Donnerstag, 8. Juli 2021
LOOPING LOUIE
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
LOOPING LOUIE im Anflug auf die Spielzimmer
B.B. ist out, M.M. schon lang vergessen, L.L. ist in! Lazy Larry geistert durch die Computerwelten und LOOPING LOUIE kämpft seit Jahresbeginn um die Lufthoheit im Kinderzimmer. Es ist nicht zu fassen, welche Begeisterungsstürme das kreisende rote Sportflugzeug mit seinem verrückten Piloten Louie selbst noch bei vielen Erwachsenen hervorruft.
Ich bin wahrlich kein Freund von Plastikorgien bei Spielen, auch von fast allem Aktionsspielzeug halte ich spielerisch überhaupt nichts, weil meist viel Geld für ein sehr kurzes Vergnügen ausgegeben wird. Aber LOOPING LOUIE hat 'was, obwohl es letztlich nur auf einem ganz simplen Spielmechanismus beruht.
Motorgetrieben, dreht ein kleines Flugzeug seine Kreise über vier Hühnerfarmen, auf deren Dächern jeweils drei Hühner sitzen. Passen die Farmbesitzer nicht auf, verscheucht LOOPING LOUIE die Hühner, runde Hühnerchips, ganz schnell vom Dach. Jeder Spieler bedient zum Schutze seiner Hühner eine kleine Wippe, mit der sich der Sturzflug der Maschine abfangen lässt. Wer gut aufpasst, befördert Louie wieder hoch in die Lüfte und lässt ihn auf andere Farmregionen zusteuern.
Das Ganze ist ein Reaktionsspiel, das unheimlich viel Spaß macht und die Lachmuskeln strapaziert. Bei einer Spieldauer von maximal fünf Minuten bleibt genügend Zeit für viele Revancherunden. Das Spiel ist außerordentlich stabil und hält auch vehementesten Hühnerrettungsaktionen stand.
LOOPING LOUIE gehört mit zu den unterhaltsamsten neuen Kinder- und Familienspielen der 94er Spielesaison.
Titel: LOOPING LOUIE
Autorin: Carol Wisley
Verlag: MB
Spielerzahl:2-4
Alter: ab 5 Jahre
Spieldauer: eine Runde ca. 5 Minuten
Preis: ca. 49.00 DM
Spiel 17/1994 R110/2021
Die Rezension erschien 1994
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Zum Spiel und zur Autorin:
Carol Wisley hat neben LOOPING LOUIE für den Hasbro-Konzern 1999 noch das Aktionspiel BARN BUZZIN‘ GOOFY und 2007 für Mega Brands BOBBIN‘ BUMBLBEE entwickelt.
LOOPING LOUIE war ihr größter Erfolg, 1994 bekam es den Sonderpreis „Kinderspiel“ und erhielt beim Deutschen Spiele Preis 1994 den „Sonderpreis Aktionsspiel“. Auf dem Autorentreffen in Göttingen 1994 habe ich die Auszeichnung noch kritisiert: „„Das beste Kinderspiel des Jahres kommt ohne den Kostenfaktor Autor aus. Die Jury, die viel für die Autorenschaft mit ihrer Arbeit geleistet hat, passt sich mit der Entscheidung einem Zeittrend an. Die Aufbauanleitung wird wichtiger als das Regelwerk.“
MB hat später Carol Wisley als Autorin nachgeliefert.
Mittwoch, 7. Juli 2021
BAZAAR
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Neuauflage eines Klassikers: BAZAAR
Wenig kommunikativ, dafür planbar und durchaus spannend geht es in dem Spiel BAZAAR des Amerikaners Sid Sackson zu. Der Firma Klee ist es zu verdanken, dass dieses schon etwas ältere Spiel seit 1993 wieder auf dem Markt ist. In der Reihe "Klee-Edition" widmet sich die Fürther Firma Spielklassikern, zu denen auch dieses Spiel für geschickte Kombinierer gehört.
Die gesamte Reihe ist im letzten Jahr mit dem Sonderpreis des "Deutschen Spielepreises" ausgezeichnet worden. Das Spiel BAZAAR war dabei sicherlich mit ausschlaggebend für diese Auszeichnung. Klassiker wie TWIXT von Alex Randolph und die Sportspiele REGATTA und SPEED CIRCUIT gehören außerdem noch in diese Reihe.
