Dienstag, 5. Januar 2021
TIMES
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Zeitreisen in die Vergangenheit
Seit Mitte der 80er-Jahre die Quizwelle über Deutschland geschwappt ist, bleibt kein Spielejahr ohne Ergänzungskästen. Im Hause Parker, das mit der Quizspielreihe mit dem so schön auszusprechenden Namen "Trivial Pursuit" die Ratebewegung in Gang gesetzt hat, gibt es allein 1993 drei neue Trivial-Ausgaben. Für Fernsehfreunde erscheint die TV-Ausgabe mit 4800 Fragen von Bonanza bis zur Schwarzwaldklinik. Die Holiday Edition enthält 2400 Fragen rund ums Thema Reisen. Schließlich veröffentlicht Parker noch eine Exklusivausgabe im Buchformat, das Quizspiel für den Bücherschrank. Unterschiede bei den vielen auf dem Markt befindlichen Quizspielen gibt es nur in der Originalität der Fragen, die Spielmechanismen ähneln sich alle. Otto Normalverbraucher wird so seine Probleme haben mit den vielen Spezialistenkästen, die nur etwas für eingefleischte Fans sind.
Ganz neue Wege geht das Spiel TIMES des Aurichers Uwe Rosenberg, das bei Salagames erschienen ist. Hier müssen 1000 historische Ereignisse näher eingegrenzt werden und dies nicht nur für die letzten 100, sondern 992 Jahre, vom Jahre 1000 bis ins letzte Jahr hinein. Entsprechend grob ist das Eingrenzungsraster.
Man kann sich für Einordnungen in Jahrhunderte, Jahrzehnte und Jahre entscheiden, jeweils mit einem 5er-, 3er- oder Einerschritt. Wenn zum Beispiel nach Nostradamus gefragt wird, der seine Wanderungen als Pestarzt beendet hat, dann tasten sich die Spieler erst allmählich an das Ereignis heran. Da sie versuchen müssen, Handkarten mit unterschiedlichen Bereichsvorgaben loszuwerden, entscheidet jeder erst einmal, welchen Bereich er eingrenzen möchte. So steckt der erste z.B. den Bereich von 1400 bis 1699 ab, über drei Jahrhunderte hinweg also, der zweite Spieler hat die Karte "5 Jahrzehnte" gelegt. Er muss nun ein Jahrhundert festlegen und in dem Jahrhundert dann seine 5 Jahrzehnte markieren. Entsprechend enger wird es bei den folgenden Spielern. Zu jeder Zeit darf man Zweifel äußern. Berechtigter Zweifel führt zur Kartenablage, sonst wird man seine Karte nur los, wenn man mit seiner Einordnung richtig lag. Hier sind die genauen Jahreskarten recht einfach loszuwerden, da garantiert ein Spieler im Vorfeld in einem falschen Jahrzehnt gelandet ist.
Bei TIMES geht es noch weniger um Detailwissen als um Kartenglück, Pokerface und etwas taktische Planung. Normale historische Kenntnisse sind hilfreich. Entgegen üblicher Quizspielerfahrung ist hier der Spielreiz am höchsten, wenn alle überhaupt keine Ahnung von dem Ereignis haben, und das ist zum Glück bei vielen Fragekarten der Fall. In diesem Sinne gilt das Spielemotto: Wissen ist Macht! Sie wissen nichts? Macht überhaupt nichts!! Vielleicht wussten Sie ja aber auch, dass Nostradmus 1529 seinen Job als Pestarzt aufgab.
(Wieland Herold)
Spieletelegramm:
Titel: TIMES
Autor: Uwe Rosenberg
Grafik: Karsten Lübke
Verlag: Salagames
Spielerzahl: 2 – 5
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: ca. 45 Minuten
Preis: ca. 45.00 DM
Spiel 11/1993 R4/2021
Die Rezension erschien 1993
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Zum Spiel und zum Autor:
Seinen ersten Erfolg fuhr Rosenberg als junger Autor mit dem zweiten Platz für MILLENIUM 1991 im Hippodice Wettbewerb ein. Das Spiel erschien unter der Ägide von Peter Gehrmann 1992 als TIMES bei Salagames. Dort veröffentlichte der Redaktionsleiter außerdem noch die Idee MARLOWE von Uwe Rosenberg. Danach ergab sich die ertragreiche Kooperation mit Amigo.
BOHNANZA (1997) war dann sein erster ganz großer Erfolg, das Spiel landete nicht nur auf der Auswahlliste der Jury Spiel des Jahres. Es gewann den À la Carte-Preis der Fairplay 1997 und erreichte den fünften Platz beim Deutschen Spielepreis.
Der auch internationale Siegeszug setzte sich aber erst danach in Gang. Seit 23 Jahren schon liefert Amigo Gartenbohnen, Saubohnen und auch die ein oder andere Blaue Bohne in unendlich vielen gelben Schachteln aus. Keiner hat mehr so den rechten Überblick, was da alles in rosenbergscher Gartenerde inzwischen herangezüchtet wurde. Das klassische Saatgut wurde vielfach gemendelt und gegendert, musste sich gegen die Bohnenmafia wehren, trat Seereisen an, gelangte in den Wilden Westen und kämpfte sich in BOHNRÖSCHEN durch Rankenwerke.
Nach seinem Studium der Statistik gründete Uwe Rosenberg 2000 zusammen mit Hanno Girke und Marcel-André Casasola Merke den Lookout Spieleverlag. Er behielt aber im Gegensatz zu Klaus Teuber, der sich an Kosmos band, seine Unabhängigkeit und veröffentlichte weiter Spiele bei vielen Verlagen, so das Zweipersonenspiel BABEL 2001 bei Kosmos oder 2004 YELLOWSTONE PARK bei Amigo.
Die großen Erfolge mit komplexen Aufbauspielen wie in AGRICOLA gönnte er aber Lookout Games.
Auch in der Folgezeit unterstützte er Neugründungen von Verlagen, so Feuerland und die Edition Spielwiese. Ganz aktuell hat er auch die Wyrmgold GmbH mit angeschoben und dem jungen Verlag ROBIN VON LOCKSLEY spendiert.
Auf dem Bild ist der 29jährige Uwe Rosenberg 1999 in Essen mit seinem damaligen Gesamtprogramm zu sehen.
Trackbacks
Trackback-URL für diesen Eintrag
Keine Trackbacks
Kommentare
Ansicht der Kommentare:
(Linear | Verschachtelt)
Die Kommentarfunktion wurde vom Besitzer dieses Blogs in diesem Eintrag deaktiviert.