Im Umfeld des Spielwerks Hamburg hat sich 2016 Vieles getan (vgl. meine Reportage in der spielbox 7/16). Björn Müller-Mätzig, der sich mit seinem Spielerstling recht eindrucksvoll um den Ausbau des chinesischen Kaiserkanals kümmert, vertreibt neben dem eigenen
DA YUNHE in seinem Onlineshop ein weiteres Spiel eines Hamburger Autors: Klaus Burmester bietet seit dem Mai 2016 bei ihm das strategische Zweipersonenspiel QANGO an.
Die raffinierte VIER GEWINNT! -Variante hat Burmester schon 2011 entwickelt. Seine Anfangsversuche, u.a. auf dem Autorentreffen in Göttingen einen Verlag zu finden, scheiterten. Andererseits erlebte er eine große Begeisterung bei Gelegenheitsspielern, aber auch bei schachaffinen Vielspielern, sodass dann nun nach fünf Jahren die Entscheidung für ihn feststand, es selbst zu machen. Im März 2016 gründete er den QANGO-Verlag, seit 20. Mai ist sein Spiel verfügbar.
Discofeeling kommt bei der Betrachtung des Spielplans auf. Da flimmern 36 bunte Felder, farblich immer in Dreiergruppen diagonal oder orthogonal zusammenhängend. Abwechselnd setzen die beiden Spieler ihre weißen und schwarzen Steine und versuchen, entweder drei farblich zusammenhängende Felder als erster zu belegen oder, farbunabhängig ein Quadrat oder eine Fünferreihe hinzubekommen.
Das kann ganz schnell gehen, insofern ist Burmesters Angabe der minimalen Spieldauer mit zwei Minuten durchaus berechtigt, kann aber bei gleichwertigen Spielern durchaus auch bis zu zehn Minuten dauern, vor allem dann, wenn man die Rückseite des Spielplans mit 49 Feldern bespielt.
Was sich allerdings schnell herausstellt, ist ein Problem, dass Tom Werneck schon als Einstieg in seinem „Leitfaden für Spieleerfinder“ schildert. Wernecks Beispiel bezieht sich auf eine eigene Spielentwicklungen für Heyne. Eins dieser Spiele sollte die Erstürmung einer Burg widerspiegeln. Da gab es den Verteidiger der Burg und den Angreifer. Die erste Testpartie mit seinem Partner Frank gewann Werneck als Angreifer, die zweite verlor er als Verteidiger und beide resümierten zufrieden: „Ein schönes Spiel. Und schön ausgeglichen. Mal gewinnt der eine, mal der andere!“ Die Probespiele beim Heyne-Verlag verliefen ebenso, Verlag und Autor waren begeistert, sodass 20.000 Exemplare in die Produktion gingen. Kurz danach kam ein Anschreiben an den „werten Verlag“ mit dem Hinweis, dass selbst ein Burgherr vom Kaliber eines Einsteins keine Chance gegen jeglichen Angreifer hätte. Werneck spinnt seine Geschichte noch weiter, aber wir sollten zu Klaus Burmester zurückkehren. Auch QANGO verläuft so, dass ich als Startspieler jedes Spiel gewinnen werde. Es dauert nur wenige Züge und dann ist eine Zwickmühle aufgebaut, gegen die der Nachziehende keine Chance hat.
Im Gegensatz zu Werneck hat Burmester das Problem frühzeitig erkannt, er fängt es allerdings nur in einer Variante für Fortgeschrittene auf. Seine „Burgregel“ sperrt acht bzw. zwölf zentrale Felder, die die Chancen des Verteidigers verbessern. Er bleibt allerdings der Reagierende und muss höllisch aufpassen, nicht doch ins Hintertreffen zu geraten. Wer in diesem Spiel nicht aufpasst, hat keine Chance mehr. Daher ist es für spannende Partien wichtig, dass einigermaßen gleichwertige Spieler aufeinandertreffen, die sich dann auch oft mit einem Unentschieden zufriedengeben müssen.
Zur Einführung in das strategische Spiel jenseits von MÜHLE & Co. halte ich QANGO für gut geeignet. Da würde ich sogar die Alterseinstufung noch um ein Jahr verringern. Für echte Strategen bietet QANGO nicht unbedingt viel Neues. Die Umsetzung mit dem farbigen Spielbrett, wertigen Holzsteinen, alles kompakt verpackt in einer quadratischen Schachtel ist gelungen und wird auch recht preiswert von Klaus Burmester angeboten.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: QANGO
Autor: Klaus Burmester
Verlag: Qango-Verlag
Alter: ab 7 Jahren
Spielerzahl: 2
Spielzeit: ca. 2 - 10 Minuten
Preis: ca. 19 Euro