Tibor Rode, Anwalt und Dozent für Wirtschafts- und IT-Recht, schreibt erst seit drei Jahren. 2013 debütierte er mit DAS RAD DER EWIGKEIT, ein Jahr später folgte DAS LOS ein weiterer erfolgreicher Thriller. Die Rechte für seinen dritten Roman, DAS MONA LISA VIRUS, der im März 2016 erschien, wurden schon in neun weitere Länder verkauft.
Wäre der Titel DA VINCI CODE nicht schon vergeben, würde er treffend für die Thriller-Konstruktion Rodes passen. Der Mona Lisa Code infiziert seit nun schon über 500 Jahren unsere Sehgewohnheiten, unser Bild von Schönheit, geprägt durch den Goldenen Schnitt. Wie muss das für Menschen sein, die gar nicht diesem Schönheitsideal entsprechen? Das ist der Ausgangsgedanke Rodes, der daraus einen Rachefeldzug gegen den Schönheitswahn, gegen ideale Proportionen ableitet.
Die Verwüstungsschneise, die dabei hinterlassen wird, führt durch die ganze Welt. Erfasst alles, da sie gleichzeitig als Computer-und Bio-Virus daherkommt. Bilddateien sind nur noch entstellt sichtbar, Millionen von Bienenvölkern sterben dahin und sind nicht mehr in der Lage, ihre Befruchtungsdienste vorzunehmen. Gleichzeitig fällt in Leipzig der Rathausturm, löst sich in Mailand das Heilige Abendmahl da Vincis auf. Eine ganze Busladung amerikanischer Schönheitsköniginnen wird obendrauf in Mexiko entführt, entstellt, verformt wie die Bilddateien, tauchen einige der schönen Frauen in der Nähe Acapulcos wieder auf.
Vor diesem zerstörerischen Hintergrund mit ständig wechselnden Schauplätzen entwickelt Rode erst mit der Zeit eine überschaubarere Handlung, in deren Zentrum das ehemalige Model Helen Morgan steht, die sich nun wissenschaftlich mit Neuroästhetik beschäftigt. Sie gerät in den Strudel und lässt sich einbinden in die verbrecherischen Aktivitäten, da ihre Tochter ebenfalls nach Mexiko entführt wurde. Begleitet wird sie anfangs eher indirekt von einem FBI Agenten, der sich auf Spurensuche nach den Verursachern des Chaos befindet.
Das, was sich nun ergibt, ist ein spannendes Abenteuer zwischen Warschau, Madrid und Paris, in dem die Mona Lisa und die Mona Lisa des Prado, die erst 2012 entdeckt wurde, eine wichtige Rolle spielen. Rode gelingt dabei ein kenntnisreicher, kulturgeschichtlich angehauchter Thriller, der durchaus zum Nachdenken anregt. Mich stören nur die mysteriösen Einsprengsel, die die Handlung begleiten. Nichts gegen Tagebucheinträge aus dem frühen 16. Jahrhundert, aber ein Zeitreisender passt nicht zum sonstigen Geschehen.
Wertung: ****
Titel: DAS MONA LISA VIRUS
Verlag: Lübbe
Autor: Tibor Rode
Seiten: 461 Seiten
Preis: 14,99 Euro