Dienstag, 31. Mai 2016
LEO MUSS ZUM FRISEUR
Während seiner nun schon 30jährigen Autorentätigkeit gehören Auszeichnungen für den Italiener Leo Colovini zum Alltagsgeschäft. Anfangs wie mit INKOGNITO (1998) noch in Kooperation mit seinem venezianischen Ziehvater Alex Randolph, ab der Jahrtausendwende belegt er aber mit Spielen wie CAROLUS MAGNUS, CARTAGENA und CLANS durchaus Eigenständigkeit. Was Colovini noch fehlt, ist eine Prämierung einer Kinderspielidee.
Dafür hat Colovini nun seinen Namensvetter, den Wuschelkopf Leo, auf den Weg gebracht. Der Löwe Leo muss dringend zum Frisör, seine Mähne wächst und wächst, bald blickt er durch sein Haargeflecht nicht mehr durch. Sein Problem, die Dschungelpfade bis zum Frisörsalon von Bobo, dem Affen mit der schnellen Schere, sind unendlich weit. Der Weg dorthin führt über 30 Dschungelfelder, unter denen Zebras, Nashörner, Krokodile, Papageien und seine mähnenlose Gattin warten. Jedes Treffen kann ihn aufhalten, da ein Schwätzchen, dort sein Schätzchen, alles kostet Zeit. Dabei hat er für seine Verhältnisse den Wecker ganz früh auf acht Uhr gestellt. Bobos Salon schließt 12 Stunden später und allein Leopoldine hält ihn mit ihren unendlich langen Erzählungen fünf Stunden auf. Die spannende Frage, der sich zwei bis fünf Kinder stellen dürfen, ist Runde für Runde, ob Leo diesen Weg innerhalb von fünf Tagen hinbekommt?
LEO MUSS ZUM FRISEUR ist ein kooperatives Spielabenteuer mit einem hohen MEMO-Anteil. Zur Bewältigung des Weges besitzen die Kinder 20 Bewegungskarten, die sie ein Feld bis vier Felder näher an den Frisör bringen. Stimmt die Farbe der ausgespielten Karte mit der des aufgedeckten Tieres überein, kostet das Leo keine Zeit. Im anfangs häufigeren gegenteiligen Fall, verplaudert Leo sich und der Uhrzeiger wandert weiter.
Läuft die erste Runde für alle noch im Blindflug ab, sodass Leo nur mit unendlich viel Glück den Friseurstuhl Bobos erreicht, gehen die Leo-Spieler im nächsten Durchgang, nachdem die Mähne des Löwen um ein Puzzlehaarteil gewachsen ist, schon gezielter vor. TIME STORIES für Kinder kolportieren Kollegen schon diesen Lerneffekt der einzelnen Runden. Mit fünf Spielern ist es trotzdem nicht einfach, Leos Mähne unter die Schere zu bringen. Eine geringere Spielerzahl erhöht die Kartenauswahl, die ein gezieltes Anlaufen der richtigen Dschungelfelder möglich macht.
Eine tolle Aufgabe, der sich nicht nur Kinder und Eltern gerne stellen, die auch reinen Erwachsenenrunden Freude bereitet. Michael Menzel als Grafiker und Abacusspiele als Verlag tragen durch die optischen und haptischen Anreize ganz wesentlich zum Erfolg dieses Spiels bei. Insofern hätte die Einleitung vergleichbar auch auf die Verlagsgeschichte ausgerichtet werden können. Schließlich wird Abacusspiele in drei Jahren auch 30 Jahre alt und hat so ziemlich alle Preise gewonnen, die es zu gewinnen gibt, nicht zuletzt mit den „Spielen des Jahres“ ZOOLORETTO und HANABI. Was Abacus fehlt, ist eine Prämierung einer Kinderspielidee. Mit LEO MUSS ZUM FRISEUR sind der Verlag aus Dreieich und der Autor aus Italien diesem Ziel erheblich nähergekommen.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: LEO MUSS ZUM FRISEUR
Autor: Leo Colovini
Verlag: Abacus
Alter: ab 6 Jahren
Spielerzahl: 2-6 Spieler
Spielzeit: 20 Min.
