
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
TIJA – die Mischung macht’s!
Die Oldenburger Klaus Tidow und Oliver Jakopaschke haben mit TIJA nicht nur ihren Spieleerstling in Kleinstauflage herausgebracht, sie haben sich auch mit ihren Spieltitel selbst verewigt. Gehen Sie also gar nicht erst lang auf die Suche nach eventuellen asiatischen Quellen, die beiden Anfangsbuchstaben der Nachnamen der beiden Autoren bieten uns die Lösung für den kryptischen Spieltitel.
Der Spielplan ist auf Leinen gedruckt, wobei er zusammengefaltet gleich die Verpackung des Spiels darstellt und der Aufnahme von 18 beidseitig bedruckten Spielsteinen und einer Spielregel dient. Die Anlage des Spielplans erinnert an den Klassiker BARBACAN. Hier wie dort geht es um die Eroberung eines Zentrums, wobei nicht alle Wege zum Mittelpunkt führen. Tidow und Jakopaschke liefern dazu eine interessante Mischung bekannter Spielmechanismen, ein bisschen DAME, ein bisschen FOCUS, ein bisschen TIJA.
Jeder der beiden Spieler erhält 9 Spielsteine, die jeweils in Dreiergruppen auf die Außenfelder des Spielplans gelegt werden, kein Stein hat dabei direkten Zugang zum Zentrum. Auf diese rot markierten Felder müssen die Steine erst noch gezogen werden. Pro Spielzug darf ein eigener Stein maximal ein Feld weit nach rechts, links oder Richtung Zentrum bewegt werden, nur am Anfang ist ein Zug über zwei Felder Richtung Mittelpunkt erlaubt. Türme dürfen bis zu einer Höhe von maximal 4 Steinen gebildet werden. Die Bewegungsweite ergibt sich aus der Höhe der Türme, wobei diese auch wieder aufgelöst werden können. Bewegen darf der Spieler, dessen Stein oben liegt. Zur Kennzeichnung sind die runden Holzscheiben auf der einen Seiten mit „Ti“, auf der anderen mit „Ja“ gestempelt. Zusätzlicher Pfiff kommt durch die Möglichkeit des Überspringens ins Spiel, dabei werden die übersprungenen Steine nicht aus dem Spiel genommen, sondern gewendet. So wird aus einem „Ti“-Stein schnell ein „Ja“-Stein. Diese Regel gilt auch für Türme, wobei man sich genau merken muss, wie die Besitzverhältnisse beim untersten Stein waren, da der ganze Turm umgedreht wird. Das letzte i-Tüpfelchen bringt die „Revolutionsregel“. Wird nämlich der Zentrumsstapel übersprungen, kehren sich auch dort die Verhältnisse. Es gewinnt der Spieler, der am Ende, wenn ein Spieler keinen Stein mehr bewegen kann, am meisten Steine im Zentrum hat. Für den Springerstein – es kann auch ein Turm sein - ist übrigens die Revolution selbstmörderisch, er wird aus dem Spiel genommen.
Die wenigen Regeln sorgen für einen vielschichtigen, abwechslungsreichen Spielverlauf. Es bringt nichts, schnell auf das Zentrum zuzueilen, das für jeden Einzelstein nach fünf Spielzügen erreicht werden kann. Die „Revolutionsregel“ bestraft solches Vorgehen. Die Anfangsphase spielt sich eher auf den Feldern des zweiten und dritten Kreises von außen ab. Da werden Türme gebildet, da werden Machtverhältnisse durch Überspringen geändert. Wer hier einen Vorteil erreicht, kann sich sicherer zum Zentrum aufmachen. Gegen Ende kann sich eine Partie TIJA hinziehen. Die Spielsteine müssen zwar auf das Zentrum zu bewegt werden, sie dürfen nicht zurückziehen, Bewegung seitwärts sind aber erlaubt. So gibt es oft einen Eiertanz der letzten Steine um revolutionäre Sprünge oder den gewinnbringenden letzten Zug ins Zentrum. Mit einer knappen Stunde Spieldauer müssen Sie schon rechnen.
Ein weiterer Wermutstropfen ist der augenblickliche Preis für das Spiel. Die Erstauflage wird für stolze 25 Euro verkauft. Viel Geld für eine ordentliche Spielidee, deren materialmäßige Umsetzung aber eher einen Preis von maximal 15 Euro zuließe. Klaus Tidow plant eine Neuauflage, bei der der Spielplan auf einem T-Shirt gedruckt sein wird.
Wieland Herold
Titel: TIJA
Autoren: Oliver Jakopaschke und Klaus Tidow
Verlag: TIJA -Spiele Ideen Verlag, Nelkenstr. 39, 26121 Oldenburg; tijaspiele@gmx.net
Spieler: 2
Alter: ab 8 Jahren
Dauer: ca. 45 bis 60 Minuten
Preis: ca. 25.- Euro
Die Rezension erschien 2002 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 6 von 10 Sternen,
das entspricht: Nächste Woche wieder
Spiel 1/2002 R 26/2020
Das Bild stammt von der Spiel in Essen 2001, links ist Klaus Tidow zu sehen.
TIJA blieb das einzige Spiel von Tidow&Jakopaschke. Einen Erfolg konnten beide Autoren noch 2003 vorweisen, da erreichte TIJA als Spiel im Heft eine Vervielfachung der Erstauflage.