Donnerstag, 18. Oktober 2018
IMHOTEP DAS DUELL
Phil Walker-Hardings Ausflug zum Pyramiden- und Tempelbau der alten Ägypter, der um 2700 v. Chr. großartig durch den Obersten Baumeister IMHOTEP umgesetzt wurde, brachte es vor drei Jahren bis zur Nominierung zum „Spiel des Jahres“. Die aktuelle kleine Ausgabe in Duellform hat es aber immerhin noch auf die Empfehlungsliste der Jury gebracht.
In IMHOTEP DAS DUELL nutzt der australische Autor zwar Wertungsorte aus dem großen Spiel, entwirft aber ein ganz neues Spielkonzept. Statt großer Holzklötze müssen wir mit 60 Plättchen vorliebnehmen, die einen direkten Bezug zu späteren Wertungsbereichen herstellen. Diese Plättchen landen auf Booten mit jeweils drei Ladeflächen, die an sechs Anlegestellen im Hafen von Alexandria liegen.
Der Zugriff auf die Plättchen wird über ein 3x3 Raster des Hafens gesteuert. Dafür besitzt jeder vier Spielfiguren. Alternativ dürfen die Figuren auf die neun Felder gesetzt werden oder ein Boot wird entladen. Das geht dann, wenn mindestens zwei Figuren in der Reihe oder Spalte eines Bootes stehen. Wer vorne steht, erhält das hinterste Plättchen des Bootes, entsprechend werden die anderen Plättchen den zwei oder drei Figuren zugeordnet. Das macht die Aufnahme und den Einsatz auf den Wertungsfeldern planbar. Da die Figuren stets zwei Booten zugeordnet sind, kann der Erwerb bestimmter Plättchen vom Gegner immer wieder durchkreuzt werden.
Daraus ergibt sich eine sehr elegante Duell-Variante. Im Blick sind stets Wertungsbereiche, die wir von IMHOTEP schon kennen. Beim Obelisken bringt jedes Plättchen nur einen Punkt, aber die Mehrheit sechs Gewinnpunkte. Die Tempelplättchen besitzen ein bis vier Siegpunkte, bei den Pyramiden gibt es helle und dunkle Teile, die jeweils für sich gewertet werden und punktemäßig der Steigerung der Dreieckszahlen (1,3,6 usw.) folgen. Besonders interessant ist die neue Grabkammerwertung, bei der Totenmasken mit Werten von eins bis zwölf gesammelt werden. Wer hier längere Zahlenfolgen schafft, wird besonders belohnt, die Punkte steigern sich in Folge der Quadratzahlen bis 25. Neben den für die Wertungen wichtigen Plättchen sind Aktionskarten von Bedeutung, mit denen beispielsweise ein beliebiges Plättchen von einem Boot stibitzt werden darf, außerdem gibt es Plättchentausch und Kombiaktionen von Setzen und Entladen. Sobald das vorletzte Boot den Hafen verlassen hat, endet das Spiel.
Vom Spielreiz her kann IMHOTEP DAS DUELL durchaus mit seinem großen Vorläufer mithalten. Der Ärgerfaktor bleibt erhalten, im direkten Gegeneinander ist die Duell-Fassung aggressiver als sein großer Vorgänger. Mir gefällt es in dieser Variante sogar besser als das opulentere Großspiel.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: IMHOTEP DAS DUELL
Autor: Phil Walker-Harding
Grafik/Design: Claus Stephan
Verlag: Kosmos
Alter: ab 10 Jahren
Spielerzahl: 2 Spieler
Spielzeit: ca. 30 Min.
