In der vorletzten spielbox habe ich mich auf den beiden Kinderseiten mit „eisigen“ Spielen beschäftigt, mit dabei das wirklich coole COOL RUNNINGS mit echten Eiswürfeln. Hätte mir damals schon GLISS GLACE vorgelegen, wäre es auf alle Fälle mit unter die drei vorgestellten Spiele gerutscht.
GLISS GLACE ist eine typische Djeco-Produktion, traumhaft schönes Material, gekoppelt mit einigen Regelanfragen. Gleich drei Autoren stehen hinter dem Geschicklichkeitsspiel, die beiden Franzosen Corentin Lebrat und Ludovic Maublanc, zusätzlich der Belgier Théo Rivière.
Was gibt es Schöneres als über Eis zu schliddern und der aktuelle Winter scheint das real zuzulassen. Wer keinen See oder Teich in der Nähe hat, greift zu den wundervollen Pinguinfiguren von GLISS GLACE und lässt die flugunfähigen Seevögel auf Eisschollen gleiten.
Schon der Aufbau der Eiswelt bereitet Kindern großes Vergnügen. Drei große Eisberge umrahmen die offene Spielfläche, auf jeden wird ein großer Papa-Pinguin gesetzt. Zwischen diesen Eisbergen „schwimmen“ vier Eisschollen mit den kleinen Pinguinen, drei davon sind etwas größer, eine ganz klein. Bis zu fünf Kinder erhalten dann eine weitere Scholle und eine kleine Markierungsscheibe für das eigentliche Spiel.
GLISS GLACE ist eine Art BOULE- oder CURLING-Variante. Wer an der Reihe ist, schnippt seine Scheibe so nah wie möglich an die kleinen Pinguine auf ihren Eisfeldern heran. Kann danach ein kleiner Pinguin auf die neue Eisscholle übersteigen – das Schwimmen ist nicht erlaubt - , dann war das Kind erfolgreich, erhält die alte Eisscholle für den nächsten Gleitversuch und in der Mützenfarbe des kleinen Eisschollenhopsers einen Siegpunktchip. Wer zu weit weg ist, was durchaus absichtlich passieren kann, markiert seine Scholle mit dem persönlichen Marker und darf von dort aus das nächste Mal starten, was meist viel leichter fällt. Viel mehr Spaß macht allerdings allen Kindern, das Umkippen eines kleinen Pinguins und sogar eines Papas vom großen Eisberg. Dann ertönt ein lauter Chor am Spieltisch: „Papa ist sauer!“ Der Verursacher beteiligt sich durchaus mit am Chorgesang, obwohl er eine „Papa ist sauer“-Marke kassieren muss, die meist Minuspunkte bringt. Bei uns heißt inzwischen das Spiel schon lange nicht mehr GLISS GLACE, sondern nur noch PAPA IST SAUER!
Nach etwa einer Viertelstunde ist die Schnipperei vorbei, bevor Papa erneut sauer werden darf. Das Spielende tritt dann ein, wenn die Pinguin-Marker einer Farbe ausgegangen sind oder wenn Papa acht Mal sauer war.
Rundum gut? Nun ja, einige Anfragen gibt es leider. Da ist die etwas unglückliche Bilanzregelung. Sechsjährige sehen nicht ein, weshalb sie nicht alle gewonnenen Pinguin-Chips am Ende abrechnen dürfen. Die Autoren verlangen Ziel-Varianz, jeder darf nur seinen besten Chip von den maximal vier Pinguinfarben zählen. Das verstehen Grundschüler nicht, zumal die Papa-Chips alle mit gerechnet werden.
Die Regel selbst bleibt sprachlich unklar vor allem für die Situation, in der ein kleiner Pinguin von einer zur anderen Scholle wechseln darf. Da wird von „Rutschen“ und „Gleiten“ gesprochen, das Regelbild zeigt aber einen kleinen Pinguin, der unmöglich bei seinem Wechsel „gleiten“ konnte. Das Bild zeigt, dass überprüft wird, ob der Pinguin stehend Kontakt zu beiden Schollen hält, das muss man halt ausprobieren. Hätte man im Falle des Bildes den Pinguin gleiten lassen, wäre er in die Ritze zwischen den beiden Scheiben gekippt und im Spiel würde der Papa fast nur Minuspunkte verteilen. Für Kinder unverständlich ist auch die Sprachregelung für die persönliche Markierungsscheibe, da wird von „Totem-Marker“ gesprochen. Das passt überhaupt nicht zu dem Spielthema. Bei so viel Regelschludrigkeit wird Papa wirklich sauer, zumal GLISS GLACE atmosphärisch für Kinder ein Volltreffer ist.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: GLISS GLACE
Autoren: Corentin Lebrat, Ludovic Maublanc, Théo Rivière
Grafik/Design: Véronique Bulteau
Verlag: Djeco
Alter: ab 6 Jahren
Spielerzahl: 2 – 5
Spielzeit: ca. 10 – 20 Min.
Preis: ca. 30 Euro
Spiel 04/2019