Alles Spieleperlen - und um solche geht es auch beim Feilschen in dem Spiel BAZAAR. Diamanten, Rubine, Saphire, Opale und Topase sind die begehrten Objekte in diesem Spiel. Nun wird aber nicht frei verhandelt und getauscht, sondern der Tauschwert ist in Form von "Wechselkursen" genau geregelt. Die zehn möglichen Tauschvarianten machen das Spiel zum Geheimtip für Gehirnakrobaten. Jeweils die günstigsten Tauschmöglichkeiten miteinander zu kombinieren, um am Ende wertvolle Warenkarten eintauschen zu können, sind die Voraussetzungen für den späteren Sieg. Da auch der Würfel einen gewissen Einfluss hat, bleibt der Glücksfaktor nicht ganz außen vor. So dass das Spiel auch als Familienspiel mit Kindern ab zehn Jahren empfohlen werden kann.
Titel: Bazaar
Autor: Sid Sackson
Verlag: Klee
Spielerzahl:2-6
Spieldauer: ca. 45 Minuten
Preis: ca. 30.00 DM
Spiel 26/1993 R109/2021
Die Rezension erschien 1993
Wertung Spielreiz damals 8 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Zum Spiel und zum Autor:
Sid Sackson (1920 – 2002) gehört zu den weltweit bekanntesten Spieleautoren des letzten Jahrhunderts. Sackson war einer der ersten Spieleautoren, die von dieser Berufung leben konnten. Ganz wesentlich hat dazu der Welterfolg von ACQUIRE beigetragen.
In seinem Haus in der New Yorker Bronx baute er sich ein wissenschaftliches Archiv auf mit einer riesigen Sammlung an Brett- und Kartenspielen, die auf knapp 20.000 Titel geschätzt wurde. Leider fand sich keine museale Lösung nach seinem Tod für diese einmalige Sammlung. Die Spiele wurden auf einer Reihe von Auktionen verkauft und die Sammlung zerschlagen.
Neben ACQUIRE ragen Spiele wie FOCUS (Spiel des Jahres 1981), CAN’T STOP, METROPOLIS und BAZAAR aus seinem umfangreichen Gesamtwerk heraus.
Das Foto zeigt Sackson 1989 in Essen bei der legendären CAFÉ INTERNATIONAL-Runde.
Dienstag, 6. Juli 2021
MANHATTAN
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Spiel des Jahres 1994. MANHATTAN
Mit überzeugenden Spielideen ist Andreas Seyfarth bisher weniger aufgefallen, recht leichte Kost hat er bei Schmidt Spiele herausgebracht, vielleicht auch weil seine Frau Karen dort als Redakteurin arbeitet. MAX UND MORITZ, HARRY DREHT ALLES UM und zwei ZORRO-Spiele sind schon in der Versenkung verschwunden.
Der Verlagswechsel zu Hans im Glück hat Seyfarth allerdings gut getan, mit MANHATTAN und gerade eben im Herbst mit WALDMEISTER, ein Spiel zum Waldsterben, beweist er, dass es auch anspruchsvoller geht.
In die Welt der Finanz- und Bauhaie führt er in MANHATTAN. In seinem Bauspiel geht es aber eher abstrakt zu. Um die Errichtung der höchsten und meisten Hochhäuser in Großstädten dieser Erde wird spielerisch gestritten. Der Großstadtdschungel entwickelt sich über den taktischen Einsatz von Bauplatzkarten. Die Spieler besitzen 24 Bauteile in vier Größen, zusätzlich Baukarten, die, abhängig vom Sitzplatz, exakt definieren, wo gebaut werden darf. Angezeigt wird ein Bauplatz, der Ort kann frei gewählt werden. In den vier Spielrunden wählen sich alle jeweils 6 Bauteile aus. Wer am Bauen ist, legt eine Baukarte. Freie und eigene Plätze dürfen ohne Einschränkungen be- oder überbaut werden, fremde nur dann, wenn man einen zumindest gleich hohen Stein setzt.
Jede Runde wird bilanziert. Für den höchsten Turm auf dem Plan gibt es drei Siegpunkte, für die Mehrheit an Türmen in den Städten zwei Gewinnpunkte, außerdem bringt jeder Turm einen Punkt. Nach vier Runden gibt es kein Baumaterial mehr und das Spiel wird mit der abschließenden Wertung beendet.
