Was ist das denn? Ernies Quietsche-Ente ist beim letzten Wettrennen nicht eingesammelt worden, ein ganzes CARCASSONNE-Spiel treibt im Fluss und mein geliebtes altes Nokia 3310, das 126 Millionen Mal über den Ladentisch wanderte, wird gerade aus dem Wasser gefischt. Bob, der Biber, von der bibereigenen Müllabfuhr, ist unterwegs, damit seine Artgenossen mit hoher Sortenvarianz an Holzdämmen werkeln können.
In DAM IT! muss ich zu Beginn ganz besonders die Arbeit des Illustrators Thomas Hussung loben. Der 28-Jährige Hamburger, der schon während seines Matheunterrichts mehr Monster gezeichnet als Aufgaben gelöst hat, liebt phantasievolle Wesen, was er in seinem Kinderbuch DER BRÜCKENTROLL wunderbar vorführt. Mit ROB’N RUN (PD Spiele) hat er 2017 die Spieleszene betreten. DAM IT! ist erst sein zweites Spiel, das er illustriert hat. Seine Bilderwelt ist voller Anspielungen bis hin zum fiktiven NECRONOMICON, einer Schöpfung von Lovecraft aus dem Cthulhu-Mythos. Da kann ich nur sagen: Mehr von ihm!!!
Auch für den kanadischen Autor Graeme Jahns ist es erst das zweite Spiel, das er nun nach ALBA LONGA (HUCH!) veröffentlichen konnte. DAM IT! hat alles, was ein gutes Familienspiel ausmacht: Ein witziges Thema, ein leicht zugängliches Regelwerk, den hohen Aufforderungscharakter durch die grafische Gestaltung und einen zügigen Spielablauf. Die Regelerklärung kann ich mir allerdings eigentlich sparen, ich muss nur von einem
MAJESTY-Light sprechen. Statt an unserer Stadt bauen wir an Biberdämmen, die Kartenaufnahme wird identisch geregelt, nur dass die Meeple in MAJESTY jetzt aus dem Fluss gefischt werden und durch Holzklötzchen ersetzt sind.
Für alle, die das Hand im Glück-Spiel nicht kennen, eine kurze Erklärung des Prinzips beim Dammbauspiel. Die zwei bis vier Spieler wollen möglichst wertige Dämme errichten, die ihnen drei bis 17 Siegpunkte bringen. Dazu brauchen sie durchweg unterschiedliche Hölzer, die im Fluss treiben und Bauwerte zwischen ein und drei Punkten erbringen. Pro Spielzug darf jeder ein Teil aus dem Fluss fischen. Die vorderste Karte aus der offenen Auslage ist kostenlos, die hinterste vom offenen Nachzugstapel kostest vier „Trittsteine“, das sind die Holzklötze. Das Problem der Dammarchitekten, sie bekommen nur vier Steine am Anfang. Da sieht man zwar das Dreier-Holz auf dem Nachziehstapel herandriften, aber es ist einfach zu teuer. Zumal die Klötzchen eher der Schadenminimierung dienen, denn im Fluss treibt so mancher Unrat, wie wir oben schon gehört haben. Bücher, Handys, Spielsteine und Entchen sehen zwar nett aus, können aber in der Addition 25 Minuspunkte bringen. Deshalb sind alle nicht nur auf der Suche nach hochwertigem Holz, sondern sehnen auch die Müllabfuhr herbei, mit der sich der Müll entsorgen lässt. Das muss allerdings vorausschauend geschehen, denn der floßfahrende Biber sorgt sich nur um kommende Müllkarten und nicht um schon eingesammelte.
Der Ablauf ist simpel, entweder nehme ich eine Karte auf oder ich nutze meine gesammelten Karten, um einen möglichst wertvollen Damm zu errichten. DAM IT! endet, wenn 15 Dämme gebaut sind oder der Nachschub an Flusskarten nicht mehr ausreicht. Am Ende werden Damm-Werte, Müllabfall und restliche Holzklötzchen bilanziert. Wer nach 20 Minuten die Biberzähne vorn hat, gewinnt dieses witzige Spiel, das aber unter der dem Genossen Michail Gorbatschow zugeschriebenen Mahnung „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ leiden muss. DAM IT! ist zu nah an MAJESTY, ist harmloser im Spielablauf und bietet nicht dessen zusätzlichen Reiz. Ein gutes Spiel, das aber leider ein Jahr zu spät veröffentlicht wurde.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: DAM IT!
Autor: Graeme Jahns
Grafik/Design: Thomas Hussung
Verlag: HUCH!
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 2 - 4 Spieler
Spielzeit: ca. 20 Min.
Preis: ca. 13 Euro
Spiel 18/2018