Preis: ca. 20 Euro
Montag, 23. Mai 2016
Die Jury nominiert und empfiehlt 2016
„Kinderspiel des Jahres“
Stone Age Junior, Hans im Glück
Nominiert für das „Kinderspiel des Jahres“ 2016
Leo muss zum Frisör, Abacus Spiele
Mmm!, Pegasus
Empfehlungsliste „Kinderspiel des Jahres“ 2016
Burg Flatterstein, Drei Magier
Burg Schlummerschatz, Haba
Die geheimnisvolle Drachenhöhle, Drei Magier
Dschungel Bande, Kosmos
Harry Hopper, Kosmos
Mein Schatz, Igel Spiele
Sag's mir! Junior, Repos/Asmodee
„Spiel des Jahres“
Codenames, CGE/Heidelberger
Nominiert für das „Spiel des Jahres“ 2016
Imhotep, Kosmos
Karuba, Haba
Empfehlungsliste „Spiel des Jahres“ 2016
Agent Undercover, Piatnik
Animals on Board, eggert/Pegasus
Die fiesen 7, Drei Hasen in der Abendsonne
Krazy Wordz, fishtank/Ravensburger
Qwinto, Nürnberger
„Kennerspiel des Jahres“
Isle of Skye, Lookout Spiele
Nominiert für das „Kennerspielspiel des Jahres“ 2016
Pandemic Legacy, ZMan/Asmodee
T.I.M.E Stories, Space Cowboys/Asmodee
Empfehlungsliste „Kennerspielspiel des Jahres“ 2016
7 Wonders Duel, Repos/Asmodee
Blood Rage, Cool Mini or Not/Asmodee
Mombasa, eggert/Pegasus
Stone Age Junior, Hans im Glück
Nominiert für das „Kinderspiel des Jahres“ 2016
Leo muss zum Frisör, Abacus Spiele
Mmm!, Pegasus
Empfehlungsliste „Kinderspiel des Jahres“ 2016
Burg Flatterstein, Drei Magier
Burg Schlummerschatz, Haba
Die geheimnisvolle Drachenhöhle, Drei Magier
Dschungel Bande, Kosmos
Harry Hopper, Kosmos
Mein Schatz, Igel Spiele
Sag's mir! Junior, Repos/Asmodee
„Spiel des Jahres“
Codenames, CGE/Heidelberger
Nominiert für das „Spiel des Jahres“ 2016
Imhotep, Kosmos
Karuba, Haba
Empfehlungsliste „Spiel des Jahres“ 2016
Agent Undercover, Piatnik
Animals on Board, eggert/Pegasus
Die fiesen 7, Drei Hasen in der Abendsonne
Krazy Wordz, fishtank/Ravensburger
Qwinto, Nürnberger
„Kennerspiel des Jahres“
Isle of Skye, Lookout Spiele
Nominiert für das „Kennerspielspiel des Jahres“ 2016
Pandemic Legacy, ZMan/Asmodee
T.I.M.E Stories, Space Cowboys/Asmodee
Empfehlungsliste „Kennerspielspiel des Jahres“ 2016
7 Wonders Duel, Repos/Asmodee
Blood Rage, Cool Mini or Not/Asmodee
Mombasa, eggert/Pegasus
Freitag, 13. Mai 2016
DAS LABYRINTH DER SPIEGEL
Inzwischen ist Camilleri, der im September schon 91 wird, bei 23 „Montalbanos“ angekommen. Die deutschen Übersetzungen hinken seit vielen Jahren hinterher. Mit DAS LABYRINTH DER SPIEGEL (EA 2011) ist gerade erst der 18. Roman um den auf Sizilien ermittelnden Commissario erschienen. Ärgerlich ist nur, dass die Verfilmungen schneller mit der Synchronisation sind, das Pendant "Im Spiegelkabinett" ist schon seit Februar 2015 gegen Bezahlung zu sehen (Amazone Instant Video, iTunes) und kostenfrei seit Juli letzten Jahres bei Servus TV.