Das Spiel wirkt eher nüchtern, auch die Farbgestaltung sagt mir nicht zu. Trotzdem entwickelt sich im Laufe der Bauphasen eine enorme Spielspannung. Vom Spielreiz her gehört MANHATTAN eindeutig zu den besten Spielen des Jahres. Der Meinung ist auch die Jury Spiel des Jahres, die in Mainhattan, in Frankfurt, vor wenigen Wochen Andreas Seyfarth und Bernd Brunnhofer als Verleger die Urkunde zum Spiel des Jahres überreichte.
Titel: MANHATTAN
Autoren: Andreas Seyfarth
Grafik: Franz Vohwinkel
Verlag: Hans im Glück
Spieler: 3 bis 5
Alter: ab 10 Jahren
Dauer: ca. 30 Minuten
Preis: ca. 40 DM
Spiel 16/1994 R108/2021
Die Rezension erschien 1994
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Zum Spiel und zum Autor:
Der 59jährige Münchner Spieleautor Andreas Seyfarth arbeitete als Verwaltungsbeamter für die Deutsche Telekom. Wie im Text damals beschrieben, hat er zu Beginn der 90er Jahre einige Spiele für Schmidt Spiele veröffentlicht.
Sein erster großer Erfolg war MANHATTAN, den er mit THURN UND TAXIS 2006 wiederholte. Wohl sein bestes Spiel ist PUERTO RICO (2002), mit dem er „nur“ nominiert war, aber den 1. Platz beim Deutschen Spielepreis bekam. In dieser Preisklasse bewegte sich auch das 2004 erschienene SAN JUAN, das den 2. Platz beim Spielepreis erreichte.
Bis auf Neuauflagen seiner Erfolge hat Seyfarth in den letzten zehn Jahren nichts mehr veröffentlicht.
Das Bild zeigt Andreas Seyfarth (rechts außen) bei der Preisverleihung der Jury 1994 in Frankfurt.
Montag, 5. Juli 2021
CHECK THE RIPPER
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
CHECK THE RIPPER
Den Spieletitel des Jahres, wenn es ihn denn gäbe, hätte sich der Verlag ASS mit einem neuen Spiel von Alex Randolph verdient. CHECK THE RIPPER ist nicht etwa die phonetische Umlautung des altbekannten Gangsters Jack, nein, der Titel verbindet die spielerischen Schach- und Kriminalelemente, um die es in diesem neuen Brettspiel für 2-4 Spieler geht.
Man muss aber kein Großmeister sein, um mit diesem Spiel klar zu kommen. Die einfachen Grundkenntnisse über die Zugmöglichkeiten der Schachfiguren reichen aus, damit man seinen ermittelnden Inspektor von Tatort zu Tatort in England eilen lassen kann, mal bewegt er sich springend wie ein Pferd fort, ein anderes Mal düst er als Turm davon, je nach Würfelwurf.
Auf einer großen Englandkarte werden auf diese Weise Indizien zusammengetragen, um vier Täter zu entlarven. Ob es nun die Mörderin mit der Schere ist oder der Täter, der mit dem Hammer an vier Orten zugeschlagen hat, für richtige Ermittlungen gibt es Punkte. Im Laufe des Spiels fällt es immer leichter, auf weitere Indizien zu verweisen. Gute Gedächtnisleistung ist die wesentliche Voraussetzung für den Spielsieg.
Der Autor hat bekannte Spielmechanismen gekonnt variiert und daraus ein gut spielbares nicht allzu komplexes Spiel gemacht. Der schöne Spielplan eignet sich auch als Wandschmuck, hier hat der Verlag gute Arbeit geleistet. Schachtelgröße und Packungsinhalt stehen aber in einem unverschämten Verhältnis zueinander. Hier stimmt das Preis- Leistungsverhältnis überhaupt nicht mehr. Wenn ich bei einem Spielepreis von DM 45.- bis 50.- nur 10 Prozent Spielmaterial und 90 Prozent Luft erwerbe, dann muss ich mich als Kunde ärgern. Spieleverlage sollten allmählich anfangen, sich umweltorientierter zu verhalten. Wenn die Schachteln voll Material sind, dann wird der Verbraucher auch bereit sein, für kleinere Spielekästen etwas mehr Geld zu bezahlen. Die Rechnung mit den großen Spielekästen und hohen Endverkaufspreisen wird bald nicht mehr aufgehen.
