
Vom Mord- zum Viehdezernat
Alan Carter, Dokumentarfilmer in Australien, hat erst im Alter von 50 Jahren sein Talent als Krimiautor entdeckt. Als Filmemacher ist er es gewohnt, genau hinzusehen. So gelingt es ihm, mit viel Gespür für Details, seinen Lesern einen genauen Blick in die westaustralische Kleinstadt Hopetoun zu werfen. Das idyllische Städtchen platzt aus allen Nähten, weil der extensive Nickelabbau ganz in der Nähe, Geld und Arbeiter angeschwemmt hat. Mit dem Boom kommt das Verbrechen, die Ruhe ist dahin.
Das gilt auch für Cato Kwong, einst Vorzeigepolizist, der für Werbeplakate herhalten musste, nun abgehalftert und bei der Viehpolizei, da er für seinen ehemaligen Chef den Kopf hinhalten durfte. Als der Torso einer Leiche angespült wird, sind seine Fähigkeiten wieder gefragt.
Carter, der 2011 für sein Debüt mit dem „Ned Kelly Award for the Best First Fiction“ ausgezeichnet wurde, spult routiniert die Fallentwicklung ab.
Es bleibt natürlich nicht bei einem Mord und eine ganz alte Geschichte, die sich einst in England abspielte, wirkt wie ein Bindeglied der Gesamterzählung. Kwongs alter Chef taucht auf und die Fehler von damals scheinen sich zu wiederholen. Das große Geschäft und die kleinen Schicksale, die auf der Strecke bleiben, bilden den sozialen Hintergrund.
„Prime Cut" wird damit zum Politthriller mit sehr starken Figuren, von denen man mehr erfahren möchte. Carter hat inzwischen zwei weitere Cato Kwong-Krimis geschrieben, die hoffentlich bald übersetzt werden.
Wertung: *****
Titel: Prime Cut
Verlag: Nautilus
Autor: Alan Carter
Seiten: 368
Preis: 19,90 Euro