Man muss ihn und seine Kulissenschieber mögen, dann hat man aber bei jeder neuen Lektüre das Gefühl, Teil der Montalbano-Familie zu sein. Immer dann, wenn Livia anruft und nach wenigen Minuten eifersüchtig das Gespräch wegdrückt, Immer dann, wenn Caterella sich in devoten Satzkonstruktionen verhaspelt und Namen verunstaltet. Immer dann, wenn Fazio die nötigen Detailinformationen einmal wieder übertreibt und Augello als Schürzenjäger agieren darf.
Die zentrale Idee des neuen Romans entnimmt Camilleri einem Klassiker Orson Welles, der Spiegel-Kabinettszene aus der „Lady von Shanghai“, mehrfach zitiert bei Bond aber auch Woody Allen. Montalbano sieht sich selbst in einer wunderbaren Spiegelwelt völlig desorientiert und gelangt erst allmählich zu korrekten Blickperspektiven.
Bei allem Verwirrspiel überzeugt dieser Roman des Altmeisters endlich wieder einmal durch eine stringente und gut nachvollziehbare Handlung. Zwei scheinbar sinnlose Explosionen, eine verirrte Kugel, die in Montalbanos Beifahrertür landet, ein verbrannter Körper und ein brutal vergewaltigter, Erzählstränge, die erst mit der Zeit zusammenpassen. Montalbano ist älter geworden, manchmal auch langsamer, trotzdem hat er seine Intuition nicht verloren, bleibt wachsam und zuversichtlich. Ein spannender, aber immer wieder auch unterhaltsamer Roman, dessen Lektüre lohnt.
Wertung: *****
Titel: DAS LABYRINTH DER SPIEGEL
Verlag: Lübbe
Autor: Andrea Camilleri
Seiten: 253 Seiten
Preis: 22 Euro
Samstag, 7. Mai 2016
MISSISSIPPI JAM
James Lee Burke wird im Dezember 80 Jahre alt, vor 29 Jahren erschien sein erster Kriminalroman um den Südstaaten-Polizisten Dave Robicheaux. Inzwischen besteht die Reihe aus 20 Bänden, von denen die meisten frühen Werke anfangs im Ullstein Verlag, später bei Goldmann erschienen sind. Zurzeit macht sich Pendragon an die Veröffentlichung bisher nicht übersetzter Bücher dieser Reihe. 2015 erschien STURM ÜBER NEW ORLEANS (EA 2007), in diesem Jahr greift der Verlag auf das einzige in den 90er Jahren nicht übersetzte Buch zurück: MISSISSIPPI JAM (EA 1994).
Im Kern der Erzählung geht es um ein altes U-Boot der Nazis, das vor der Küste Louisianas in den 40er Jahren versenkt wurde. Der Jude Bimstine, eine große Nummer bei den Demokraten, der sein Geld mit vielen Drugstores in New Orleans macht, ist hinter einem solchen U-Boot her, das er in ein lukratives Casino verwandeln möchte. Robicheaux, der schon als Jugendlicher auf ein solches Boot stieß, soll ihm helfen, ein Boot ausfindig zu machen. Wie so oft braucht Robicheaux Geld, wieder einmal nicht für sich, sondern für einen Freund, der unschuldiges Opfer im Kampf der Drogenkartelle New Orleans wurde und unter Mordverdacht steht. Daher kommen ihm die Geldversprechen Bimstines gerade recht.
Was einfach aussieht, wird zu einem Machtkampf, zu einem psychischen Duell um das Boot, das plötzlich im Fadenkreuz vieler Beteiligter steht. Vor allem wird es zu einem Kampf zwischen einem mysteriösen Neonazi namens Buchalter und Robicheaux. Nichts ist mehr sicher, auch Robicheaux‘s Privatsphäre wird ständig angetastet, seine Ehefrau gerät in diesen Strudel und droht zu ertrinken. Ein ständiges Auf und Ab mit vielen Tiefschlägen für den Protagonisten, das in einem grandiosen Finale endet.
