Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
RÄTSELTURM
Wer knackt den Farbcode? Die simplen Ideen sind oft die besten. Heinz Meister ist so ein Arrangeur einfacher Spielideen, besonders für Kinderspiele. Den Preis für das beste Kinderspiel des Jahres hat er vor wenigen Wochen für SCHWEINSGALOPP (Ravensburger) verliehen bekommen.
Sein RÄTSELTURM (F.X. Schmid) ist wahrscheinlich zu denklastig für solche hohen Würdigungen, trotzdem eignet sich seine Idee fantastisch für Grundschüler, ich nutze es sogar in Vertretungsstunden im Gymnasium.
Sieben bunte Holzscheiben sind 22 Buchstaben zugeordnet, so stehen die grünen Scheiben für „ABC“, die gelben für „DEF“ usw. Jeder bekommt eine Decoder-Karte mit diesen Buchstabenkombinationen und alle einigen sich vorher auf eine Wortlänge. Gelesen wird Chinesisch von oben nach unten. Der Startspieler verschlüsselt ein Wort, die Mitspieler raten. Wer es als erster findet, gewinnt einen Punkt. Kommt keiner drauf, bekommt der Verschlüssler den Punkt. Sobald ein Spieler fünf Punkte hat, endet das Spiel.
Heinz Meister bietet zusätzlich interessante Spielvarianten an. Am spannendsten ist sicherlich die Version, die er "Lass Dich nicht erwischen!" nennt. Hier wird ins Blaue hinein mit ständigen Scheibenerweiterungen geplant. Jeder muss sich dabei ein Wort vorstellen können, wenn ein Spieler an kein geeignetes längeres Wort denken kann, hat er zwei Möglichkeiten. Er legt einfach eine weitere Scheibe unter den Turm, hoffend, dass der nächste Spieler auf den Bluff hereinfällt. Oder er zweifelt den bisherigen Stand an. Wenn der vorangehende Spieler kein passendes Wort nennen kann, erhält er einen Minuspunkt. Im anderen Fall bekommt den der Herausforderer. Gespielt wird auf zehn Runden.
Das Deduktionskonzept ist nicht nur etwas für Kinder, auch Erwachsene beißen sich die Zähne an langen Worten gerne aus. Wie oben schon erwähnt, lässt sich der RÄTSELTURM auch mit großen Gruppen spielen, da müssen alle nur ihre Lösungen aufschreiben. Schön sind die Steigerungen, wenn man mit Grundschulkindern mit drei bis fünf Scheiben spielt und dann den Turm immer weiter wachsen lässt. Besonders gut gefällt mir allerdings die oben beschriebene Variante.
Titel: RÄTSELTURM
Autor: Heinz Meister
Grafik: J.G & Partner
Verlag: F.X. Schmid
Spielerzahl: 2-8
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: ca. 30 Minuten
Preis: ca. 15.- DM
Spiel 8/1992 R80/2021
Die Rezension erschien 1992
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder

Zum Spiel und zum Autor:
Heinz Meister gehört zu den produktivsten und am längsten aktiven Spieleautoren in Deutschland. Mit Blick auf die Anzahl seiner Veröffentlichungen dürfte ihn nur Reiner Knizia übertreffen.
Besonders erfolgreich war und ist Heinz Meister mit Kinderspielen. Mit SCHWEINSGALOPP gewann er 1992 sowohl den Sonderpreis der Jury Spiel des Jahres als auch den des Deutschen Spielepreises. Auf diesen war er Anfang der 90er Jahre abonniert, er gewann ihn 1993 für VERFLIXT GEMIXT und 1994 für HUSCH, HUSCH, KLEINE HEXE. Ein Jahr später zeichnete ihn die Jury Spiel des Jahres mit dem damaligen Sonderpreis Kinderspiel für KARAMBOLAGE aus. ZAPP ZERAPP war dann fast wieder ein Doppelerfolg, mit Klaus Zoch zusammen gewann er 2001 den Deutschen Kinderspielepreis und eine Nominierung zum Spiel des Jahres.
RÄTSELTURM wurde zuerst unter dem Titel RATETURM ebenfalls bei F.X. Schmid 1988 veröffentlicht. Damit gehört es zu den allerersten Spielen Heinz Meisters, der davor nur DENK MAL (1987) bei Ravensburger herausgebracht hat. Amigo hat dann 2005 noch einmal eine Version des Spiels veröffentlicht.
Das Bild zeigt Heinz Meister mit Synes Ernst bei der Übergabe der Nominierungsurkunde während der Preisverleihung in Berlin 2005 für DADDY COOL, ein weiteres erfolgreiches Meisterstück.