Titel: CHECK THE RIPPER
Autor: Alex Randolph
Verlag: ASS
Spielerzahl:2-4
Alter: ab 12 Jahre
Spieldauer: ca. 45 Minuten
Preis: ca. 50.00 DM
Spiel 15/1994 R107/2021
Die Rezension erschien 1994
Wertung Spielreiz damals 6 von 10 Sternen,
das entspricht: Nächste Woche wieder
Zum Spiel und zu den Autoren:
Alex Randolph war der Kosmopolit unter den Spieleautoren. 1922 in Böhmen geboren. Seine Mutter stammte aus Colorado, sein Vater war Russe. Schon als Kind lebte er mehrere Jahre in Venedig, bevor er als Zehnjähriger in ein Schweizer Internat geschickt wurde. Ein Jahr vor dem Zweiten Weltkrieg ging die Familie zurück in die USA. Während des Krieges arbeitete er am Entschlüsseln feindlicher Codes.
Nach dem Krieg lebte er als Werbetexter und Romancier in Boston, bevor er 1961 mit Pentomino-Steinen sein erstes Spiel veröffentlichte. Randolph siedelte dann nach Wien um, spielte dort im Café Hawelka TWIXT mit Herbert Feuerstein, das bald als 3M-Spiel in einer edlen Buchschuberausgabe erschien und ihm einen mehrjährigen Aufenthalt in Japan finanzierte. Mitte der 70er Jahre fand der Spieleautor nach Venedig zurück, wo er 2004 starb.
Anfangs entwickelte er, inspiriert durch die Japanreise, hauptsächlich taktische Spiele für zwei, wie EVADE, BUFFALO und GEISTER. In den 80er Jahren erfand er erfolgreich viele Familienspiele wie SAGALAND, „Spiel des Jahres“ 1981, das er zusammen mit seinem engen Freund Michael Matschoss entwickelte, der sich inzwischen um sein spielerisches Erbe kümmert. Es blieb zwar sein einziges „Spiel des Jahres“, für GUTE FREUNDE (1989) gewann er den ersten Sonderpreis „Kinderspiel“, was er mit LEINEN LOS! 1997 noch einmal wiederholte. INKOGNITO (1988) und VENICE CONNECTION (1996) bescherten ihm den Sonderpreis „Schönes Spiel“.
In den 90er Jahren arbeitete Randolph eng mit Johann Rüttinger zusammen. Hierbei entstand auch DIE VERBOTENE STADT. Vorher hatten sie beide schon TWIDDELDUM bei Noris veröffentlicht. Im Verlag Drei Hasen in der Abendsonne erschien das lesenswerte Buch Randolphs „Die Sonnenseite. Fragmente aus dem Leben eines Spieleerfinders“.
Das Bild zeigt Randolph auf den Autorentreffen in Göttingen bei seiner SPATZ-Verleihung 1990.
Sonntag, 4. Juli 2021
PEGGINO
SAMMELSURIUM
Ravensburger Traveller-Serie: PEGGINO
Neben der Casino-Serie war die Traveller-Reihe in den 70er Jahren besonders beliebt. Sie erschien in zwei Schachtelformaten, zuerst als flache Ausgabe (202x202x28 mm; 1972 und 1973) und als etwas kleinere dickere Schachtel (190x190x36 mm; 1973-1978). Diese Schachtelform setzte sich durch und diente auch der Veröffentlichung weiterer Titel. Zur Serie gezählt werden aber nur Titel mit dem Logo „traveller serie“. Die Spiele in der Reihe waren fast durchweg Spiele für zwei Personen, meist taktische Spiele mit geringem Glücksanteil.
In der Reihe veröffentlichte Alex Randolph die meisten Spiele, zum Teil wie auch in der Casino-Serie unter dem Pseudonym L.W. Bones (PEGGINO). Daneben erschienen Klassikerausgaben wie REVERSI, GO und GOBANG, TANGRAM, SOGO und 3x16, das alte NÜMMERCHEN.
Herausragend sind für mich die Randolph-Spiele WÖRTERKLAUER, PEGGINO und HEPTA. Immer wieder gut ist RACKO, das es aber auch in vielen anderen Ausgaben von Ravensburger gibt.