Wer nach Ursachen sucht, weshalb Goldmann DIXIE CITY JAM damals nicht übersetzte, findet diese jedenfalls nicht in der Qualität der Geschichte, bestenfalls kann man sich die etwas klischeehaften Nazibilder als Erklärung heranziehen. James Lee Burk muss man mögen: Brutal in den Handlungsbeschreibungen, brutal in der Sprache, überzeugend in den Charakterbildern, die er teilweise nur skizzenhaft entwirft. Stets realitätsnah, wie gerade STURM ÜBER NEW ORLEANS zu den Umständen um den Wirbelsturm „Katrina“ gezeigt hat. Auch MISSISSIPPI JAM knüpft an historische Wahrheiten an. Die Nazis tauchten tatsächlich ab 1942 hauptsächlich vor der amerikanischen Ostküste auf und hatten mit ihrer Mission „Paukenschlag“ anfangs viel Erfolg, später wurden dann deutsche U-Boote auch im Golf von Mexiko und in der Karibik eingesetzt. Lange vermutete man „U 166“ vor New Orleans in der Mississippi-Mündung, Burkes Spekulationen beziehen sich wahrscheinlich auf dieses im August 1942 versenkte U-Boot. Sieben Jahre nach Erscheinen seines Romans wurde es dann 70 Kilometer von diesem Standort entfernt bei Sondierungsarbeiten für eine Pipeline im Golf von Mexiko entdeckt.
Wertung: ****
Titel: MISSISSIPPI JAM
Verlag: Pendragon
Autor: James Lee Burke
Seiten: 588 Seiten
Preis: 17,99 Euro
Freitag, 6. Mai 2016
MADAME LE COMMISSAIRE UND DER TOD DES POLIZEICHEFS
Mehr als seichte Unterhaltung bietet Pierre Martin in seinen Romanen um die Kommissarin Isabelle Bonnet nicht. Im dritten Krimi dieser Reihe untersucht Bonnet den angeblichen Selbstmord des Polizeichefs von Toulon. Nebenher klärt sie mit ihrem Assistenten Apollinaire länger zurückliegende Morde im Rahmen eines Überfalls auf ein Juweliergeschäft in Cannes.
Bonnet ermittelt von der tiefsten Provinz aus, im Hinterland der Côte d’Azur, dafür aber stets mit Rückendeckung und im Auftrag oberster Pariser Behörden. Begleitet werden ihre Ermittlungen von pilcheresken Beziehungsdramen um ihren Geliebten Thierry Blès, der seinen Bürgermeistersessel in Fragolin gegen einen einflussreichen Posten in Paris getauscht hat und amourösen Abenteuern mit dem steinreichen Kunstsammler Rouven, der sie auf rote Teppiche und seine Yacht entführt.
Das könnte unterhaltsam sein, da könnte auch Spannung aufkommen, wenn der unter Pseudonym schreibende Autor nicht ständig floskelhaft und klischeeverliebt agieren würde. Da finden sich Platituden wie: „Recht häufig war bei den Männern auch der gezielte Schuss in den Kopf, vor allem dann, wenn sie eine Waffe besaßen.“ Wiederholend wissen wir, dass es dann garantiert „Einige Stunden später …“, „Die nächste Stunde…“, „Eine halbe Stunde später…“, „Einige Minuten später…“ mit der nächsten Plattheit weitergeht.
Gebe es Jacobert Apollinaire Eustache nicht, Bonnets unübertrefflichen Assistenten, würden Martins Figuren nur Klischeebilder in der Welt der „sirrenden Zikaden“ und des würzigen „Dufts von Lavendel“ sein. Seine stets unterschiedlichen Socken und schräg geknüpften Jacken bringen etwas Leben in die Abziehbilderwelt der Côte d’Azur.
Wertung: **
Titel: MADAME LE COMMISSAIRE UND DER TOD DES POLIZEICHEFS
Verlag: Knaur
Autor: Pierre Martin
Seiten: 362 Seiten
Preis: 9,99 Euro
Donnerstag, 5. Mai 2016
ESKAPDEN: DER ACHTE FALL FÜR BRUNO, CHEF DE POLICE
Martin Walker hat es immerhin schon zum achten Fall für Bruno, Chef de police in Saint Denise, gebracht. Der Kleinstadt-Polizist hat zwar in den letzten Jahren seine erfrischende Naivität abgelegt, die Geschichten um ihn leben aber immer noch von seinen Liebes-Eskapaden, den kulinarischen und kulturgeschichtlichen Ausflügen ins Périgord, den historischen Exkursen und den Einblicken ins politische Alltagsgeschäft. Der bald 70jährige Schotte kann seine Herkunft als Historiker und politischer Journalist nicht leugnen und fügt diese stets kenntnisreich in die idyllischen Ausflüge in seine zweite Heimat im Südwesten Frankreichs ein.
