der in Oldenburg geborene 53-jährige Rechtsanwalt Kai Haferkamp lebt inzwischen in Osnabrück und zählt zu den erfolgreichsten Spieleautoren Deutschlands. Mit über 150 Veröffentlichungen kennen wir ihn vor allem als Spezialisten für spielerische Adaptionen von Kinderbuchklassikern.
Bei seinem Start 1993 mit EGALITÉ hätte man das eher nicht vermutet, aber ab der Jahrtausendwende hat er in diesem Bereich sein Hauptbetätigungsfeld gefunden und wird entsprechend von den Verlagen angefragt.
2007 habe ich als damaliger Sprecher der Kinderjury seine Leistung so zusammengefasst: „Der Osnabrücker Rechtsanwalt Kai Haferkamp ist der erfolgreichste Kinderspielautor der vergangenen Jahre. Seit 2003 konnte er sich Jahr für Jahr mit mindestens einem Spiel auf der Empfehlungs- oder Nominierungsliste der Jury platzieren. Seine besondere Stärke sind spielerische Umsetzungen literarischer Vorlagen. LAURAS STERNENSPIEL, veröffentlicht bei Amigo, wurde 2003 zum Kinderspiel des Jahres nominiert. DER KLEINE PRINZ von Antoine de Saint-Exupéry und JIM KNOPF von Michael Ende erschienen als Spiel bei Kosmos, ebenso wie „DAS KLEINE GESPENST von Ottfried Preußler für das Haferkamp 2005 den Hauptpreis erhielt. War es bisher typisch für ihn, dass er kongeniale Spiele zu erfolgreichen Kinderbüchern entwickelt hat, so hat er mit RETTET DEN MÄRCHENSCHATZ erstmals ein Spiel gestaltet, in dem man das von ihm selbst geschriebene Märchen erlebt.“
2008 war er noch für ABENTEUER AUF DER SCHATZINSEL nominiert, 2009 bis 2011 mit DER KLEINE RITTER TRENK, DIE KLEINE RAUPE NIMMERSATT und MAGORS LESEZAUBER auf der Empfehlungsliste.
Das Bild zeigt Kai Haferkamp auf der Preisverleihung in Berlin mit seiner Urkunde für DAS KLEINE GESPENST.