Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Spiel des Jahres 1994. MANHATTAN
Mit überzeugenden Spielideen ist Andreas Seyfarth bisher weniger aufgefallen, recht leichte Kost hat er bei Schmidt Spiele herausgebracht, vielleicht auch weil seine Frau Karen dort als Redakteurin arbeitet. MAX UND MORITZ, HARRY DREHT ALLES UM und zwei ZORRO-Spiele sind schon in der Versenkung verschwunden.
Der Verlagswechsel zu Hans im Glück hat Seyfarth allerdings gut getan, mit MANHATTAN und gerade eben im Herbst mit WALDMEISTER, ein Spiel zum Waldsterben, beweist er, dass es auch anspruchsvoller geht.
In die Welt der Finanz- und Bauhaie führt er in MANHATTAN. In seinem Bauspiel geht es aber eher abstrakt zu. Um die Errichtung der höchsten und meisten Hochhäuser in Großstädten dieser Erde wird spielerisch gestritten. Der Großstadtdschungel entwickelt sich über den taktischen Einsatz von Bauplatzkarten. Die Spieler besitzen 24 Bauteile in vier Größen, zusätzlich Baukarten, die, abhängig vom Sitzplatz, exakt definieren, wo gebaut werden darf. Angezeigt wird ein Bauplatz, der Ort kann frei gewählt werden. In den vier Spielrunden wählen sich alle jeweils 6 Bauteile aus. Wer am Bauen ist, legt eine Baukarte. Freie und eigene Plätze dürfen ohne Einschränkungen be- oder überbaut werden, fremde nur dann, wenn man einen zumindest gleich hohen Stein setzt.
Jede Runde wird bilanziert. Für den höchsten Turm auf dem Plan gibt es drei Siegpunkte, für die Mehrheit an Türmen in den Städten zwei Gewinnpunkte, außerdem bringt jeder Turm einen Punkt. Nach vier Runden gibt es kein Baumaterial mehr und das Spiel wird mit der abschließenden Wertung beendet.
Das Spiel wirkt eher nüchtern, auch die Farbgestaltung sagt mir nicht zu. Trotzdem entwickelt sich im Laufe der Bauphasen eine enorme Spielspannung. Vom Spielreiz her gehört MANHATTAN eindeutig zu den besten Spielen des Jahres. Der Meinung ist auch die Jury Spiel des Jahres, die in Mainhattan, in Frankfurt, vor wenigen Wochen Andreas Seyfarth und Bernd Brunnhofer als Verleger die Urkunde zum Spiel des Jahres überreichte.
Titel: MANHATTAN
Autoren: Andreas Seyfarth
Grafik: Franz Vohwinkel
Verlag: Hans im Glück
Spieler: 3 bis 5
Alter: ab 10 Jahren
Dauer: ca. 30 Minuten
Preis: ca. 40 DM
Spiel 16/1994 R108/2021
Die Rezension erschien 1994
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Zum Spiel und zum Autor:
Der 59jährige Münchner Spieleautor Andreas Seyfarth arbeitete als Verwaltungsbeamter für die Deutsche Telekom. Wie im Text damals beschrieben, hat er zu Beginn der 90er Jahre einige Spiele für Schmidt Spiele veröffentlicht.
Sein erster großer Erfolg war MANHATTAN, den er mit THURN UND TAXIS 2006 wiederholte. Wohl sein bestes Spiel ist PUERTO RICO (2002), mit dem er „nur“ nominiert war, aber den 1. Platz beim Deutschen Spielepreis bekam. In dieser Preisklasse bewegte sich auch das 2004 erschienene SAN JUAN, das den 2. Platz beim Spielepreis erreichte.
Bis auf Neuauflagen seiner Erfolge hat Seyfarth in den letzten zehn Jahren nichts mehr veröffentlicht.
Das Bild zeigt Andreas Seyfarth (rechts außen) bei der Preisverleihung der Jury 1994 in Frankfurt.