
Das Konzept von CONCEPT funktioniert für große und kleine Spieler. Die Piktogramme, die die beiden Franzosen Gaëtan Beaujannot und Alain Rivollet nonverbal für Worterklärungen nutzen, sind 2014 immerhin zum „Spiel des Jahres“ nominiert gewesen, hatten aber mit CAMEL UP und SPLENDOR starke Konkurrenz.
Die beiden Autoren haben ihr Konzept nun deutlich vereinfacht und es für Kinder ab vier Jahren ausschließlich auf die Tierwelt beschränkt. CONCEPT KIDS funktioniert vor allem gut, wenn Kinder im kooperativen Spiel Erwachsene raten lassen.
Die Piktogramme auf dem Spielbrett empfinde ich zwar nicht unbedingt als kindgerecht, die Erfahrungen zeigen, dass Kinder damit aber weniger Probleme haben. Sie benötigen natürlich ein paar Kenntnisse über die Tiere. Vieles lässt sich aber auch einfach aus den Tierbildern ableiten. Da gibt es einen Bereich, der den Lebensraum der Tiere in 13 Bildern beschreibt, zehn Piktogramme dienen der Fortbewegung, 14 der Farbgebung, recht einfach sind die gegensätzlichen Pärchen, die das Fressverhalten kennzeichnen, klären ob das Tier tages- oder nachtaktiv ist und ob es sich als gefährlich oder ungefährlich einordnen lässt. Der letzte Sektor deckt sehr viel ab und ist leider weniger abgegrenzt, da geht es um die Größe, die Stärke, die Haut der Tiere, ihre Körperteile, Münder und Kopfauswüchse.
Die Kinder starten am besten mit den einfacheren blauen Karten und nehme sich davon 12. Eine Karte kommt in den Kartenhalter und die Tippgeber beschreiben abwechselnd durch Markierung von Eigenschaften das Tier. Der oder die erwachsenen Spieler dürfen beliebig oft raten, bis das Ergebnis feststeht oder sie passen müssen. Am Ende wird überprüft, ob das gesamte Team als „königlicher Löwe“ bewertet wird oder nur als „prächtiger Tiger“, dann nämlich, wenn nicht alle 12 Karten erraten wurden. Wer will, kann den Schwierigkeitsgrad durch Ergänzung von roten Tieren erhöhen und nach Faultier, Koala und Gabelbock fragen lassen, auch wenn dann einmal ein Feuersalamander nur einfach „Lalamander“ heißt. Zu Rollentausch darf es natürlich auch kommen.
Die Sogwirkung, die von CONCEPT KIDS ausgeht, erstaunt mich immer wieder. Gaëtan Beaujannots und Alain Rivollets Spiel wird ständig nachgefragt. Wenn meine beiden Enkel ganz aktuell über ihr künftiges „Kinderspiel des Jahres“ zu entscheiden hätten, dann stünde ihr Ergebnis fest. Ihr häufiges Spiel, bei dem sie die ganze Verwandt- und Nachbarschaft haben raten lassen, zeigt aber auch, dass 110 Karten begrenzt sind. Sie haben inzwischen alle doppelt und dreifach gespielt und hätten schon ganz gerne Kartennachschub.
Die Begeisterung überzeugt mich auch, obwohl ich spieltechnisch und pädagogisch Anfragen habe. Mir fehlen eine erläuternde Piktogrammübersicht und vor allem Informationen über die 110 Tiere. Ein Spiel, das auf exakte Beschreibung setzt, sollte schon die Informationen liefern, was die Tiere fressen, ob sie nur tagaktiv sind und wo genau sie leben. Diese Informationen könnten Eltern ihren Kindern gut vorlesen. Gearbeitet wird aber mit Halbwissen, was zwar klappt, aber letztlich unbefriedigend ist. Bei JUST ONE von Repos Production musste ich schon kritisieren, dass die Wortkarten durchscheinen und damit zumindest ein Teil der Begriffe über die Rückseiten lesbar wird, ein vergleichbares Problem hat die Firma nun auch mit CONCEPT KIDS. Ich kann erneut nur wieder Doppelsteckung empfehlen, dann ist das Problem aus der Welt. Die Spielregel sieht leider nur kooperative Varianten vor, das kompetitive Spiel, bei dem es wechselnde Erklärer gibt und derjenige gewinnt, der die meisten Karten am Ende hat, wobei bei jedem richtigen Rateversuch der Tippgeber ebenfalls eine Karte ergattert, macht Kindern auch Vergnügen. Der Zielgruppe macht es Spaß, deshalb spiele ich es gerne morgen wieder mit, obwohl grundsätzliche Bedenken bleiben.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: CONCEPT KIDS
Autoren: Gaëtan Beaujannot, Alain Rivollet
Grafik/Design: Éric Azagury
Verlag: Repos Production / Asmodee
Alter: ab 4 Jahren
Spielerzahl: 2 – 12
Spielzeit: ca. 20 Min.
Preis: ca. 25 Euro
Spiel 06/2019