Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Weltreise mit Reader‘s Digest
Das REISEFIEBER gepackt hat die Reader‘s Digest-Redaktion, die geschickter als Westermann, eine Spielredaktion eines bekannten Verlages und einen nicht ganz unbekannten Spieleautor mit der Umsetzung beauftragt hat. Die Produktion lag damit im Berliner Hand bei Schmidt Spiele und Hartmut Kommerell.
Noch deutlich größer dimensioniert ist die mit kleinen Kreisen überzogene Weltkarte in REISEFIEBER. Wie die WELTREISE von Westermann ist REISEFIEBER letztlich als Quizspiel angelegt. Die Bewegung der Spielfiguren geschieht aber realer auf der Weltkarte und wirkt sich von der Spielstrategie und der damit verbundenen Spielspannung positiver aus. Die Reisenden erhalten zwischen sieben und 20 Zielkarten je nach Spielerzahl. Auch der Startort wird zufällig vermittelt. Von hier aus muss die Reise über alle Kontinente angetreten werden. Entsprechend der Ziele sollte die Tour logistischen Planüberlegungen folgen, dafür gibt es unterschiedliche Reisemöglichkeiten mit Tickets für Bus, Schiff und Flugzeug, die neben einer normalen Würfelaktion Zusatzbewegungen ermöglichen.
REISEFIEBER ist dadurch zwar ein echtes Laufspiel, letztlich aber auch stark würfelabhängig wie die WELTREISE. Meist wird gewürfelt und die Fortbewegung auf dem Lande, mit dem Bus, auf dem Wasser, mit dem Schiff und in beiden Regionen mit dem Flugzeug über die entsprechenden Feldpunkte vollzogen. Vor und nach dem Wurf dürfen die Tickets eingesetzt werden, von denen jeder am Anfang sich vier aussuchen darf. Sobald ein Ziel erreicht wird, kommen die Quizkarten ins Spiel, die jeweils drei Antwortvorgaben enthalten. Das Pfiffige daran ist, dass die Karte nicht von dem Spieler beantwortet werden muss, der das Ziel erreicht hat, sondern dass die Frage an die Mitspieler gerichtet wird. Für die Beantwortung der Fragen gibt es drei Antwortkärtchen. Bei richtiger Antwort darf ein neues Ticket genommen werden. Auch der Fragende kann ein Ticket gewinnen, wenn er auf die richtige Antwort tippt, müssen alle anderen sie auch richtig haben. Wenn er eine falsche Antwort wählt, erhält er ein Ticket, wenn ebenfalls ein weiterer Spieler diese falsche Lösung getippt hat. Das Spiel endet, sobald ein Spieler in seinem letzten Zielort angekommen ist.
Die Qualität der Quizfragen ist gut, entspricht mindestens dem Niveau der Diercke-Fragen. Hinzu kommt, dass ein Extrastapel von Ereigniskarten, von dem bei einem gewürfelten Fragezeichen gezogen werden muss, eine Reihe von Schätzfragen enthält. Diese Karten können zusätzlich Boni, aber auch Nachteile bringen, manche verlangen kommunikative Leistung, wie einen Kurzvortrag über ein Reiseziel. Das Spielmaterial entspricht dem hohen Diercke-Niveau, führt aber bei dreifach höherer Kartenzahl und größerem Spielplan zu einem doppelt so hohen Preis. REISEFIEBER packt trotzdem die Mitreisenden deutlich mehr als die WELTREISE, die mit der Atlasvariante dafür den Geographieunterricht bereichert.
Titel: REISEFIEBER
Verlag: Reader’s Digest
Autor: Hartmut Kommerell
Graphik: o.A.
Spieleranzahl: 2-6
Alter: ab 12 Jahren
Dauer: 60 Min.
Preis: ca. 60 Euro
Spiel 3/2009 R 213/2021 Rezension erschien 2009 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 5 von 10 Sternen,
das entspricht: Nächste Woche wieder
Zum Spiel und zum Autor:
Der 55jährige Hartmut Kommerell, der in Berlin lebt und arbeitet, ist spezialisiert auf taktische Schmankerl für zwei Spieler. Kommerell hat rund 40 Spiele veröffentlicht.
DIE SEIDENSTRASSE war 1998 sein erstes großes Spiel. Kommerell engagiert sich über das Spieleerfinden hinaus sehr für die SAZ. Seit 2015 arbeitet er im Vorstand der Autorenzunft mit und ist seit 2017 deren erster Vorsitzender.
Im Bild sehen wir ihn 2005 auf dem Spieleautorentreffen in Göttingen.
Sein Reisespiel wird auf BGG mit einer 5,7 bewertet, allerdings haben nur 7 User eine Wertung abgegeben (Stand 23.11.21).