Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
LANG LEBE DER KÖNIG!
Der Newcomer Günter Burkhardt, ein Lehrerkollege aus Baden-Württemberg, freut sich aktuell über drei Erstveröffentlichungen auf einen Schlag. Im Verlag Goldsieber konnte er sein Kartenspiel MANITOU unterbringen und F.X. Schmid veröffentlicht mit LANG LEBE DER KÖNIG und BÜRO CRAZY gleich zwei seiner Ideen.
Mit LANG LEBE DER KÖNIG! tritt der 36jährige Autor im Prinzip gegen einen Granden an, nämlich Wolfgang Kramer, der mit EL GRANDE im letzten Jahr das Spiel des Jahres gewann. Bei Burkhardt sind es keine spanischen Provinzen, sondern 13 englische Grafschaften. Drei bis fünf Spieler wollen am Ende den König von England stellen.
Barone, die Herrschaftsanwärter, starten mit zwei Gefolgsleuten, die sie möglichst schnell vermehren wollen. Dazu breiten sie sich aus und geraten in diplomatische Geplänkel mit den Gegnern. Das machen alle mit Hilfe von Karten und Würfeln mit dem entsprechenden Glücksanteil. Sobald ein Spieler seine 20 Einflusskarten aufgebraucht hat, kommt es zur Königswahl. Erreicht ein Spieler 19 oder 20 Stimmen, endet das Spiel, sonst tritt das Ganze in Wiederholungsrunden ein, die gar nicht so selten sind.
LANG LEBE DER KÖNIG! hat eher etwas von RISIKO als von EL GRANDE, wobei der Karten-Würfel-Mechanismus schon etwas Neues bietet. In den Duellen wählen die Beteiligten bis zu maximal fünf Ihrer Karten und würfeln entsprechend viele Würfel. Jeder Karte mit einfachem, doppeltem oder dreifachem Wert wird dann ein Würfel zugeordnet und multipliziert. Der Spieler mit der höchsten Gesamtsumme besetzt dann das Gebiet, das ihm Stimmen für die Wahl bringt. Als strategisch kann man LANG LEBE DER KÖNIG! nicht bezeichnen, da spielt das Glück dann doch eine zu große Rolle. Regeltechnisch verwundert ist man auch über die Setzung, dass an den Auseinandersetzungen um die Grafschaften nicht nur dort stehende Adlige und Gefolgsleute kämpfen, sondern alle beteiligt sind.
Deutlich leichtere Kost als Kramer in EL GRANDE bietet uns Günter Burkhardt hier mit seinem Spieleerstling an. Für Familien geeignet, aber nicht für jüngere Kinder.
Titel: LANG LEBE DER KÖNIG
Autor: Günter Burkhardt
Grafik: Franz Vohwinkel
Verlag: F.X. Schmid
Spielerzahl: 3-5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: ca. 60 Minuten
Preis: ca. 39.- DM
Spiel 20/1997 R78/2021
Die Rezension erschien 1997 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 5 von 10 Sternen,
das entspricht: Nächste Woche wieder
Zum Spiel und zum Autor:
Der Realschullehrer Günter Burkhardt startete 1997 als 36jähriger zu Beginn gleich richtig durch. Er durfte sich nicht nur über MANITOU freuen, sondern hatte mit LANG LEBE DER KÖNIG und BÜRO CRAZY (beide F.X. Schmid) gleich zwei weitere Spiele in seinem Erstveröffentlichungsprogramm. BGG verzeichnet vorher noch Eigenpublikationen wie die QUASSELSTRIPPE (1994) und DAS LIEBLINGSSPIEL DES ADAM RIESE (1996).
MANITOU gefiel nicht nur den Juroren von Spiel des Jahres, es erreichte den fünften Platz beim Kartenspielpreis der Fairplay und den zehnten beim Deutschen Spielepreis. Im Jahresrhythmus folgten mindestens zwei bis drei weitere Veröffentlichungen. Mit KUPFERKESSEL (Goldsieber) landete er 2002 erneut auf der Auswahlliste der Jury, gewann den österreichischen Titel Spiele Hit für Zwei und erreichte den achten Platz des Kartenspielpreises der Fairplay. Die Spiele MAORI (Hans im Glück, 2009) und POTATO MAN (Zoch, 2014) kamen auf die Empfehlungsliste der Jury Spiel des Jahres.
Beim Kartenspielpreis der Fairplay war er noch erfolgreicher, sein VOLLTREFFER (Berliner Spielkarten) gelangte 2000 auf den vierten Platz und mit VOM KAP BIS KAIRO (Adlung Spiele) erreichte er 2002 den ersten Platz.
Sein bisher größter Erfolg im Team mit seiner Tochter Lena war 2018 die Auszeichnung mit dem Kinderspiel des Jahres für FUNKELSCHATZ.
Von seinem Lehrerberuf hat er sich schon vor einiger Zeit beurlauben lassen. Er arbeitet inzwischen hauptberuflich als Spieleautor, engagiert sich in seiner Heimat in der Nähe von Bad Ditzenbach im Sportverein und ist für Die Grünen im Gemeinderat.
Das Bild zeigt Günter Burkhardt 1996 beim Hippodice Wettbewerb in Bochum.