
… und sie rennen und rennen und rennen. Die Schildkröten von der Seychellen-Insel Mahé haben etwas vom guten alten „Käfer“, der läuft und läuft und läuft. Wie ein Uhrwerk spulen sie ihre Runden um die idyllische Insel ab, um zu der Strandbucht für ihre Eiablage zu kommen. Das haben sie so in ihren Genen wie der alte Käfer in seinem Boxermotor.
Damit ist auch in Kürze schon (fast) das ganze Spiel MAHÉ beschrieben, das der franjos Spieleverlag in Essen vorgestellt hat: Eine Rundtour für maximal sieben Schildkröten über 21 Felder um die Insel herum, um in der Eierbucht ein bis sechs Eier abzulegen, was der Inselchronist mit einer entsprechenden Belohnungskarte dokumentiert. Der Antrieb läuft dabei nicht nur genetisch bestimmt, sondern die Motorkraft der Schildkröten spenden Würfel, mal einer, manchmal auch zwei und wenn es ganz gut kommt, wird der Turbo mit sogar drei Würfeln eingelegt. Das Tollste bei diesem Inselturn ist aber für die Schildkröten, dass sie ganz ohne eigenen Antrieb im Windschatten anderer Schildkröten mitschwimmen dürfen, Huckepack sozusagen. Gelaufen wird, bis der Chronist nach 21 Eintragungen, im Gebüsch verschwinden muss. Aber keine Angst, der kommt gleich wieder, denn die Schildkröten wollen rennen und rennen und rennen.
Wer jetzt sagt, irgendwoher kenne ich das doch, der gehört wahrscheinlich zu den älteren Lesern der Spielerei. Der Autor ist Alex Randolph dessen Spielidee KÄNGURUH (Ravensburger, 1974) und DIE HEISSE SCHLACHT AM KALTEN BUFFET (Ravensburger, 1990, auch auf der Auswahlliste Spiel des Jahres) hier wieder aufgegriffen wird. Weitere Ausgaben sind als PUSH OVER (Parker, 1981), GENERALOWSKY (International Team, 1987) und MONSTER-FRESSEN (Simba, 1998) erschienen. Der vor zehn Jahren verstorbene Altmeister der Spielautoren zeigt mit diesem Klassiker, wie aus nur zwei guten Grundideen ein hervorragendes Familienspiel entsteht. Im Grund genommen hat Randolph 1974 Sacksons CAN'T STOP-Prinzip schon vorweggenommen. Darauf fußt der eine Reiz der Grundidee. Die Zahl 7 darf würfelnd nicht überschritten werden, anderseits zählt die Anzahl der benutzten Würfel als Multiplikationsfaktor. Wer also mit einer 2 startet, danach eine 3 würfelt, könnte schon das Risiko eingehen, statt 10 Felder zu gehen, auf 21 zu spekulieren oder zurück zum Start zu müssen. Aus der Startposition heraus, wird meist mit mehr Risiko gespielt. Im Spielverlauf gibt man sich wahrscheinlich eher mit 10 Schritten zufrieden. Das ist ein ständiges Abwägen, da sind ständig Emotionen im Spiel.
Das gilt auch für das zweite Element, das parasitäre Mitgetragenwerden. Wer aufspringen kann, macht das auch, weil er dann im Sattel sitzt und über die nächsten Würfelwürfe bestimmen darf. Das ist in MAHÉ perfekt umgesetzt. In den beiden Ravensburger Ausgaben waren es nur wenige stimmungsvolle Scheiben, die in den Rundkurs geschickt wurden, hier sind es von Franz-Josef Schulte entworfene Schildkröten, die - CAMEL UP lässt grüßen – das Huckepack-Rennen optisch und haptisch zum Erlebnis werden lassen. Auch Randolph hätte seiner Freude an dieser Umsetzung gehabt, hatte er doch selbst größtes Vergnügen an der Figurengestaltung. Die von ihm entworfenen Schweinchen aus der RÜSSELBANDE (Drei Magier, 2001) folgen genau diesem Prinzip.
Die Unterschiede der neuen Ausgabe von franjos zu den Vorgängerausgaben sind marginal. Was soll man auch an einem hervorragenden Spiel verändern? Der wichtigste Unterschied ist, dass die Spieler bei MAHÉ nicht genau wissen, welche Gelege-Karten im Spiel sind, da am Anfang vier Karten herausgelegt werden. Zusätzlich hat sich Franz-Josef Schulte noch eine Variante einfallen lassen, bei der auch bereits gewonnene Karten als Würfelersatz eingesetzt werden dürfen.
MAHÉ macht vor allem in großen Runden riesigen Spaß, auch Vielspieler schätzen den Schildkrötenwettlauf als lustige Unterhaltung. Seit Essen ist MAHÉ der Absacker par excellence in vielen Spielrunden geworden. Die Schildkröten rennen und rennen und rennen – ein Dauerrenner, der noch nie so schön war, wie heute.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: MAHÉ
Verlag: franjos Spieleverlag (www.franjos.de)
Autor: Alex Randolph
Spieleranzahl: 2-7
Alter: ab 7 Jahren
Dauer: 20 bis 30 Minuten
Preis: 25 Euro