Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Schiebepuzzle im Inka-Tempel
Tobias und Roland Goslar waren bisher auf Rautenspiele abonniert, eigentlich wäre Harald Lieskes Spieleerstling, das GOLD DER INKA, etwas für die Kronberger Kleinverleger gewesen, aber Queen Games(ALHAMBRA) hat den Zuschlag bekommen. Das Spiel für zwei bis vier Personen hat zwar ein Thema, Schatzsuche in einem Inkatempel, stellen Sie sich dieses aber bitte nicht real umgesetzt vor. Wahrscheinlich sucht eher Indiana Jones spielerisch nach Inka-Schätzen, denn der Inka-Tempel, ein sechsteiliger Spielplan, lebt von beweglichen Bodenteilen. Korrekt beschrieben ist das GOLD DER INKA ein intelligentes Schiebepuzzle mit Rautenteilen.
Im Zentrum des Tempels befinden sich Zielrauten mit je drei Inka-Statuen, die die Spieler zu bergen versuchen. Der Weg dorthin ist beschwerlich, da er über viele Abgründe führt. Mit 13 beweglichen Wege-Rauten können diese aber überbrückt werden, wobei allerdings Mauern und Schlangen Zusatzhindernisse darstellen. Spielzüge der Spieler sind in vier Phasen unterteilt, für die drei Aktionspunkte zur Verfügung stehen. In der ersten und letzten Phase wird kostenfrei ein Blockadestein entfernt bzw. gesetzt. Wichtiger ist die zweite und dritte Phase, in der die Rauten und die Schatzsucher bewegt werden können. Auf dem in dreieckige Spielfelder unterteilten Spielfeld dürfen die Rautenteile beliebig frei verschoben und über eine Ecke gedreht werden. Hindernisse oder Überschneidungen beim Schieben oder Drehen beenden einen Zug. Die Spielfiguren können unter Beachtung der Hindernisse beliebig weit ziehen, jedes Überschreiten einer Schlange kostet allerdings einen Aktionspunkt. Sonderfelder ermöglichen eine Art Teleportation, aber auch die Bewegung der Zielrauten. Wer so als erster an die Statuen kommt und schließlich mit drei Figuren den Ausgang erreicht, gewinnt das Spiel.
Beachtlich: In der kleinen, preiswerten Schachtel steckt ein großes Spiel. Das Material ist solide, das Schiebepuzzle funktioniert gut, die Grafik, für die der Autor selbst verantwortlich zeichnet, ist gelungen.
Bedenklich: Der Grübelfaktor. Drei Aktionspunkte wollen sinnvoll verteilt werden, bei der Vielfalt der Schiebe-, Dreh- und Bewegungsmöglichkeiten dauert das ganz schön lange. Im Spiel zu viert eindeutig zu lang. Hinzu kommt, dass vorbereitende Planung fast unmöglich ist.
Bedeutend: Die intelligente Herausforderung des Schiebelabyrinths. Lieske kommt damit zwar nicht an das Kobbertsche VERRÜCKE LABYRINTH heran, liefert aber reizvollen Spielspaß besonders für zwei Schatzsucher in seinem Inka-Tempel.
Titel: GOLD DER INKA
Autor und Grafik: Harald Lieske
Verlag: Queen Games
Spieler: 2-4 (am besten 2)
Alter: ab 8 Jahren ( besser ab 10 Jahren)
Spieldauer: 30 bis 60 Minuten
Preis: ca. 15 Euro
Spiel 9/2005 R70/2021
Die Rezension erschien 2005 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 6 von 10 Sternen,
das entspricht: Nächste Woche wieder
Zum Spiel und zum Autor:
Der 46jährige Harald Lieske ist eigentlich eher als Spiel-Illustrator bekannt, weniger als Spieleautor. Er ist so etwas wie der Hausgrafiker von Friedemann Friese, auch für Spielworxx macht er viele Spiele
Zum Abschluss seines Designstudiums hatte er aber zwei Spiele entwickelt, von denen eines DAS GOLD DER INKA war.
Neben den Arbeiten Michael Menzels gehören die von Harald Lieske für mich zu den bemerkenswertesten der 00er Jahre. Die Arbeitsweise der beiden Grafiker könnte unterschiedlicher nicht sein: Menzel ist ein Perfektionist am Grafiktablett, Lieske vertraute anfangs ganz klassisch Stift und Pinsel. Seine Entwürfe entstanden ganz originär auf Papier.
2007 gelangte es ihm noch einmal , ein Spiel als Autor und Grafiker bis zur Endfertigung zu bringen. Winning Moves veröffentlichte das 2004 entwickelte Wetterspiel WIND UND WETTER.
Das Bild zeigt Harald Lieske 2004 auf dem Autorentreffen in Göttingen mit einem Vorläufer des Spiels.