
MEGASTAR schafft’s nicht in die Charts
Das Auf und Ab der Hitparade hat schon immer spielerische Nachahmer gefunden, in den 80ern lockte Hexagames mit den TOP 20, Michael Schacht stürmte als noch unbekannter Spieleautor mit Piatnik in die CHARTS und unvergessen bleibt Zochs bombastischer CD-Wechsler in SCHRILLE STILLE.
Ganz aktuell will Friedemann Friese bei Amigo seinen MEGASTAR pushen, wobei er das Hitparaden-Geschehen klein und fein und damit auch äußerst preiswert in einem Kartenspiel unterbringt. So ganz viele MEGASTARs gibt es gar nicht bei Frieses Spiel, bei vier und fünf Spielern sind es gerade einmal sieben Gruppen die um die Pole Position streiten, zu dritt sind es nur sechs und beim Spiel zu zweit mischen fünf Gruppen mit. Jede Band wird unterstützt durch maximal 12 Musikerkarten. Maximal deshalb, weil zu Spielbeginn zwischen drei und 15 Karten zufällig aus dem Spiel genommen werden. Jeder startet mit fünf Handkarten, von denen eine verdeckt vor den Spielern abgelegt werden muss.
Die TOP 7 werden in MEGASTAR recht einfach gesteuert. Am Anfang gibt es eine zufällige Platzierung der Gruppen in der Hitparade. Links von diesen Karten liegen elf Musikerkarten als freies Marktangebot aus. Jeder Spieler muss nun die verdeckt vor ihm liegende Karte in den so genannten Pool zu der passenden Hitparadenkarte legen. Danach nimmt er eine von den offenen Musikerkarten auf die Hand, zieht zusätzlich eine verdeckte Karte vom Kartenstapel und legt wieder eine Karte für die nächste Runde vor sich ab. Durch dieses Verfahren wird sichergestellt, dass die Spieler Runde für Runde eine Karte mehr auf die Hand bekommen, bis sie am Ende über meist 16 Karten verfügen, die sie für die Schlusswertung brauchen. Jede Karte von Musikern in den TOP 5 bringt Punkte, von fünf Punkten für den ersten Platz bis zu einem Punkt für die Gruppe auf Platz fünf. Dazwischen liegen vielfache Schiebeorgien in den Wertungsphasen, die immer dann vorgenommen werden, wenn entweder im Pool drei Karten bei einer Band liegen oder der Kartennachschub der offen ausliegenden Karten aus dem Markt leer ist. Je nach Anzahl der bei den Gruppen liegenden Karten steigen die Musiker in den Charts. Gewertet wird dabei stets von oben nach unten. Dieses ungerechte und auch unrealistische Verfahren führt dazu, dass sich eine Band nie ganz oben halten kann. Auch wenn drei Karten bei der Nummer 1 liegen würden, die Band kann nicht weiter steigen, dafür wird sie meistens nach unten durchgereicht. Denn der Band auf Platz 2 genügt schon eine Karte, um zumindest zeitweise die Spitzenposition einzunehmen. Nach der Wertung kommen die Poolkarten zurück in den Markt und stehen den Spielern wieder zur Verfügung.
Das funktioniert alles, auch wenn die Karten links und rechts, die zweimalige Kartenaufnahme und das verdeckte Ablegen anfangs etwas gewöhnungsbedürftig sind. Das Spiel plätschert aber unendlich langwierig eine dreiviertel Stunde vor sich hin. Die Spieler sammeln eher zufällig auf einige Gruppen, bis die letzten fünf Minuten dann, kaum steuerbar, die Entscheidung bringen. Das spielt sich so, als prägten sechs grottenschlechte, langweilige Vorbands das Vorspiel, bis endlich Silbermond Nein danke sagt.
Titel: MEGASTAR
Autor: Friedemann Friese
Verlag: Amigo
Spieler: 2- 5
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: ca. 45 Minuten
www.amigo-spiele.de
Spiel 14/2007 1996 R180/2021
Die Rezension erschien 2007 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 4 von 10 Sternen,
das entspricht: Nächsten Monat wieder

Zum Spiel und zum Autor:
Der 50jährige Friedemann Friese hat schon mehr als die Hälfte seines Lebens mit dem Entwickeln und Herausgeben von Spielen verbracht. 1992 war das noch im Rahmen einer „Spiele-Bau-Stelle“, ab 1994 startete er ab mit 2F-Spiele durch.
Friese hat eine Vorliebe für den Buchstaben F und die Farbe Grün. Das erste bedingt sein Vor- und Nachname, das zweite seine Haarfrisur. Es ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch das seiner Spiele, die in der Regel mindestens ein F im Titel besitzen müssen und grün designt sind.
Frieses erfolgreichstes Spiel ist FUNKENSCHLAG. Sehr bekannt ist außerdem FAUNA, das 2009 zum Spiel des Jahres nominiert war. Der Deutsche Spielepreis würdigte häufiger seine oft abgedrehten Ideen wie FINSTERE FLURE, das 2004 den achten Platz erreichte.
Friese engagiert sich auch für die Spiele-Autoren-Zunft (SAZ), von 2009 bis 2011 war er deren Vorsitzender.
Mit MEGASTAR schaffte er es tatsächlich nicht in die Charts. Mit eine Wertung von 5,4 auf BGG (Stand 01.10.21) und einem Rang auf Platz 19.609 kann es mit Frieses erfolgreichen Spielen nicht mithalten.
Das Bild zeigt den Autor im zeitlichen Umfeld des besprochenen Spiels, es stammt vom Autorentreffen in Göttingen aus dem Jahre 2005.