PEGGINO
Alex Randolphs abstrakte Idee PEGGINO funktioniert als Duell und als kniffliges Solo-Spiel. Wahrscheinlich hat sich Randolph vom Hollerith-System der Lochkarten bei der Spielentwicklung leiten lassen. Im Spiel sind rechteckige Kärtchen mit sechs Feldern, die eine bis sechs Lochungen besitzen. Diese nutzt der Autor zur Arretierung in ein Lochbrett von 7x7 Feldern. Arretiert wird mit schwarzen Holzstiften. Die Kärtchen besitzen eine blaue und eine gelbe Seite, die den beiden Kontrahenten zugeordnet sind.
Erst einmal steckt der Startspieler sieben Stifte in den Plan, der zweite Spieler ergänzt diese Startsituation ebenfalls durch bis zu sieben weitere Stifte, er kann aber auch auf diesen Zug verzichten.
Danach nimmt der Startspieler drei Karten, steckt einen weiteren Stift und platziert dann eine oder mehr Karten. Das geht nur dann, wenn für sämtliche Kartenlöcher Stäbe vorhanden sind. Wer nicht mehr weiter legen kann oder will, wirft eine seiner drei Karten ab und übergibt an den Kontrahenten, der ebenso verfährt. Dabei haben die Spieler das Spielziel im Auge, mit der eigenen Kartenfarbe den größeren Teil des Spielbretts abzudecken.
PEGGINO wird beendet, wenn es keine Karten mehr gibt oder wenn das Brett vollständig bedeckt ist, sodass kein Stift mehr gesteckt werden kann.
Strategisch sollte man vor allem die spiegelbildlichen Kartenpaare zurückhalten, denn diese kann der Gegner vollständig abdecken. In der Regelübersicht gibt es eine Seite, die diese Pärchen alle zeigt. Am besten ist es natürlich, wenn man beide Teile selbst besitzt. Damit ist auch der Memoanteil im Spiel recht hoch, da man sich schon erinnern sollte, welche Karten bereits aus dem Spielgenommen sind. Da stets eine Karte „entsorgt“ wird, trifft das meist eine dieser Spiegelbild-Karten. Einen nicht zu unterschätzenden Vorteil besitzt auch der Spieler, der zuletzt legt, daraufhin lässt sich durchaus spielen.
In der Solo-Variante gilt es , das gesamte Spielbrett abzudecken und dabei möglichst viele Stifte zu verwenden. 39 davon sind leicht unterzubringen, alle Stifte, das sind nur zwei mehr, ist aber eine richtig schwere Aufgabe.
PEGGINO erschien später noch einmal in der Spielesammlung DIE DREI (1998) von Franjos, damals unter dem Titel PEGS.
Titel: PEGGINO
Autor: L. W. Bones (Alex Randolph)
Grafik: Manfred Burggraf
Verlag: Ravensburger
Spielerzahl: 1 - 2
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: ca. 30 Minuten
Preis: ca. 15 DM
Wertung: Nächste Woche wieder
Sammelsurium 27 - S27/2021
Samstag, 3. Juli 2021
MOZZAROLLER
Unterwegs für Pizzeria Angelo: MOZZAROLLER
Jeffrey A. Allers erfindet seit gut ein Dutzend Jahren Spiele. Mit ABER BITTE MIT SAHNE reüssierte er 2008 bei Winning Moves. Mit Spielen wie CITRUS (dlp 2013) und PANDORIA (Irongames 2018) konnte er überzeugen. 2021 gelingt ihm das wieder für HASHI (nsv), ob sich MOZAROLLER unter seinen guten Spielen einreiht, werden Sie gleich sehen.
Allers, der mit seiner Familie lange in Berlin lebte, ist seit letztem Jahr ins Dreiländereck von Deutschland, Frankreich und der Schweiz nach Kandern gezogen. Im Umfeld von Kandern gibt es laut TripAdvisor allein rund 20 Pizzerien, wahrscheinlich alle mit Lieferservice, direkt in der Kleinstadt im Landkreis Lörrach mit Isola Bella und San Lorenzo nur zwei. Mit der Pizzeria Angelo macht Allers ihnen nun Konkurrenz und jagt ihnen mit flotten, rollerfahrenden Lieferanten Kunden ab.
