
Krimis mit kulinarischem Beiprogramm gibt es inzwischen schon viele. Martin Walkers Bruno ermittelt stets deliziös im Périgord. Sebastian Henn gilt als "Deutschlands König des kulinarischen Krimis". Auf dieser Welle schwimmt auch Tom Hillenbrand mit seinem Luxemburger Koch Xavier Kieffer erfolgreich mit. Alle drei Autoren garnieren ihre Krimis mit geschmackvollen Gerichten.
Was Tannie Maria jetzt in ländlicher Kulisse Südafrikas bietet, geht darüber hinaus. Ihre Rezepte sind Lebenshilfe in Liebesdingen, tiefen Tälern und dienen durchaus dazu, den ein oder anderen Betroffenen die Zunge lockerer zu machen. Denn die begeisterte Köchin und Kolumnistin ist Hobby-Detektivin, die den Mord an einer Leserbriefschreiberin klären möchte.
Dabei wird die Witwe stets auch mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. Tatverdächtige gibt es viele, da ist der brutale Ehemann, die lesbische Freundin, ein Fracking-Unternehmen oder verrückte Adventisten. Echte Rätselspannung will aber nicht aufkommen, dazu verläuft die Handlung zu additiv.
Ein neuer Bruno oder Kieffer wächst hier in Klein Karoo, dem zentralen Hochplateau Südafrikas nicht heran. Sally Andrew, der Autorin, gelingt die Gratwanderung zwischen echtem Krimi und Kochbuch nicht so richtig, zumal pilchersche Anwandlungen sie auch immer wieder in eine triviale Liebesgeschichte abdriften lassen. Übersetzungstechnisch stören mich auch die vielen Afrikaans-Relikte, die nicht eingedeutscht werden. In anderen Krimis aus Südafrika gibt es dann immerhin einen erklärenden Anhang, der hier nur durch Kochrezepte ersetzt wird.
Wertung: **
Titel: Tannie Marias Rezepte für Liebe und Mord
Verlag: Atrium
Autor: Sally Andrew
Seiten: 478 Seiten
Preis: 19,99 Euro