Sonntag, 13. Dezember 2015
CODENAMES
Vlaada Chvátil, der wohl namhafteste tschechische Spieleautor und Mitbegründer von Czech Games Edition (CGE), steht für anspruchsvolle Kost. Bekannt wurde er vor allem durch GALAXY TRUCKER, IM WANDEL DER ZEITEN und MAGE KNIGHT. Der Informatiker steht für besonders kreative Ideen, dass er allerdings auch ganz simple Spielansätze beherrscht, beweist sein neuester Coup: CODENAMES.
Im Oktober in Essen erschienen, zwei Monate danach mit fast 5000 Wertungen bei BGG auf Platz 1 der Partyspiel-Liste, DIE UNÜBLICHEN VERDÄCHTIGEN, MAFIA DE CUBA und MYSTERIUM weit hinter sich lassend, nur AGENT UNDERCOVER kann ihm, zurzeit auf dem 13. Platz liegend, einigermaßen folgen. Irgendwie hat Chvátil wieder einmal Vieles richtig gemacht. Er hat den Trend der kommunikativen Deduktionsspiele erkannt und eine einfache Zugangsform gefunden, die vergleichbare Spiele alt aussehen lässt.
Ich sage nur „Bond 9“! Und mein Team jubelt, da sprudelt es nur so: „Spion, Laser, Kasino, Roulette, Antarktis, Katze, Wanze, Mond“, nur bei der „Dame“ ist Feierabend, ich hätte viel lieber die „Pistole“ gehört. Einen solchen Start in eine Runde CODENAMES durfte ich tatsächlich erleben. Mein Agententeam musste neun von 25 Begriffen entschlüsseln und schaffte auf Anhieb uneinholbare acht!
25 Begriffskarten liegen in einem 5x5 Raster aus. Zwei Geheimdienstchefs blicken auf eine Codekarte, die die Positionen der Begriffe anzeigt, die die zugehörigen Teams herausbekommen müssen. Beim Startteam geht es um neun Begriffe, das gegnerische Team braucht nur acht zu finden. Dann gibt es noch sieben Begriffe, die als unbeteiligte Zuschauer fungieren, die „Dame“ war ein solcher Begriff und einen Attentäter. In der Bond-Runde war der Schlüsselbegriff für den Meuchelmörder „Drossel“ zum Glück weit weg von den Bond-Assoziationen.
Der Tippgeber, der Teamchef, hat die schwerste Rolle inne, er darf einerseits nicht mehr als einen Begriff und eine Zahl nennen. Anderseits muss er seinen Tipp auch so abstimmen, dass keine gegnerischen Karten erraten werden und vor allem nicht der Attentäter. Fauna-Assoziationen dürften also im gewählten Beispiel gefährlich sein. Das Team muss mindestens einen Rateversuch machen, darf insgesamt aber so viele Versuche unternehmen, die der genannten Zahl entsprechen. Solange die Tipps richtig sind, geht es weiter. Erratene Karten werden abgedeckt. Wird eine neutrale Karte oder eine gegnerische geraten, wird auch diese entsprechend verdeckt und der andere Geheimdienstchef ist an der Reihe. Beim Attentäter ist sofort Schluss, sonst endet die Runde, wenn ein Team alle seine Wortkarten abgedeckt hat.
Wer Druck ins Spiel bringen möchte, nutzt die beiliegende Sanduhr, die dann die Grübelphasen für den gegnerischen Chef abkürzt. So schwer es den Bossen fällt, sie müssen sich zurückhalten, bei der Einwortregelung bleiben und auch mimisch keine Tipps geben. Das ist in der Hektik des Spiels nicht immer ganz einfach, besonders dann, wenn es, was oft passiert, auf einen knappen Spielausgang hinausläuft. Es gibt zwar Regeln für zwei und drei Spieler, im Grunde funktioniert CODENAMES aber so richtig erst mit vier Spielern aufwärts.
CODENAMES ist ein geniales Kommunikationsspiel, das mit den Einwortsätzen scheinbar gar nicht elaboriert daherkommt, aber intellektuelle Höchstleistung verlangt. Spieler, die anfangs nur mit „Küche 1“ oder „Märchen 1“ agieren, kommen im Laufe der Runde auf immer mehr Zusammenhänge. Da sprüht der Geist und die Erfolgskurve zeigt steil nach oben, zumal ja ständig kleine Erfolgserlebnisse zu verzeichnen sind. Am ehesten ist CODENAMES noch mit Erik Nielsen assoziativen LINQ zu vergleichen, das die Jury „Spiel des Jahres“ 2008 auf der Empfehlungsliste hatte. Da sehe ich Chvátils Idee mindestens auch im nächsten Jahr. Durch die hohe Varianz hat es eindeutig die Nase vor Spielen wie MYSTERIUM, bei dem sich doch bestimmte Bildkombinationen einschleifen und arbeitet auch nicht mit Vorurteilen wie DIE UNÜBLICHEN VERDÄCHTIGEN.
Nachtrag Mai 2016: Qualität setzt sich durch - CODENAMES ist für das "Spiel des Jahres" 2016 nominiert.
Wertung: Jederzeit wieder
Titel: CODENAMES
Autor: Vlaada Chvátil
Verlag: Czech Games Edition, Vertrieb: Heidelberger
Alter: ab 14 Jahren
Spielerzahl: 2-8 Spieler
Spielzeit: 15 Min.
Preis: ca. 15 Euro
Trackbacks
Trackback-URL für diesen Eintrag
Keine Trackbacks
Kommentare
Ansicht der Kommentare:
(Linear | Verschachtelt)
Die Kommentarfunktion wurde vom Besitzer dieses Blogs in diesem Eintrag deaktiviert.