Mittwoch, 18. Oktober 2017
STORYCARDS LABYRINTH DER SPIEGEL
Rätselgeschichten, verwinkelte Räume, deren Ausgang zu suchen ist, all das kennen wir seit dem Boom der EXIT- / ESCAPE-Spiele. Ganz aktuell verbindet Kosmos das DREI ???-Universum mit der EXIT-Welt von Inka und Markus Brand. DAS HAUS DER RÄTSEL ist das erste Abenteuer dieser Symbiose. Mit deutlich abgespeckten Aufgaben gibt es inzwischen ein ähnliches Konzept von Floyd Pretz, das sich STORYCARDS nennt. Kosmos hat dies unter anderem auf das Mädchen-Pendant von Justus Jonas & Co. übertragen, die DREI !!! Franzi, Kim und Marie.
Das Konzept der Cardventures entspricht dem der klassischen Abenteuerbücher der 80er Jahre wie Ian Livingstones und Steve Jacksons HEXENMEISTER VOM FLAMMENDEN BERG oder Joe Devers EINSAMER WOLF-Reihe. Die Handlungsalternativen ergeben sich bei Pretz allerdings aus einzelnen Spielkarten.
DAS LABYRINTH DER SPIEGEL führt die drei Mädchen zur Einweihung eines Spiegelkabinetts. Am eigentlichen Festakt können die Detektivinnen gar nicht richtig teilnehmen, da Kims Zwillingsbrüder sich sehr früh selbstständig machen und in den noch nicht eröffneten Spiegelgängen und -sälen verschwinden. Damit Kims Eltern keinen Ärger machen, bleibt den Mädchen nichts anderes übrig, als den Jungen hinterherzueilen.
Spieltechnisch stehen für die Suche vier Kartenstapel zur Verfügung, das sind zum einen zehn schwarze Startkarten, 14 Karten für Kim und jeweils 13 für Marie und Franzi. Die meisten Erzählteile bieten die üblichen Alternativen für den Fortgang der Suche, sodass ein Solospieler oder eine kleine Spielgruppe mit Kindern ab acht Jahren meist zwischen zwei Fortsetzungen wählen darf. Viel zu selten ergibt sich die Wege-Alternative durch die Lösung eines kleinen Rätsels. Ziel der Spieler muss es sein, sich möglichst lange im Labyrinth aufzuhalten. Die meisten Räume bringen dabei zwar nur einen Belohnungspunkt ein, Karten nach korrekt gelöstem Rätsel allerdings fünf Punkte. In dem Moment, in dem eine Gruppe, auf eine Karte stößt, die schon einmal genutzt wurde, ist die Suche beendet. Alle Kartenpunkte werden addiert und führen zu einer Bewertung der Suchleistung. Diese reicht von den „Angsthasen“ über die „Spürnasen“ bis zu den „Meisterdetektivinnen“.
Das Rätsel-Niveau auch der ganz leichten EXIT-Spiele wird nie erreicht. Spieltechnisch steht deshalb gar nicht das Rätseln im Vordergrund, denn letztlich verbergen sich hinter den 50 Erzählkarten nur sechs Aufgaben, entscheidend ist das MEMO-Vermögen der Gruppe. Wer sich gut gemerkt hat, welche Karten schon genutzt wurden, dreht deutlich längere Runden im Spiegellabyrinth und kommt damit vielleicht in alle sechs Rätselräume, um 30 Rätsel zu lösen und damit locker die geforderten 40 Punkte für die Stufe der „Meisterdetektivinnen“ zu erreichen.
Das Niveau ist für Zweitklässler angemessen, Grundschulkinder haben Spaß an der Geschichte und Erfolgserlebnisse beim Lösen der einfachen Aufgaben. Insofern können die STORYCARDS als gute Hinführung zu anspruchsvolleren Aufgaben in der EXIT-Reihe dienen. Das Konzept eignet sich außerdem gut für das Spielen unterwegs. Die Karten werden ja nicht bearbeitet, zerschnitten oder bemalt, sondern je nach Entscheidung ad acta gelegt. Das ist eine Spielform, die gut auf der Rückbank eines Autos zum Einsatz kommen kann.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: STORYCARDS LABYRINTH DER SPIEGEL
Autoren: Floyd Pretz und Natalie Friedrich
Verlag: Kosmos
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 1 - 4 Spieler
Spielzeit: ca. 30 Min.
