
Wer war's? MIA LONDON
Antoine Bauza könnte der erste Spieleautor sein, der in jedem Preissegment der Jury punkten konnte. Vor zehn Jahren war er schon einmal der erste. Er gewann mit 7 WONDERS den ersten Titel Kennerspiel des Jahres. 2013 hat er sich in die rote Region vorgearbeitet und für HANABI den Titel für das Spiel des Jahres gewonnen. 2021 ist er bei den Kinderspielen angelangt und hat mit MIA LONDON die Chance auf das Triple. Er muss sich allerdings doppelter französischer Konkurrenz erwehren, gleich zweimal sind die in diesem Bereich sieggewohnten Marie und Wilfried Fort (TAL DER WIKINGER, 2019) die Konkurrenten, allein mit FABELWELTEN und in Partnerschaft mit Bruno Cathalla mit DRAGOMINO und damit mit einem durchaus auch siegerfahrenen Autor, denn dieses Spiel ist der kleine Bruder von KINGDOMINO (SdJ 2017). Selten traf sich so viel geballte Kompetenz auf einer Nominierungsliste der deutschen Jury und das auch noch durchweg aus Frankreich.
Wer kennt sie nicht, die Mix-Max-Klappbücher, die die witzigsten Tierfiguren erstehen lassen. Antoine Bauza und Corentin Lebrat, die zuletzt DRAFTOSAURUS gemeinsam entwickelt haben, arbeiten ermittlungstechnisch mit einer solchen Klapp-Akte, die sich gut eignet ein Phantombild des Täters zu erstellen, weil Kopfbedeckung, Brillengläser, Bart und Fliege recht unverwechselbar aussehen.
Der einfache Klappmechanismus in dem Ermittlungsringbuch lässt 625 verschiedene Gauner erstehen und jedes Mal stellt sich die Frage, wer hat diesmal das furchtbare Verbrechen in London begangen?
Bauza&Lebrat verlangen eine ganze Menge von den kleinen Ermittlern, vor allem gute Beobachtungsgabe und ein ganz hervorragendes Gedächtnis. 40 Merkmalskarten dienen der Identifizierung eines Täters. Von jedem Hauptmerkmal gibt es fünf verschiedene Ausführungen. Jedes Merkmal ist zweimal vorhanden, allerdings wird jeweils eine Karte den vier Bereichen entnommen und führt zur Täterbeschreibung, die es herauszubekommen gilt.
Raffiniert geregelt sind die mnemotechnischen Anforderungen, die sich vom Kopf bis zum Hals steigern. So werden beim Hut die übrigen neun Karten nacheinander in Viererreihen auf- und überdeckt, was es recht leicht macht, sich an die fehlende Kopfbedeckung zu erinnern. Das Hutmerkmal, das die Kinder nur einmal sehen, stellen sie dann in ihrer Ermittlungsakte ein. Bei der Brille sind es nur noch drei Stapel, beim Schnurrbart folgt ein Zweier-Rhythmus und schließlich gibt es für die Fliege nur eine einzige Ablage. Diese Steigerung ist fantastisch gemacht und fordert die Kinder.
Am Ende zeigen alle ihre Ermittlungserfolge. Wer die meisten Übereinstimmungen vorweist, gewinnt MIA LONDON nach zügigen fünf Minuten.
Kinder lieben das Mix-Max-Buch und den spannenden Spielablauf. Durch diese Akte werden sie fast echte Detektive. Eine pfiffige Idee, die zurecht nominiert wurde. Ob sie gegenüber der starken Konkurrenz Bestand hat, werden wir im Juni sehen.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: MIA LONDON
Autoren: Antoine Bauza, Corentin Lebrat
Grafik/Design: o.A.
Verlag: Le Scorpion Masqué, Vertrieb Asmodee
Alter: ab 5 Jahren
Spielerzahl: 2 - 4
Spielzeit: ca. 10 - 15 Minuten
Preis: ca. 20 Euro
Spiel 40/2021