Samstag, 29. Mai 2021
CHAKRA
Fülle deine Energiezentren: CHAKRA
Ganz ehrlich, mit Harmonisierung von Chakren kann ich nicht wirklich etwas anfangen. Deshalb habe ich ziemlich lange gebraucht bis ich mich dieser Idee Luka Krležas mit spitzen Fingern genähert habe. Da muss man sich schon auf Bhagya-Blase, Lotusblumen, Energie-Kanalisation und Meditation einstellen wollen, um „positive Energie des Universums einzufangen und negative Energie zu lindern.“
Vermutlich würde ich diese Distanz nicht entwickeln, wenn Krleža mit Magiern arbeiten würde, die lupenreine Feuer- und Wasserzauber hinzubekommen versuchen. Beides wären Optimierungsspiele, die von ihrer Mechanik her, perfekt funktionieren. Die persönlichen Spielbretter sind die Steuerungstafeln des Spiels. Sie zeigen eine Art Verschiebebahnhof für sieben bunte Kristalle und Optionen für die Bewegung dieser Edelsteine, die mit Hilfe von fünf schwarzen Chips aktiviert werden. Jeder Kristallfarbe wird geheim ein Punktewert zugeordnet, der zwischen einem und vier Punkten schwanken kann. Anfangs darf sich jeder nur den Wert einer Farbe anschauen. Der Kristallmarkt ist stets mit drei Dreierspalten von Farbsteinchen bestückt. Wer am Zug ist, bedient sich aus einer Spalte und nimmt bis zu drei Steine unterschiedlicher Farbe. Schwarze Steine mit negativer Energie muss man dabei in Kauf nehmen. Diese Steine dürfen dann auf der eigenen Steuerungstafel entweder ganz oben eingesetzt werden oder schon direkt in einen Farbbereich, der für eine Farbe passt und möglichst die anderen in der Nähe hat. Die Option muss aber mit einem schwarzen Marker gekennzeichnet werden, der dann bei den unterschiedlichen Verschiebemöglichkeiten nicht mehr zur Verfügung steht. Das ist nämlich die wesentliche Aktionsalternative. Eines von acht Feldern darf markiert werden und lässt bis zu drei Verschiebeschritte der Kristalle überwiegend nach unten, teilweise aber auch nach oben zu, um die gewünschten Farbkreise zu füllen. Wer keinen Marker mehr hat oder auch vorher mehr Optionen nutzen möchte, passt als dritte Aktionsmöglichkeit und erhält alle Marker von den Bewegungspunkten zurück, nicht aber die, die an den Farbkreisen liegen. Die gibt es erst dann wieder, wenn dort alle drei Kristalle passend ausliegen. Zusätzlich gibt es für das Aussetzen, einen weiteren Blick unter die Punktwerte der Kristallfarben.
Sobald ein Spieler seinen fünften Farbkreis vollständig belegt hat, tritt das Spielende ein. Die sieben Wertungsscheiben werden dann alle aufgedeckt und es gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten. Die schwarzen Steinchen können dabei noch Zünglein an der Waage sein. Wer sie ganz nach unten führt, bekommt einen Punkt für jeden Stein.
Die Esoterik beiseiteschiebend, bleibt ein überraschend elegantes Spiel übrig, mit einer interessanten Balance von Steinaufnahme, Platzierungs- und Verschiebungsspielchen. Das besonders effektiv ablaufen zu lassen, macht den Reiz von Chakra aus. Wie sinnvoll dabei die verdeckte Bepunktung ist, darüber lässt sich streiten. Die lila und braunen Startkreise sollte man unabhängig von deren Werten schnell in Angriff nehmen, weil dann die Überbrückung zu den unteren Kreisen schneller klappt. Geschwindigkeit bringt grundsätzlich mehr, als das gezielte Spielen auf eine 4er-Farbe. Wer zuerst fertig ist, kommt minimal auf neun Punkte, meistens sind aber noch höhere Werte mit im Topf. Ob es sich lohnt, Bewegungspunkte für die schwarzen Steine zu opfern, ist auch so eine Frage. Sie ganz nach unten zu bringen ist teuer und macht eigentlich nur Sinn, wenn man den grünen oder gelben Kreis zum Start belegt. Gegen Ende lässt man sie am besten einfach ganz oben, da man sowieso nicht mehr so viele Steine aufnimmt. All das ist letztlich ein Puzzlespiel, das sehr monogam abläuft. Interaktion ist nur ganz beschränkt bei der Aufnahme der Kristalle vorhanden. Damit nicht alle von oben nach unten ihre Brücken bauen, steuert der Autor zumindest in Ansätzen dagegen, indem er sich noch einen kleinen Zusatzbonus hat einfallen lassen, für den Spieler, der in der umgekehrten Wertung die längste Reihe aufbauen konnte. Mit zwei Punkten scheint das nicht besonders lukrativ. Wer allerdings daran baut, bekommt meist zusätzlich schwarze Steine ganz nach unten und damit weitere Punkte.
Die Spielmechanik gefällt mir, dem Thema ,inklusive der sprachverschwurbelten Spielregel, kann ich nichts abgewinnen. Wer das mag, wird sicherlich auch Freude an der Gestaltung finden.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: CHAKRA
Autorin: Luka Krleža
Grafik/Design: Claire Conan
Verlag: Game Factory
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 1 - 4
Spielzeit: ca. 30 Minuten
Preis: ca. 23 Euro
Spiel 44/2021
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