Der Konkurrenz stellen sich bis zu vier Spieler, sogar eine Solovariante hat der Autor entwickelt. Für die Vorbereitung der Kundenaufträge greift der Kanderner Autor auf Würfel zurück, gleich acht Zutatenwürfel mit Champignons, Mais, Oliven, Rucola, Tomaten und Mozzarella liegen dem Spiel bei. Angelo möchte also nicht nur durch schnelle Lieferungen überzeugen, sondern auch durch einen durchweg vegetarischen Ansatz, der nicht durch Salami und Parmaschinken ergänzt wird, sondern durch Komponenten wie Chili und Knoblauch, die für die Schlusswertung zählen.
Acht Aufträge liegen aus, dazu Lieferantenplättchen und Strafchips. Wer am Zug ist, würfelt anfangs alle acht Würfel, Strafchips können die Anzahl in späteren Runden reduzieren. Eine Zutat muss mindestens auf eine Auftragskarte gelegt werden. Dort darf man dann weitere passende Würfel ablegen, wenn der Auftrag gefüllt ist, geht das auch auf angrenzenden Karten. Man kann aber auch neu würfeln, muss aber mit dem Ergebnis mindestens eine Zutat regelgerecht ablegen können, das darf nun auch auf eine benachbarte Karte sein. Schließlich darf man seinen Zug freiwillig beenden. Wer Schluss macht, bekommt erfüllte Aufträge und Strafchips für unfertige.
Wer die meisten Aufträge eines Pizzafahrers vor sich hat, bekommt dessen Plättchen, die am Ende zwischen fünf und zehn Punkte wert sind, wobei die Punktezahl mit der vorhandenen Kartenzahl korreliert. Mehrheiten sind hier wichtig, denn Gleichstände sorgen dafür, dass das Lieferantenplättchen neutralisiert in der Mitte der Tischauslage landet. Zünglein an der Waage können dabei oft Jokeraufträge sein, die mit einer beliebigen Zutat dreimal belegt werden.
Wenn die Nachfrage nicht mehr auf acht Karten aufgefüllt werden kann, wird die Runde beendet. Punkte gibt es für jede Zutat auf den Aufträgen, für jedes gewonnene Plättchen und zusätzlich Bonuspunkte für Chili und Knoblauch.
Im Solospiel ist man Konkurrent von Angelo und duelliert sich in acht Runden um jeweils sechs Aufträge. Alle Aufträge, die man nicht abarbeitet, bekommt Angelo. Mindestens drei sollten es daher sein und ab und zu auch mal ein Vierter, dann könnte man gewinnen. In der Wertung spielen wie im Grundspiel auch die Farbplättchen eine Rolle und die Zusatzpunkte durch Chili & Co., die im Duell ziemlich wichtig sein können, da fünf entsprechende Beläge 15 Punkte bringen. Angelo, dem die Pizzen ja ohne große Würfelleistung quasi in den Schoß fallen, scheint Profi zu sein, besiegen konnten wir ihn noch nicht.
Thematisch bewegt sich Allers in ziemlich ausgefutterten Bereichen. Pizzabringdienste tauchten schon häufig in Spielen auf. Auch das Erwürfeln von Zutaten ist nichts weltbewegend Neues. Sein Spiel mit dem Risiko ist durch die Ausweitung auf Nachbaraufträge aber durchaus reizvoll, verbunden mit den Mehrheitsduellen um die Mozzaroller und die scharfen Zutaten. Die Solo-Variante überzeugt nicht, da braucht es Hausregeln, um überhaupt eine Chance zu haben. So könnte Angelos Gegner in jeder zweiten Runde sich einen Auftrag würfellos schnappen, dann besteht eine kleine Chance den Besitzer der Pizzeria zu besiegen.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: MOZZAROLLER
Autor: Jeffrey D. Allers
Grafik/Design: Bartlomiej Kordowski
Verlag: Piatnik
Alter: ab 7 Jahren
Spielerzahl: 1 - 4
Spielzeit: ca. 25 Minuten
Preis: ca. 11 Euro
Spiel 50/2021
Freitag, 2. Juli 2021
EL GRANDE
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Kramers Meisterstück: EL GRANDE
Seit dem Erfolg der SIEDLER VON CATAN scheuen Verlage weniger das Risiko mit komplexeren Spielsystemen. Ein durchaus mit dem Spiel des Jahres 1995 vergleichbares Spiel hat der Hans im Glück Verlag herausgebracht: EL GRANDE, ein strategisches Spiel für zwei bis fünf Spieler ab zehn Jahren, das die Autoren Richard Ulrich und der renommierte Wolfgang Kramer im 15. Jahrhundert in Spanien spielen lassen. Fünf Volksstämme ringen um die Macht in neun spanischen Provinzen. 30 Caballeros stehen dem Granden jedes Spielers zur Verfügung, geschickt eingesetzt, den Weg zur Macht zu ebnen.