Preis: ca. 19 Euro
Spiel 60/2018
Mittwoch, 17. Oktober 2018
TIEF IM RIFF
Alte Schätze neu gehoben
Mit großer Hoffnung war Doris Matthäus nicht nach Leipzig gefahren. Die Würdigung, mit ihrer Grafik für TIEF IM RIFF (Amigo) im Kinderspielbereich für den GRAF LUDO nominiert zu sein, war eigentlich schon Freude genug. Umso überraschter war sie dann, dass die Juroren ihr Spiel auf das oberste Treppchen hoben. Arno Miller, der Sprecher der Jury, würdigte ihr Werk: „Man sieht „Tief im Riff“ an, dass die Grafikerin ihr Herzblut hineingelegt hat. Wir ahnen schon beim Cover mit seiner Tiefenräumlichkeit, dass wir beim Hineinschwimmen in dieses Riff noch viel entdecken werden. Darum geht es nämlich bei diesem Spiel. Es sticht im riesigen Angebot der Kinderspiele heraus. Es gibt unglaublich viele Details auf dem großen Spielplan anzuschauen, dieser bleibt in seiner Gesamtheit dennoch zurückhaltend. Für das Szenario sind die Farbnuancen sehr passend gewählt und wirken durch das matte Design wie durch einen Wasserschleier gefiltert. “
Kulleraugen, verschmitzte Tiergesichter und der Doris Matthäus stets begleitende kleine Igel prägen die wundervolle Grafik. Damit ihr Igel unter Wasser keinen Ärger bekommt, trägt er eine kleine Taucherglocke. Diese Unterwasserlandschaft voller Korallen ist ein wundervolles Wimmelbild. Wer findet den kleinen Igel?
Wenn die Jury von „Retro-Charme“ spricht, gilt das auch für die Spielidee. Denn der Autor ist Alex Randolph, dessen Idee vom RATTENFÄNGER VON HAMELN vor 25 Jahren bei Herder erschienen ist. Die Neuauflage des kooperativen Spiels liegt nun in einer viel attraktiveren Fassung vor und gibt Randolphs Spielidee den letzten Schliff.
In der Korallenwelt des Riffs verstecken sich 28 verschiedene Meeresbewohner, vom Clownfisch über die Meeresschildkröte bis zum Seeigel ist alles dabei. Die Tiere treten in unterschiedlicher Häufigkeit auf, meist schwimmen sie isoliert zwischen den Korallen, manche zu zweit und zu dritt und sogar zwei Vierergruppen sind zu finden. Auf die Entdeckung ihrer Tierfreunde machen sich vier Fische, die, durch einen Würfel gesteuert, auf vielfach verbundenen Wasserwegen im Uhrzeigersinn schwimmen. Kleine rote Pfeilfische weisen ihnen den Weg. Landet ein Fisch allein auf einem Feld, entdeckt er ein Tier. Je mehr Fische sich treffen, desto größere Fischgruppen können entdeckt werden. So kommt man auch an die beiden Vierergruppen heran. Bleibt die Suchmannschaft gut zusammen, dürfen bei größeren Treffen auch mehrere Plättchen umgedreht werden.
Schafft es die Gruppe, bevor sie wieder im Startbereich gelandet ist, alle Meeresbewohner zu entdecken, gewinnt sie das Spiel. Falls einige Plättchen nicht aufgedeckt werden konnten, verliert das Team. Was gar nicht so selten passiert, denn hohe Würfelzahlen bringen die vier Suchfische schnell auseinander und schneller zum Ziel, sodass nichts anderes übrig bleibt, als noch einmal durchs Korallenriff zu schwimmen, um die wundervollen Fische von Doris Matthäus zu entdecken. Neben dem Würfelglück hilft natürlich gute Planung beim Spielgewinn weiter. Die Kinder müssen sich gut absprechen, um alle Fische zu entdecken. Damit Erfolgserlebnisse schon in den ersten Runden auftauchen, sollten Eltern die Zahl der zu suchenden Fische anfangs etwas reduzieren.
Gelungene Umsetzung einer schon betagten Idee, bei der eigentlich nur stört, dass die Suchmannschaft aus Figuren mit Standfüßen besteht, da wären kleine Holzfische oder dreidimensionale Plastikfiguren schöner gewesen.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: TIEF IM RIFF
Autor: Alex Randolph
Grafik/Design: Doris Matthäus
Verlag: Amigo
Alter: ab 5 Jahren
Spielerzahl: 2 - 6 Spieler
Spielzeit: ca. 20 Min.
Preis: ca. 19 Euro
Spiel 59/2018
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