Nach acht Romanen taucht mittlerweile schon eine ganze Bühnenbesetzung auf, die in den Vorgängergeschichten eine Rolle gespielt hat. Da ist die Rote Komtesse, da ist der ehemalige britische Geheimdienstoffizier, da ist die Mannschaft um die Höhle von Lascaux. Eingeweihte nicken und erinnern sich, neue Leser fühlen sich oft außen vor. Walker arbeitet mit Vertrautheiten, ohne für neues Vertrauen zu sorgen. Immerhin ist seine Lesegemeinde in den letzten Jahren ständig gewachsen, sodass er sich das wahrscheinlich erlauben kann.
Zumindest beschränkt sich der Autor diesmal auf wenige Handlungsstränge, das macht die ESKAPADEN zu einem sehr kompakten Roman, der stringenter als seine direkten Vorgänger verläuft. Hauptsächlich geht es um einen Fliegerheld Frankreichs, der als erster Franzose die Schallmauer durchbrach, während des Zweiten Weltkriegs auf russischer Seite die deutschen Invasoren bekämpfte und danach half, die Luftfahrtindustrie Frankreichs mit aufzubauen. Von den Russen und Franzosen dekoriert, war er auch in Zeiten des Kalten Krieges oft ein Mittler zwischen den jeweiligen politischen Führungen. „Der Patriarch“, wie Marco Desaix genannt wird, gehört auch zu den Jugendidolen Brunos. Von daher ist es ihm eine besondere Ehre, die Rote Komtesse zum 90. Geburtstag des Kriegshelden begleiten zu dürfen.
Bruno feiert mit, ist aber schon am nächsten Tag als Ermittler auf dem Schloss gefragt, da ein naher Bekannter der Familie während der Feier ums Leben kam. Für alle ist klar, dieser Gilbert, ehemaliger Pilot und engster Freund des Sohnes des Patriarchen, wurde ein Opfer seiner Alkoholsucht. Auch der hinzugezogene Arzt scheint da keine Zweifel zu haben. Bruno ist unsicher und sein Misstrauen wächst, als der Tote im äußerst beschleunigten Verfahren eingeäschert wird. Das fordert ihn heraus, sodass er bald die ganze Familie des Patriarchen unter die Lupe nimmt.
Der Haupterzählstrang wird ergänzt durch zwei Nebenhandlungen, die nur indirekt mit der Haupthandlung verwoben sind. Da geht es um eine sehr schräge, radikale grüne Naturschützerin, die auf ihrem großen, nicht eingezäunten Grundstück dem Rotwild der Gegend ein Refugium vor der Jagdverfolgung bietet. Der Wildwechsel vor ihrem Haus nimmt extrem zu und führt zu Unfällen. Dies eskaliert, als dabei die Frau eines politisch ambitionierten Rechtsanwalts umkommt. Bruno hat schon viel um die Ohren, da kann er eigentlich private Probleme gar nicht gebrauchen. Aber die Schottin Pamela sucht nach dem Tod ihrer Mutter einen mehrfachen Neuanfang. Sie kündigt Bruno zwar nicht die Freundschaft, aber den freien Zutritt in ihr Schlafzimmer, außerdem will sie sich vergrößern und einen Reiterhof mit vielen Ferienwohnungen erwerben.
Walker erzählt das alles sehr unaufgeregt, ohne allzu große Effekte. Die Atmosphäre stimmt, es menschelt in vielen Begegnungen und die Geschmacksnerven werden immer wieder angeregt. Das liest sich gut, wird diesmal historisch interessant vor allem in die russische Geschichte eingebettet. Kein großartiger neuer Roman, aber eine gute Fortsetzung der Bruno-Geschichte.
Wertung: ****
Titel: ESKAPDEN: DER ACHTE FALL FÜR BRUNO, CHEF DE POLICE
Verlag: Diogenes
Autor: Martin Walker
Seiten: 400 Seiten
Preis: 24 Euro
(Seite 1 von 1, insgesamt 6 Einträge)