
Mit Spieleperlen wie dem Ärgerspiel PERLENTAUCHEN, mit ökologischem Anspruch bei der Tierrettung und einem kooperativen Wortspiel hat sich die spielbegeisterte Familie Loth aus dem emsländischen Rhede unter die kleinen deutschen Spieleverlage gemogelt. War es 2016 noch ein Dreier-Sortiment von Spielideen, schicken Jürgen Loth und Anhang 2017 nur einen einzigen Ritter, den LANZELOTH nämlich, in den Kampf um Plätze in den Spieleregalen.
Ob er wehrhaft sich behaupten kann, ist am Anfang völlig unsicher. Ganz schön durch den Wind wirken die zwei bis sechs Recken, die in die Arena reiten wollen. Da taucht einer in Unterhose und mit abgebrochener Lanze auf, ein anderer strahlt in goldenem Harnisch unter einem güldenen Helm. Wie gut, dass der fast nackte Edelmann Ansgar die Chance hat, nicht bloßgestellt und dem Gelächter ausgesetzt zu werden. Dafür haben die Loths ein abwechslungsreiches Informations- und Tauschsystem entwickelt.
Zu Beginn bekommen die beteiligten Ritter eine echte Mogel-Packung. Was sich hinter den Rückseiten der Karten für Helm, Harnisch, Lanze, Schild und Beinschienen verbirgt, die vor allen ausliegen, weiß keiner der Widersacher. Das können wertvolle Goldrüstungen im Wert von fünf Stärkepunkte sein, andere Ritter müssen anfangs barfuß und helmlos ganz ohne Stärke ins Turnier. Zusätzlich begleitet ein mehr oder weniger engagiertes Pferd unseren Kämpfer. Im folgenden Spiel versuchen alle an Informationen über ihre Ausrüstungskarten zu kommen und schlechte Karten möglichst lukrativ zu tauschen. Dazu ziehen die Kontrahenten reihum Karten, die sie zu direktem Austausch nutzen können. Sie haben aber auch die Option, die Karten abzuwerfen und zum Teil deren Aktionsmöglichkeiten zu nutzen. Diese Fähigkeiten bringen den nötigen Reiz in den Spielablauf. Ist das Kartenziehen und Austauschen noch reine Glückssache, kommt nun Planung ins Spiel. Mit Hilfe der Optionen können die Spieler eigene und fremde Karten anschauen, teilweise müssen diese dann aufgedeckt werden, schließlich gibt es Kartenaustausch, der manchmal blind, andere Male mit dem Anschauen einer oder beider Karten gekoppelt ist. So wird aus dem völlig unbekannten Ritter, der vor einem liegt, einer, der immer mehr Teilinformationen preisgibt. Da findet die meisten Tauschaktionen dann nicht mehr völlig planlos statt. Wenn ich sehe, dass mein Nachbar einen gezogenen Harnisch in seine Rüstung einbaut, dann weiß ich, dass mit fast hundertprozentiger Sicherheit mein Recke in Unterhosen im Tausch aufgewertet wird. Wer gut beobachten kann und in seiner eigenen Auslage nicht durcheinander kommt, hat klare Turniervorteile. Mit diesem Überblick kommen dann irgendwann die Pferde zum Einsatz. Sobald eines für den Ritt in die Arena gerufen wird, sind alle übrigen Ritter nur noch einmal an der Reihe. Dann folgt der Akt der Offenbarung. Der Geschicklichkeitsmaßstab wird hier einfach in Stärkepunkte umgerechnet. Wer den wertvollsten Ritter ins Turnier schickt, vergleicht sich mit dem zweitbesten. Die Punktedifferenz wird in edlen Pokalen umgerechnet. Wer im Spiel zu viert, neun Siegestrophäen gewonnen hat, dem überreicht die holde Prinzessin Friederike nach einer halben Stunde eine goldene Kette.
Das allmähliche Kennenlernen der verdeckten Ritter in LANZELOTH übt einen hohen Spielreiz aus. Da ist manchmal die Anfangsfreude groß, wenn beim Nachschauen goldene Rüstungen in der Auslage sind. Aber sicher ist nichts. Ist einmal ein Rüstungsteil mit fünf Punkten aufgedeckt, wird es zum Wanderpokal, weil hier niemand die Katze im Sack kauft. Etwas Ärger muss man abkönnen, denn die besten Ritter werden gerne gefleddert. Deshalb ist es auch nicht die schlechteste Strategie, den Zeitpunkt, die Schlussrunde einzuläuten, früh zu wählen. Wer sich drei hohen Karten sicher ist, kann dies versuchen. Im Spiel zu zweit und zu dritt treten dabei durchaus große Punkteunterschiede auf, die die erforderlichen Siegpunktpokale bald erreichen lassen. Ab vier Spielern kommt es häufiger zu Gleichständen an der Spitze oder zu ganz geringen Differenzen. Dann kann es sich ganz schön ziehen, bis die nötigen neun Pokale im Besitz des Gewinners sind. Wir sind daher dazu übergegangen, dass die Spielezahl ab vier Kontrahenten der zu spielenden Rundenzahl entsprechen muss.
Der Ritterkampf von LANZELOTH nimmt in meiner persönlichen Wertungsreihenfolge ab sofort bei den Mogel-Spielen einen Spitzenplatz ein. Die witzig gezeichneten Karten, die den Kleinverlagscharme noch nicht abgelegt haben, sorgen für ein unterhaltsames Spiel, an dem auch Grundschulkinder ihre Freude haben.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: LANZELOTH
Autoren: Familie Loth
Verlag: Mogel
Alter: ab 7 Jahren
Spielerzahl: 2 - 6 Spieler
Spielzeit: ca. 20 - 30 Min.
Preis: ca. 10 Euro
Spiel 59/2017