Preis: ca. 8 Euro
Spiel 66/2017
Dienstag, 17. Oktober 2017
DRUIDS
Beginnen wir mit notwendigen Parallelen. DRUIDS von Wolfgang Lehmann und Günter Burkhardt gehört zur Markenpflege des Amigo Verlages. Das Kartenspiel knüpft an die erfolgreiche WIZARD-Reihe an, wobei die Verknüpfung sich vor allem aus der Optik ergibt. Franz Vohwinkel entführt uns wieder einmal in eine zauberhafte Welt, in der Novizen sich an Gestaltenwandlung und Sternenkunde versuchen. Verlassen wir die Grafik und reduzieren das Stichspiel der Autoren auf seinen Kern, werden Sie Anleihen bei dem 2015 mehrfach ausgezeichneten UGO! (Kosmos) des holländischen Autorentrios um Roland Hoekstra nicht verleugnen können. Beide Kartenspiele verzichten auf eine Trumpffarbe und in beiden Spielen werden nach gewonnen Stichen die Karten in ihren Farben sortiert. Diente bei UGO! die Nutzung der Kartenfarben dem Aufbau eines Königreiches, ergibt sich bei DRUIDS ein abstrakteres Spielziel. Aber auch das besitzt Ähnlichkeiten mit dem vor zwei Jahren von der Jury „Spiel des Jahres“ empfohlenen Spiel. In beiden Fällen haben die Spieler Interesse daran, die Farbzahl zu beschränken und hohe Kartenwerte beim Gegner zu verringern.
In DRUIDS wird das Ganze auf die Spitze getrieben, in dem der Besitz aller fünf Farben sogar ein vorzeitiges Rundenende herbeiführt. Die Regeln sind simpel: Der Kartensatz enthält fünf Kartenfarben in den Werten 1 bis 12, die den Zauberdomänen der Druiden entsprechen. Ergänzt werden die 60 Karten durch fünf Sonderkarten. Einmal die Erdenmutter Gaia, die den Startspieler bestimmt. Außerdem sind noch zwei Misteln und Sicheln im Spiel, mit denen die Spieler sich der Bedienpflicht entziehen können, wobei die Sichel-Karten zusätzlich den Gewinner des Stichs noch etwas ärgern.
Reihum wird ein klassisches Stichspiel gespielt, wobei nur in Vollbesetzung zu fünft alle Karten im Spiel sind. Die angespielte Kartenfarbe muss bedient werden. Wer das nicht kann, wirft eine beliebige Farbe ab. Die höchste Karte der ausgespielten Farbe gewinnt den Stich. Danach werden alle Farben sortiert, wobei stets der niedrigste Wert nach oben kommt. Da die obersten Kartenwerte addiert die Rundenpunkte ergeben, versucht jeder natürlich im Laufe des Spiels diese Werte zu verbessern. Trotzdem bleibt es gefährlich, zu hohe Werte zurückzuhalten, denn gegen Ende der Runde muss oft nicht mehr bedient werden und die Gegenspieler verschenken gerne zusätzliche Kartenfarben, besonders dann, wenn vorher schon drei oder vier Farben in der eigenen Auslage waren. Der Reiz, dadurch die Runde zu beenden und den Gegner mit drei Minuspunkten zu bestrafen, ist hoch. Erst nach fünf Stichrunden wird endgültig Bilanz gezogen und der „An dòigh“, der Weise, bestimmt, der sich am besten durch die Runden lavieren konnte.
DRUIDS ist ein knallhartes Ärgerspiel, bei dem nicht nur das Herauskicken eines Mitspielers Schadenfreude aufkommen lässt. Die Emotionen gehen auch hoch, wenn eine 12er-Karte plötzlich nur noch einen Punkt wert ist. Vom Spielspaß her tendiere ich dazu, DRUIDS auch morgen Abend wieder spielen zu wollen. Die doch zu auffällige Nähe zu UGO! lassen dann aber eine weitere Partie erst nächste Woche wieder zu.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: DRUIDS
Autoren: Wolfgang Lehmann und Günter Burkhardt
Verlag: Amigo
Alter: ab 10 Jahren
Spielerzahl: 3 - 5 Spieler
Spielzeit: ca. 30 Min.
Preis: ca. 8 Euro
Spiel 65/2017
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