Plätschert so dahin ...
wie das Lagunenwasser in Venedig, wenn nicht gerade Hochwasser ist. Der dreiundzwanzigste Fall von Commissario Brunetti wird routiniert abgespult. Donna Leon erzählt unaufgeregt von Bücherdiebstählen. In der alten Biblioteca Merula, die Brunetti noch aus seinen Studienzeiten kennt, fehlen Seiten aus wertvollen Druckwerken von Reisebeschreibungen des frühen 16. und zum Teil auch 15. Jahrhunderts.
Verdächtigt wird ein amerikanischer Wissenschaftler, der untergetaucht scheint. Alteingesessene Adelsfamilien tauchen als Spender auf, Brunetti greift bei seinen Untersuchungen auf sein familiäres Umfeld, auf seine Schwiegereltern zurück. Contessa Morosini-Albani geht dort ein und aus. Ein Teil ihrer wertvollen Bücherspenden ist ebenfalls aus der Biblioteca Merula verschwunden.
Wenn jemand wirklich etwas über das Heraustrennen von Seiten und das Verschwinden der Bücher weiß, dann sicherlich ein ehemaligen Priester, Aldo Franchini, der ständiger Gast in der Bibliothek ist und sich dort intensiv mit den Schriften des Kirchenvaters Tertullian beschäftigt. Erst als seine Leiche entdeckt wird, nimmt Leons neuester Roman etwas Fahrt auf. „Ein Dieb und Erpresser, ein Lügner und Betrüger“ soll er gewesen sein, behauptet sein Bruder. Ein Verführer obendrein und wohl auch einst ein guter Lateinlehrer. Die Lösung des Falls gelingt dann eher en passant, hier schimmert die übliche sozialkritische Ader der Autorin durch.
Nichts Neues aus Venedig. „Tod zwischen den Zeilen“ liest sich flüssig wie immer, durchaus auch unterhaltsam, Spannung kommt aber gar nicht auf, alles zieht sich auf den 288 Seiten eher langatmig dahin. Da freut man sich nur über die bekannten Versatzstücke aus der Questura und der Familie Brunettis.
Wertung: ***
Titel: Tod zwischen den Zeilen
Verlag: Diogenes
Autor: Donna Leon
Seiten: 288 Seiten
Preis: 23,90 Euro