Doppelter Alptraum
Carol Louise Taylor macht im Nachspann ihres Debutromans deutlich, dass es durchaus eigene Erfahrungen sind, die sie in "Träum was Böses" aufgreift. Auch Sie blickt wie ihre Hauptfigur Sue auf eine Missbrauchsbeziehung zurück, aus der sie sich vier Jahre nicht lösen konnte.
Das, was sie literarisch verarbeitet, wird zu einem überzeugenden doppelten Psychodrama. Der Leser erlebt Sue in einem rückblickenden Handlungsstrang zwischen 1990 und 1992 in einer Beziehung mit einem psychopathischen jungen Schauspieler.
Die Haupthandlung verläuft 20 Jahre später. Sue hat eine 15jährige Tochter , ihr Mann ist erfolgreicher Abgeordneter, sie selbst leidet erkennbar noch unter ihrer Vorgeschichte. Alles bricht zusammen als Tochter Charlotte von einem Bus angefahren wird und ins Koma fällt. Sue macht sich auf Spurensuche, entdeckt das Tagebuch von Charlotte und erkennt, dass ihre Tochter sich umbringen wollte.
Die Entwicklungen daraus führen zu einer spannenden Ursachensuche, die Sue immer paranoider werden lässt, da immer deutlicher wird, dass alles irgendwie mit ihrer Vergangenheit zusammen hängt. Ein Puzzle aus Tagebucheinträgen, Handyaufzeichnungen, Befragungen von Freunden, die Stück für Stück aufzeigen, in welches erpresserische Geflecht Charlotte geraten ist.
Das reißerische Ende am Krankenbett der Tochter überzeugt mich zwar nicht, eindrucksvolle Charakterzeichnungen und die subtile Spurensuche machen Taylors ersten Roman zu einem guten Psychothriller, der alltäglichen Schrecken zeigt.
Wertung: ****
Titel: Träum was Böses
Verlag: Piper
Autor: Carol Louise Taylor
Seiten: 432 Seiten
Preis: 9,99 Euro