Der Spielablauf in sechs oder neun Spielrunden wirkt anfangs recht kompliziert: Da werden Machtkarten ausgespielt, die die Zugreihenfolge festlegen und die Zahl der Ritter, die man am eigenen Hof zur Verfügung hat. Dann dürfen Aktionskarten ausgewählt werden, die gleichzeitig die Zahl der Ritter bestimmen, die man in die Provinzen einbringen kann, um dort Mehrheiten zu erreichen. Nach jeder zweiten oder dritten Runde gibt es eine Wertung der Mehrheitsverhältnisse.
Das Spiel ist aber stimmig umgesetzt, Spielplan und Spielmaterial sind fantastisch - das hat allerdings auch seinen Preis -, der Spielmechanismus funktioniert vorzüglich. Dies wird vor allem daran deutlich, dass dieses Spiel besonders zu zweit seine taktischen Qualitäten voll entfaltet.
Wolfgang Kramer, schon vielfach ausgezeichneter Autor (AUF ACHSE, HEIMLICH & CO.), hat mit EL GRANDE sein Meisterstück abgelegt. Für Liebhaber anspruchsvollerer Brettspiele kann eine uneingeschränkte Kaufempfehlung ausgesprochen werden. Das meinte wohl auch die Jury „Spiel des Jahres“, die EL GRANDE zum „Spiel des Jahres“ 1996 machte.
Titel: EL GRANDE
Autoren: Richard Ulrich, Wolfgang Kramer
Grafik: Doris Matthäus
Verlag: Hans im Glück
Spielerzahl: 2-5
Alter: ab 12 Jahre
Spieldauer: Bei sechs Runden ca. 60 Minuten, sonst 90 bis 120 Minuten
Preis: ca. 90.- DM
Spiel 27/1996 R106/2021
Die Rezension erschien 1996
Wertung Spielreiz damals von 10 Sternen,
das entspricht: Jederzeit wieder
Zum Spiel und zum Autor:
Der 79jährige Wolfgang Kramer ist neben Reinhold Wittig der dienstälteste Spieleautor in Deutschland und der erste, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Der gelernte Betriebswirt und Informatiker hängte 1989, nach zwei Spiel des Jahres-Auszeichnungen seinen Beruf an den Nagel und lebte fortan vom Spielerfinden.
Sein erstes Spiel TEMPO erschien 1974 bei ASS. HEIMLICH & CO. war sein erstes Spiel des Jahres (1986), es folgte gleich danach AUF ACHSE. In vielen seinen späteren Erfolgen war er mindestens im Team unterwegs. Bei EL GRANDE (SDJ 1996) begleitete ihn Richard Ulrich und bei TIKAL und TORRES Michael Kiesling.
Mit EL GRANDE gewannen Kramer&Ulrich nicht nur den Pöppel für das Spiel des Jahres, sie landeten auch beim Deutschen Spielepreis auf dem ersten Platz. In einem Interview 2006 mit mir, schätzt Wolfgang Kramer den Erfolg von EL GRANDE so ein: „EL GRANDE gehört zweifellos zu meinen besten Spielen, die ich entwickelt habe. Es war mein erstes komplexes Spiel mit einer hohen Spieltiefe und alternativen strategischen Möglichkeiten. Es besitzt eine ganze Reihe von innovativen Mechanismen, die in den Folgejahren auch von anderen Autoren aufgegriffen und übernommen wurden. Der Einfluss von EL GRANDE auf andere Spiele wird am ehesten sichtbar durch die vielen danach folgenden Spielen mit Wertungen oder mit Mehrheiten in Regionen oder durch die Verwendung von Aktionskarten oder Einstellscheiben oder durch die Mechanismen zur Steuerung des Nachschubes, zur Steuerung der Spielerreihenfolge, zur Steuerung des Einsetzens von Figuren auf dem Spielplan. Das Spiel war und ist ein Meilenstein in meiner Tätigkeit als Spieleerfinder. Es hat meine Arbeit in den Folgejahren geprägt und beeinflusst.“
Bis heute hat Kramer mehr als 100 Spiele veröffentlicht. Ganz aktuell startet er im Team mit Michael Kiesling das Programm des neuen Verlages Deep Print mit RENATURE.
