Sonntag, 11. Juli 2021
PAGODE
SAMMELSURIUM
E-Serie von F.X. Schmid
Die bei Spielesammlern bekanntesten Spiele aus dem F.X. Schmid Verlag sind die Spiele der E-Reihe. Das „E“ steht für Erwachsenenspiele, die Serie erschien in den Jahren 1973/74. Die E-Serie war die Antwort aus Prien auf die Casino-Reihe von Ravensburger und die 3M-Serie. Die Spieleschachteln ähnelten aber nur den Buchschubern von 3M. Im Grunde genommen waren es einfache Stülpschachteln mit durchaus edler Innenverkleidung.
Die am meisten gesuchten Spiele dieser Serie sind: TRADE, SAMURAI, PAGODE und SNIFF. Mit LASKA hatte der Verlag einen Klassiker im Programm, der von einem ehemaligen Schachweltmeister stammte.
Die Firma war älter als Ravensburger. Franz Xaver Schmidt gründete den Verlag 1860 in München. Anfangs wurden nur Spielwaren und Karten produziert, nach dem Zweiten Weltkrieg, das Unternehmen war inzwischen in Prien am Chiemsee ansässig, kamen auch Brettspiele und Puzzles dazu. 1997 übernahm Ravensburger die Firma, labelte bis 2000 noch Produkte unter FX, stellte dann aber die Spiele ein.
PAGODE
Angeblich liegt die Vergangenheit von PAGODE weit zurück, es stamme aus Ostasien und sei ursprünglich ein Astrologenspiel namens SCHUTI gewesen. Ob das wirklich so ist, darf bezweifelt werden. Eugen Oker, der für das Vorwort verantwortlich zeichnet, ist für seine fantasievollen Ausschmückungen von Spielgeschichten bekannt, zumal er PAGODE bewusst in einem Atemzug mit SCHACH und GO nennt. Dabei betont Oker, PAGODE besitze 6000 Kombinationsmöglichkeiten, SCHACH und GO nur 400 bzw. 1800. Damit ist klar, hier wird dem Spiel eine Vorgeschichte angedichtet, die es in höchste Regionen hebt. Als Autor wird ein Valentin Siena genannt, evtl. auch ein Pseudonym, BGG verzeichnet Oker selbst als Autor des Spiels.
PAGODE ist ein Wettbewerb um die Darstellung wertvoller Figuren auf einem Spielbrett. Das Duell findet auf einem 9x9 Brett mit grünen, roten und schwarzen Feldern statt. Gespielt wird mit 14 grünen und roten Spielsteinen, je zur Hälfte Quadrate und Säulen. Der Ablauf ist wie üblich, Steine werden ins Spiel gebracht, Säulen dürfen auf gleichfarbige Felder versetzt werden, die Steine nur wieder vom Feld genommen und später wieder eingesetzt werden. Nur für den Fall, dass ein Spieler alle seine 14 Spielsteine auf dem Brett hat, gilt, dass er beliebig viele eigene Steine vom Brett nehmen darf.
Entscheidend sind bestimmte Konstellationen von Spielsteinen. Am einfachsten ist die Hütte, die aus vier Spielstücken im Quadrat gebaut wird. Häuser haben Zwischenräume und sind zwischen 3x3 und 5x5 Felder groß. Burgen haben eine Fläche von 6x6 bis 9x9 Feldern. Türme sind langgezogene Rechtecke, schließlich bleiben die namensgebenden Pagoden, die Quadrate, die auf den Diagonalen und auf dem besonders gekennzeichneten Mittelkreuz liegen müssen.
Neben diesen „positiven“ Bauwerken, gibt es auch „negative“, so den Zaun mit drei Spielsteinen in gleichen Abständen, die Mauer mit vier Steinen in einer Reihe und die Ruine, die entsteht, wenn eines der positiven Gebäude nur aus Säulen besteht.
In den Gebäuden zählen nur die Steine Punkte, wobei Hütten nur einen Punkt, Pagoden aber 15 Punkte bringen, die Punktzahl verdoppelt sich dabei, wenn es sich um Steine auf eigenen Farbfeldern handelt.
Auch das Schlagen gegnerischer Steine ist möglich, allerdings deutlich komplizierter als in den meisten Spielen. Ein zu schlagender Spielstein muss umzingelt sein, sich damit im Fadenkreuz von vier Gegnern befinden. Dieses Kreuz muss gemeldet werden, nur wenn der Gegner sich nicht zurückzieht, darf er geschlagen werden. Nicht gemeldet werden muss der Abriss negativer gegnerischer Gebäude wie Zäune und Ruinen. Auf die Konstellation dieser Figuren muss man achten, denn diese Steine kommen, wenn angemahnt, aus dem Spiel.
PAGODE endet, wenn ein Spieler nach der Fertigstellung eines Gebäudes diese Konstellation im nächsten Zug anmeldet. Der Gegner darf nun noch kontern, gelingt es ihm, ein wertvolleres Gebäude zu errichten, hat er gewonnen.
Diese Regeln sind anfangs so gewöhnungsbedürftig, dass es mindestens drei Probepartien braucht, bis die Spieler den Durchblick haben. Den Überblick über Spielsteine, Feldfarben und die acht Gebäudeformationen zu behalten, bleibt schwer, vor allem wenn viele Steine auf dem Brett sind. Stark sind die Randfelder, da diese Steine nicht geschlagen werden können, auch das Mittelkreuz muss beachtet werden und das Setzen auf passende Farbfelder.
PAGODE ist mit gleichwertigen Gegnern ein spannendes Stellungsspiel, das F.X. Schmid damals wunderschön umgesetzt hat. Samtenes Inlett, wertige Spielsteine und eine Regel mit taktischen Hinweisen und Musterpartien.
Titel: PAGODE
Autor: Valentin Siena
Grafik: Rudolf Ross
Verlag: F.X. Schmid
Spielerzahl: 2
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: ca. 30 Minuten
Preis: ca. 60 DM
Wertung: Gerne morgen wieder
Sammelsurium 28 - S28/2021
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