Griechen der fünfziger Jahre
Wer ist schuld an der Misere Griechenlands? Petros Markaris gibt viele Antworten in seinem aktuellen Fall für Kommissar Charitos. Die „Troika“ darf noch „Troika“ heißen, wir befinden uns in der Phase vor Tsipras, aber die Ursachen der griechischen Krankheit sind identisch.
Darunter leidet auch der Deutschgrieche Andreas Makridis. Er will zur Wiederbelebung Griechenlands beitragen, die ökologische Energiewende voranbringen. Sein Enthusiasmus ist bei diesen Strukturen zum Scheitern verurteilt, er will gradlinig seinen Weg gehen, ohne Vetternwirtschaft, ohne Bestechung, aber so funktioniert das nun mal nicht. Makridis ist kein Manager von Rheinmetall, er will privat etwas in Gang setzen und scheitert kläglich, sodass er für sich keinen anderen Ausweg sieht, als zum Strick zu greifen.
Die „Griechen der fünfziger Jahre“ sehen das ganz anders. Ihr Bekennerschreiben, das die Deutsche Botschaft erhält, spricht von Ermordung und Kommissar Charitos muss sich ganz lange fragen, wer sind denn diese alten Griechen, die in alte Werte erinnern? Jedenfalls sind die nächsten Toten, die auf ihr Konto gehen, tatsächlich ermordet worden, zudem noch mit einem alten Revolver aus der Nachkriegsära.
Daneben beschäftigt den Kommissar privat der fremdenfeindliche Rachefeldzug der radikalen Gruppen um die „Goldene Morgenröte“. Seine Tochter wird überfallen und zusammengetreten, weil sie anwaltlich für Flüchtlinge tätig ist. Er selbst wird bedroht und schnell wird deutlich, dass die griechische Polizei von der „Goldenen Morgenröte“ infiltriert ist.
Ein hochaktuelles Werk, schon 2012 in Griechenland erschienen und damit fast visionär, was die weitere Entwicklung angeht. Die Lösung des Fall Makridis selbst habe ich Am Ende zwar als sehr konstruiert empfunden, das Gesamtbild lässt aber problemlos noch eine gute Wertung zu.
Wertung: ****
Titel: Zurück auf Start
Verlag: Diogenes
Autor: Petros Markaris
Seiten: 356
Preis: 23,90 Euro