
Der oberösterreichische Spieleautor Manfred Reindl aus Tragwein ist am liebsten mit Partnern unterwegs. Besonders erfolgreich arbeitet er mit Stefan Dorra und Wolfgang Dirscherl zusammen. Allein mit Dorra hat er schon neun Spiele erfunden, darunter DSCHUNGELBANDE (Kosmos) und ZIEH LEINE, FLYNN (moses.) , die beide auf der Empfehlungsliste der Kinderspieljury landeten. Nur ein Drittel der Spiele hat er mit Wolfgang Dirscherl entwickelt, jedes davon war allerdings ein Volltreffer. PUSH A MONSTER (Queen Games) ist 2015 nur von Roberto Fragas genialer Spinne vom Sockel gestoßen worden und auch CAPTAIN SILVER (Queen Games) hatte 2017 durchaus Chancen auf den Titel „Kinderspiel des Jahres“.
Im Rhythmus von zwei Jahren geht es nun mit VOLL VERWACKELT weiter. Mit dem Spiel, erneut bei Queen Games veröffentlicht, wollen die beiden Autoren mindestens in die Fußstapfen ihrer Vorgängerspiele treten. Die Vorzeichen stehen gut, ähnlich wie bei PUSH A MONSTER spielt sich alles auf einer Plattform ab, die diesmal aber ganz schön kippelig ist.
Im Doppelpack jagen Löwe, Giraffe, Elefant und Zebra auf dem Spielbrett hinter Kokosnüssen hinterher, die von der Palme herunterfallen, die mitten aus der Plattform ragt. Die acht Tiere werden auf einer „Wackelplatte“, so nennt die Redaktion die Laufbahn, bewegt. In der Schachtel stecken Platten in vier Varianten mit 14 bis 17 Haltestellen für die Tiere. Je mehr Punkte zu sehen sind, um so mehr Optionen gibt es bei der Bewegung der Tiere. Bewegungsmotor sind zwei Würfel, von denen einer ein Tier bestimmt und der andere dessen Bewegungsweite. Wer am Zug ist, hat dadurch die Wahl zwischen zwei Tieren und versetzt natürlich das, bei dem er vermutet, dass die Plattform keine Schieflage bekommt.
Kommt nichts ins Rutschen, darf man anfangs in ein Säckchen greifen, um ein Kokosnuss-Plättchen herauszuziehen, das auf einem eigenen Sammelplan landet. Auf dem Plättchen können bis zu vier Kokosnüsse abgebildet sein. Diese Nüsse sind am Ende die Gewinnpunkte, aber auf der vorläufigen Sammelwiese sind sie noch nicht sicher. Deshalb dürfen die Kinder in folgenden Zügen überlegen, ob sie weiter in das Säckchen greifen oder sich ihre Kokosnüsse in den sicheren Hausgarten holen wollen. Das macht auch deshalb Sinn, weil unweit der Wiese ein Krokodil lauert, das anscheinend ebenfalls verrückt nach den großen Nüssen ist. Immer dann, wenn es nicht klappt mit dem Versetzen der Figuren, wandern alle Plättchen von der Wiese in den Zugriffsbereich des Krokodils ans Flussufer. Dort gibt es vier Lagerplätze, sind diese voll, bekommt Krokodil Karla eine direkte Fütterung.
Wenn alle 24 Plättchen gezogen sind, kommt es zu einer Schlussrunde für die Spieler, die noch Nüsse auf der Wiese haben. Für die Wertung der Nüsse am Fluss haben sich die Autoren eine pfiffige Rasterkarte ausgedacht. Die Kokosnüsse, die in den Öffnungen dieser Karte zu sehen sind, zählen für die Schlussbilanz, den Rest erhält Karla.
Für das erste Spiel sollte unbedingt die Plattform mit den vielen Haltepunkten gewählt werden, damit die Kinder ein Gefühl für die Bewegungsveränderungen erhalten. Die Platte mit nur 14 Haltepunkten ist nicht einfach zu spielen, da kommt das Tierteam ziemlich oft ins Rutschen. Für die jüngeren Kinder sind 16 Punkte in Ordnung, etwas ältere können gut mit der 15er Platte spielen. Das Spiel überzeugt durch die Idee, das Material, den hohen Widerspielreiz, der sich aus der Varianz der Spielpläne ergibt. Glück spielt natürlich beim Ziehen der Kärtchen eine gewisse Rolle, aber die Kinder dürfen ja pokern und können ohne Zugverlust ein Viererkärtchen bei den anderen ausgleichen, das meist sofort gesichert wird. Abgerundet wird das Ganze durch die Schlussrettung einiger Ufernüsse mit der Rasterkarte. VOLL VERWACKELT überzeugt mich voll und ganz.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: VOLL VERWACKELT
Autoren: Wolfgang Dirscherl und Manfred Reindl
Grafik/Design: Paletti-Grafik
Verlag: Queen Games
Alter: ab 6 Jahren
Spielerzahl: 2 - 4
Spielzeit: 25 Min.
Preis: ca. 25 Euro
Spiel 20/2019