
Rita Modls Spieleerstling MEN AT WORK wirkt wie eine Symbiose von TOKYO HIGHWAY und MEEPLE CIRCUS. Die langen Bauträger sind die Straßen und die kleinen Bauarbeiter mit ihren gelben Hüten, die Rita so gut stehen, balancieren mit Ziegelsteinen und kleinen Balken wie die Akrobaten in der Manege.
Dabei war die Münchner Autorin mit ihrer Idee anfangs gar nicht so weit weg von der Zirkuswelt, denn ihre Bauarbeiter waren ursprünglich Seiltänzer und hätten durchaus bei Cédric Millet auftreten können. Zum Glück hat Pretzel Games ihr Thema in den Baustellenbereich verlagert und daraus ein ausgesprochen attraktives Bauspiel entwickelt.
Im Bereich der Geschicklichkeitsspiele ist der kanadische Verlag inzwischen allererste Anlaufstation. FLICK’EM UP und JUNK ART waren schon hervorragende Spiele, auf dem Niveau siedelt sich MEN AT WORK an: Traumhaftes Material, aufgeräumte Schachteln und kreative Spielideen, bei denen es allerdings immer einmal wieder zu Regeldiskussionen kommt.
Rita überlässt anfangs ihre Baustelle ungeordnet den zwei bis fünf Bauarbeitern. Da liegen farbige Stahlträger kreuz und quer, ein einziger Bauarbeiter – immerhin mit Sicherheitshelm – tummelt sich auf diesem Bauplatz. Aber allmählich wird es hektisch und unübersichtlicher. Es geht dabei noch nicht unbedingt in die Höhe, aber weitere Träger, die ersten Bausteine und kleine Balken finden ihren Platz auf vorhandenen Stahlteilen. Die Spieler steuern die Bauerweiterungen durch Karten, sogenannte Baupläne, wobei deren Kartenvorderseite bestimmt, ob ein Stahlträger oder Bauarbeiter die Baustelle ergänzt. Der zweite umgedrehte Bauplan fixiert Zusatzanweisungen, da muss der Träger die gleiche Farbe berühren, dort balanciert der Arbeiter mit zwei Bausteinen.
Nachdem Rita sich das eine Weile angesehen hat, kommt sie etwa nach der zehnten Bauaktion selbst ins Spiel und sorgt dafür, dass es nun endlich in die Höhe geht. Rita weiß, wie sie ihre Arbeiter motivieren kann. Die „Bauarbeiter des Monats“-Urkunde ist besonders beliebt. Sie zeichnet den Arbeiter aus, dem es gelingt, mit seiner Bauaktion die höchste Position der Baustelle einzunehmen. Im der Auseinandersetzung zu dritt und zu viert reichen dann vier Urkunden, um das Spiel siegreich zu beenden. Spätestens wenn Rita im Spiel ist, oft vorher schon, sind die Bauaktionen ganz schön wackelig, sodass Bauarbeiter und Träger oft ins Rutschen geraten. Kommt es zum kleinen oder großen Crash, verliert der Verantwortliche ein Sicherheitszertifikat, von dem jeder anfangs drei erhalten hat. Der Verlust dieser Policen führt meistens durch die negative Auslese zum Spielende. Dabei trifft es oft nicht nur den aktiven Spieler, sondern auch den nachfolgenden. Der muss die Baustelle aufräumen und heruntergefallene Balken, Steine und Bauarbeiter in Sicherheit bringen. Das ist manchmal ebenso unfallträchtig wie die Bauleistungen selbst, sodass es oft zu Kettenwirkungen und mehreren Verlusten von Zertifikaten bei den Bauunfällen kommt.
Zumindest das Bauen ist eine echte Herausforderungen mit leichten und schweren Aufgaben. Das schafft Spannung am Spieltisch, auch eine gewisse Distanz zum Bauplatz, man will ja nicht aus Versehen alles zum Einsturz bringen. Ich habe noch keinen Mitspieler erlebt, der sich nicht mit Begeisterung zu dieser Baustelle begeben hat. Eine gewisse Skepsis ergibt sich aus einigen Regelunklarheiten und der Kettenwirkung beim Aufräumen. Ganz hilfreich in Hinblick auf die Beschleunigung ist die Variante "Wolkenkratzer". Die Teile, die in der Schachtel verschwinden, sind dort wirklich weg. Das eigentliche Bauen, die Bewältigung der Kartenaufgaben machen aber richtig viel Spaß und immer wieder werden Erinnerungen geweckt an den Poster-Klassiker von 1932: Lunch atop a Skyscraper.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: MEN AT WORK
Autor: Rita Modl
Grafik/Design: Chris Quilliams
Verlag: Pretzel Games Vertrieb: Pegasus
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 2 - 5
Spielzeit: 30 – 45 Min.
Preis: ca. 49 Euro
Spiel 24/2019