Gamely ist ein kleiner Verlag aus England, den Hazel und Chris Reynolds vor vier Jahren in Brighton gegründet haben. Hazel liebt Partyspiele und adaptiert mit der nötigen Differenzierung bekannte Spielprinzipien. PICTIONARY und TABU standen so Pate bei ihrer ersten Idee RANDOMISE, das auch in Großgruppen gut funktioniert.
Die aktuelle Neuheit, DER SCHWINDELMEISTER, orientiert sich an Alexander Ushans
AGENT UNDERCOVER. Wie bei Ushan gibt es bei Hazel Reynolds einen Spieler, der uninformiert die Chinesische Mauer besucht oder beim Italiener Pizza bestellt. Alle seinen Mitspieler wissen, was sie tun, nur er muss seine Unwissenheit vertuschen. In dem Piatnikspiel belasten verbaler Druck und viele inquisitorische Fragen den Geheimagenten. DER SCHWINDEMEISTER darf sich nonverbal aus der Bredouille retten
Dazu bekommt jeder der maximal sechs Spieler eine Karte der gewählten Kategorie. Bis auf eine Person finden alle zehn Begriffe auf dieser Karte. Bei den Sehenswürdigkeiten tauchen u.a. neben der Chinesischen Mauer das Kolosseum und die Niagarafälle auf. Wem schnell eine passende Geste zu einem Ort einfällt, ruft Ziffer oder Buchstabe, die vor und hinter dem Wort stehen, in die Runde und macht eine entsprechende Geste. Alle anderen folgen dann im Uhrzeigersinn. Je nach Position des Schwindelmeisters hat er es dabei leichter oder schwerer. Folgt er gleich nach dem ersten Spieler, darf er diesen nicht zu sehr kopieren, um nicht enttarnt zu werden. In hinterer Position hat er eventuell sogar erkannt, worum es geht und kann sich zielorientiert verhalten. Alle Wissenden wollen nur Andeutungen machen, die dem Insiderkreis signalisieren, ich gehöre zu euch. Dabei will man die Gesten nicht zu eindeutig geraten lassen, da dies dem Gegenspieler zu sehr helfen könnte.
Waren alle einmal gestisch in der Runde beteiligt, folgt die übliche Diskussionsrunde mit Verdächtigunge. die wir auch von den WERWÖLFEN kennen. Am Ende wird abgestimmt. Wird der Schwindler erwischt, kann er das sonst verlorene Spiel nur drehen, wenn er den Begriff errät, den alle vorher pantomimisch dargestellt haben. Wer will, kann das Ganze punktemäßig abrechnen, sodass im Spiel über zehn Runden entweder der Schwindelmeister einen Punkt erhält oder die Restgruppe.
Die Reduzierung auf eine Geste entlastet von dem achtminütigen Druck, den AGENT UNDERCOVER ausübt. Kritiker sagen, damit gehe aber eine Menge Spaß verloren. Die kreativen Dialoge bei Ushan, die Rollen, die den Mitspielern im Umfeldsetting zugewiesen werden, bieten atmosphärisch deutlich mehr als die karge Begrifflichkeit des Schwindelmeisters. Trotzdem sind die Erlebnisse, die durch simple Gestik erreicht werden können, durchaus unvergesslich. Wer einmal „Stille Nacht“ nonverbal transportiert hat, wird wissen, wovon ich spreche.
Auf das Allernotwendigste reduziert bietet DER SCHWINDELMEISTER mit der richtigen Gruppe eine vergnügliche halbe oder ganze Stunde Pantomimenspaß, der besonders reizvoll wird, wenn der Schwindler selbst mit einer Geste startet. Das Gamely-Team will nicht nur Spaß an den Spieltisch bringen, sondern auch Gutes tun. Zehn Prozent ihres Gewinns spenden Hazel und Chris für soziale Projekte. So unterstützen sie eine Begegnungsstätte für Flüchtlinge im Norden Griechenlands und in Brighton ein Urlaubsprogramm für Kinder bedürftiger Familien.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: DER SCHWINDELMEISTER
Autor: Hazel Reynolds
Grafik/Design: o.A.
Verlag: Gamely Ltd.
Alter: ab 12 Jahren
Spielerzahl: 4 - 6
Spielzeit: 15 - 60 Min.
Preis: ca. 13 Euro
Spiel 53/2019