
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
DRUIDS
Mit Mehrheiten spielt der italienische Autor Leo Colovini sehr gerne, vorbildlich in CLANS und recht reizvoll auch in dem neuen Spiel DRUIDS, das bei Kidult Game erschienen ist. Ohne Autorennennung würde man unbedarft wahrscheinlich von einem typischen Knizia sprechen, ein verdecktes Kartenanlegespiel mit Bluffelementen.
Abstrakte Spielideen verkaufen sich mit thematischer Einbindung besser. In Colovinis Spiel werden Druiden bemüht, die Runenamulette aus wertvollen Edelsteinen sammeln. Der Weg zum Punktesammeln wirkt reichlich konstruiert, hat aber durchaus seinen Reiz. Gewertet wird an mystischen Ortskarten, von denen sechs ausliegen. Steinkarten mit Zahlenwerten von eins bis neun sind in sechs Serien diesen Orten zugeordnet, da 12 mystische Orte im Spiel sind, ist jede Farbe oder Steinsorte also zweimal vertreten. Außerdem gibt es noch sogenannte Diener-Karten mit den Werten eins bis sechs. In jedem Spielzug werden zwei Karten, entweder eine Diener-Karte und eine Steinkarte oder zwei Steinkarten an ein oder zwei mystische Orte gespielt. Vor dem Ausspielen der Karten darf an einem der Orte eine Wertung vorgenommen werden, sofern dort mindestens drei Karten ausliegen, eine muss davon eine Diener-Karte sein. Bei der Wertung wird zuerst überprüft, ob die abgelegten Edelsteinkarten zum mystischen Ort passen. Falsche Karten werden aussortiert, alle korrekten Karten ergeben in der Addition den Punktwert, der zur Verteilung ansteht. Die Punkte werden an die ausliegenden Diener verteilt. Die kleinsten Werte werden zuerst bedient, bleiben Punkte übrig, erhalten 5er- und 6er-Diener auch ihren Lohn. Generell gilt, der Letzte bekommt alles, das kann ganz viel, aber auch gar nichts sein. Für die Punktanzeige gibt es Pöppel und Punktekarten, die aneinander gelegt eine Wertungsleiste ergeben. Eine pfiffige Lösung für dieses kleine Kartenspiel, die Schule machen könnte. Nach der Wertung wird der mystische Ort durch einen anderen ersetzt. Die Spieler erhalten ihre Diener-Karten wieder, die Steinkarten werden beiseitegelegt. In der Regel müssen 11 Orte gewertet werden, bis das Spielende eintritt. Nur in dem Fall, in dem ein Spielstein über die letzte Punktekarte gezogen werden müsste und die nachzulegende unterste Karte besetzt ist, tritt ein vorzeitiges Spielende ein.
Das Regelwerk ist damit schon beschrieben. Der Spielreiz ergibt sich aus der verdeckten Kartenablage, die Bluffmöglichkeiten bietet. Allerdings sollte man diese auch nicht überbewerten. Spielziel bleibt für alle Spieler, die eigenen Diener mit wertvollen Edelsteinen zu bedienen. Wem es gelingt, mystische Orte besonders reich zu bestücken, die passenden Diener parat zu haben und zum rechten Zeitpunkt zur Wertung zu schreiten, der kann kräftig Punkte kassieren. Zufällig können sich natürlich auch Mitspieler an solchen Orten engagiert haben. Meist ist daher Glück und weniger Psychologie im Spiel. Trotz allem macht DRUIDS vor allem zu viert Spaß. Die italienische Firma Kidult Game, die nun auch mit Kartenspielen auf dem Markt ist, hat Colovinis Idee grafisch ansprechend umgesetzt. Ein ordentlicher Einstieg in das neue Genre.
Wieland Herold
Titel: DRUIDS
Autor: Leo Colovini
Grafik: Antonio Lutapelli
Verlag: Kidult Game
Spieler: 2-4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten
Spiel 12/2004 R67/2021
Die Rezension erschien 2004 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 6 von 10 Sternen,
das entspricht: Nächste Woche wieder

Zum Spiel und zum Autor:
der promovierte Historiker Leo Colovini ist mit rund 100 Veröffentlichungen der wohl bekannteste Spieleautor Italiens. Schon als 12jähriger lernte der Venezianer Alex Randolph in einem Schachclub kennen. Daraus erwuchs eine lange Freundschaft. Über den Status des Spieletesters wurde er bald Co-Autor. 1986 war DRACHENFELS die erste Veröffentlichung beider Autoren. Nur zwei Jahre später bekam er mit Alex Randolph eine Auszeichnung für INKOGNITO (1988).
1995 gründete er gemeinsam mit Randolph und Dario de Toffoli den Spielerverlag Venice Connection. Er gehört außerdem zum Team von Studiogiochi, das u.a. verantwortlich für den Premio Archimede ist.
Nachdem Colovini sein Geschichte-Studium mit einer Arbeit über Karl den Großen (Carolus Magnus) und die Langobarden in Italien abgeschlossen hatte, entwickelte er daraus das Spiel CAROLUS MAGNUS, das ihn zu seiner ersten Nominierung zum Spiel des Jahres führte. 2002 gelang ihm das noch einmal mit CLANS.
2016 galt er als der geheime Gewinner des Kinderspielpreises für LEO MUSS ZUM FRISÖR (vgl. Bild), für dieses Spiel von Abacus erhielt er die Kinderspielauszeichnung des Deutschen Spielepreises.