Oft sind es die klassischen Vorbilder, die zu herausragenden Spielen führen. 2017 haben Pegasus und Bruno Cathala uns dies am DOMINO-Prinzip gezeigt, das sie damals geadelt haben. Das klassische ROMMÉ hat es 1980 sogar schon in abgewandelter Form als RUMMIKUB zum „Spiel des Jahres“ gebracht. Der Hamburger Nicola Riehemann führt ganz aktuell Kinder an das ROMMÉ-Spiel heran.
Die Grundidee, als Erster alle Karten auslegen zu können, prägt auch das KINDER ROMMÉ von Riehemann. Er beschränkt das Auslegen von Kartensets aber auf einfache Tierkarten, verzichtet damit auf Zahlenwerte oder die typischen Kartenfarben französischer Spielkarten. Er dampft damit die Grundidee ganz wesentlich ein, lässt aber auch das Anlegen – in seinem Fall nur in der eigenen Auslage – zu.
Im Spiel sind 60 Tierkarten vom Hofkater über Schwein, Pferd und Kuh bis zum Schäfchen „Jella“. Von allen Tieren gibt es jeweils vier Vorder-, Mittel- und Hinterteile. Die Erstauslage, die beim ROMMÉ bei 40 Punkten möglich ist, wird deutlich vereinfacht, da ein Tier erst einmal nur aus Kopf und Hinterteil bestehen muss. Alle starten mit sechs Handkarten und ziehen zu Beginn ihres Zuges eine verdeckte Karte oder eine offene von der Ablage nach. Wer ein Tier ausspielt, darf es in der eigenen Auslage später durch Mittelteile ergänzen. In jedem Fall wird der Zug dadurch beendet, dass eine Karte abgelegt werden muss. Auch diese Ablage regelt Riehemann kinderfreundlich, da es nicht nur einen Ablagestapel gibt, sondern eine ganze Reihe, in der nur identische Karten übereinanderliegen. Damit steuert er natürlich das leichtere Ausspielen von Tiersets. Sobald ein Spieler seine letzte Karte spielen konnte, ist in der Grundvariante meist schon nach zehn Minuten Schluss.
Wer will, kann die Anforderungen erhöhen, indem zu Spielbeginn zwei Karten nachgezogen werden und Mittelteile Punkte bringen, sodass es nicht mehr um das frühzeitige Spielende geht, sondern um die meisten Bauchteile der Tiere.
Klingt alles simpel, leicht gestrickt und wenig innovativ. Die „Tiere aus Langland“ kommen aber bei der Zielgruppe erstaunlich gut an. Dazu tragen die Illustrationen Anne Pätzkes bei, die besonders bei den Langfassungen von Pferd und Schwein immer wieder zu Begeisterungsstürmen führen. Das einfache Kartenspiel ist fast rundum gelungen. Was nicht so gefällt, ist die Kartengröße. Beim Halten dieser großen Spielkarten haben vier- und fünfjährige Kinder Probleme. In der Regel wird zwar vorgeschlagen, dass die Kinder die Karten doch einfach auslegen könnten, aber die etwas älteren haben ruckzuck heraus, dass der Informationsvorsprung sich nutzen lässt. Im Grunde genommen könnte Pegasus sich den Preisträger von 1980 zum Vorbild nehmen, Kartenhalter und kleinere Papp-Kärtchen würden schon ausreichen, da würde ich sogar einen Preis knapp unter 20 Euro noch für angemessen halten.
Wertung: Mit Kindern gerne morgen wieder
Titel: KINDER ROMMÉ: BAUERNHOFTIERE
Autor: Nicola Riehemann
Grafik/Design: Anne Pätzke
Verlag: Pegasus
Alter: ab 5 Jahren (auch für Vierjährige spielbar)
Spielerzahl: 2 - 4
Spielzeit: ca. 10 - 20 Min.
Preis: ca. 10 Euro
Spiel 77/2018