Auf dem Bild ist Wolfgang Kramer in EL GRANDE-Jahr in Göttingen mit seiner Gattin Ursula Kramer zu sehen.
Donnerstag, 1. Juli 2021
TAKE IT EASY
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
TAKE IT EASY : Verflixt ... und zugelegt!
Lauter kleine sechseckige Plättchen mit drei unterschiedlichen Farbstreifen schwirren der Titelbildfigur von TAKE IT EASY um den Kopf. Wohin damit, ist hier die Frage. Womit das Spiel auch schon beschrieben wäre: Es geht um die Ablage von 27 Plättchen auf einem kleinen Spielbrett mit 19 Feldern. Auf den Sechsecken befinden sich drei farbige durchgehende Streifen mit unterschiedlichen Punktwerten. Beim Ablegen der Sechsecke versuchen ein bis vier Spieler, möglichst viele durchgehende Farbreihen von einem Spielfeldrand zum anderen zu erreichen. Gewertet werden am Ende nur diese Reihen, wobei die Zahl der Karten mit dem Punktwert der Farblinie multipliziert wird.
Faszinierend ist bei diesem Spiel, dass alle Mitspieler trotz identischer Kartensätze zu den unterschiedlichsten Ergebnissen kommen. Ein Spieler nimmt immer verdeckt ein Kärtchen auf, die anderen haben ihren Kartensatz offen vor sich liegen und bauen die gezogene Karte in ihren Ablageplan ein. Da in jeder Runde acht Karten zugedeckt bleiben, ist es nicht einfach, die ideale Kartenverteilung vorzunehmen. Am Ende müssen häufig wertvolle Punktestrecken mit unpassenden Kärtchen verbaut werden. TAKE IT EASY, heißt es dann wirklich, und man hofft auf die nächste Runde.
Das Spiel ist beliebig ausbaubar, wenn sie zwei oder drei Kästen kaufen, können sie es in ganz großen Runden spielen. Fehlen die Mitspieler, macht die Alleinbeschäftigung ebenso Freude. Es ist nicht einfach, die maximale Punktzahl von 307 Punkten zu erreichen.
Peter Burley hat ein herausragendes Legespiel entwickelt und dem Verlag FX Schmid ist es zu verdanken, dass dieses Spiel aus England nun endlich auch in Deutschland auf dem Markt ist. Klein und praktisch verpackt und damit auch wohlfeil zu erwerben.
Titel: TAKE IT EASY
Autor: Peter Burley
Grafik: Franz Vohwinkel
Verlag: FX Schmid
Spielerzahl:1-4
Alter: ab 10 Jahre
Spieldauer: eine Runde ca. 10 Minuten
Preis: ca. 20.00 DM
Spiel 14/1994 R105/2021
Die Rezension erschien 1994
Wertung Spielreiz damals 8 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Zum Spiel und zum Autor:
Für den Engländer Peter Burley war die Erfindung von TAKE IT EASY ein ähnlicher Erfolg, wie der des VERÜRRÜCKTEn LABYRINTHs für Max Kobbert. Beide Autoren bewegten sich weitgehend im Umfeld ihrer Erfolgsstory. Burleys erste Version, noch unter dem Titel HEXTENSION, erschien 1983 bei Spear. Nach Deutschland kam 1994 die Fassung als TAKE IT EASY von F.X. Schmid mit der Grafik von Franz Vohwinkel.
TAKE IT EASY war 1994 nicht nur nominiert zum Spiel des Jahres, wie damals alle Spiele auf der Auswahlliste, es erreichte auch den 9. Platz beim Deutschen Spielepreis.
Neben TAKE IT EASY und seinen vielen Varianten ist KAMISADO (HUCH! 2008) noch recht bekannt von Burley.
Das Bild stammt aus dem Jahr 2011 vom Autorentreffen in Göttingen.
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