Donnerstag, 31. Dezember 2020
TAL DER KÖNIGE
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Pyramidenbau im TAL DER KÖNIGE
Historisch stimmt's zwar nicht, was Christian Beierer, der Autor eines neuen Pyramiden-Bauspieles spielerisch erbauen möchte: Pyramiden im TAL DER KÖNIGE, dafür stimmt das spielerische Ambiente umso mehr.
Die große Totenstadt gegenüber von Theben mit den vielen Pharaonengräbern, bis auf Tutanchamuns alle von Grabräubern heimgesucht, war eine gewaltige Friedhofsanlage, die auch wegen der Raumnot nichts mit den Pyramidenbauten in der Nähe von Memphis zu tun haben konnte. Der Franckh-Kosmos Verlag gestattet seinem Autor historische Freiräume, die nun spielerisch Pyramidenlandschaften im Tal der Könige entstehen lassen.
An diesen Pyramiden bauen können 2 bis 4 Spieler in einem von Taktik und Strategie bestimmten Spiel, das erst nach einigen Spielrunden seinen vollen Spielreiz entfaltet.
Wer Freude an komplexeren Spielen hat, nicht vor etwas umfangreicheren Spielregeln und längerer Spieldauer zurückschreckt, Versteigerungselemente in Spielen mag, auch an kleinen Gemeinheiten sich erfreuen kann, der sollte diesen Ausflug in die ägyptische Geschichte unternehmen. Er ist billiger als eine Reise an den Nil. Für ein Brettspiel zwar immer noch recht teuer, aber dafür wird auch ein ungewöhnlicher Spielekarton mit großem dreieckigem Spielplan und viel Holz(bau-)materialien geboten.
Der 29jährige Berliner Betriebswirt Christian Beierer hat mit seinem Erstling wahrlich einen Spieleschatz gehoben.
(Wieland Herold)
Spieletelegramm:
Titel: TAL DER KÖNIGE
Verlag: Franckh-Kosmos
Autor: Christian Beierer
Grafik: Thomas di Paolo
Spielerzahl: 2-4
Spieldauer: mindestens 75 min
Preis: ca. 90.00 DM
Spiel 1/1992 R185/2020
Die Rezension erschien 1992
Wertung Spielreiz damals 8 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Zum Spiel und zum Autor:
Von Christian Beierer war es das einzige Spiel, mit dem er immerhin den 4. Platz beim Deutschen Spielepreis 1992 erreichte.
Mittwoch, 30. Dezember 2020
INTRIGE
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
INTRIGE - Das Ränkespiel um Macht und Machenschaften
Folgt man dem Sprichwort, dass im Spiel sich der wahre Charakter zeige, so steht es schlimm um alle Menschen, die sich der Faszination von INTRIGE hingeben. Kooperationswilligkeit nur für kurze Zeit, Freundschaften, die schnell wieder zerbrechen, investierte Gelder, die nichts einbringen. Ein richtiges MENSCH ÄRGERE DICH NICHT! hat der Hannoveraner Stefan Dorra der Firma F.X. Schmid in Bayern untergejubelt. Wobei die Firma wohl hofft, dass der thematische Transfer der Spielidee ins ferne 16. Jahrhundert, Mobbinggelüste unserer Tage in den Hintergrund treten lässt.
Knallhart geht es zu unter den "großen Fünf" in Italien im Jahre 1548: Sie können den Dogen Venedigs spielen, aber auch als Mitglied der Medici in Florenz oder der Sforza aus Mailand in das Spiel eingreifen, auch aus einem Palais in Neapel oder von Rom aus kann man Unruhe verbreiten.
Jeder Spieler hat in seinem Einflussbereich fünf Posten zu vergeben, die unterschiedlich hoch dotiert sind. Um lukrative Stellen zu ergattern, muss man schon bereit sein, hohe Schmiergelder zu bezahlen. Ob sich diese Investitionen lohnen, weiß man nie, da Absprachen prinzipiell nie eingehalten werden müssen. Zu viele Feinde darf man sich natürlich auch nicht schaffen, denn sonst steht man plötzlich ohne Partner da, und schnell heißt es: ab auf die Insel. Dann ist man nämlich den besten Posten losgeworden und muss auf Elba Schafe hüten.
Dorra ist ein abwechslungsreiches Verhandlungsspiel gelungen, das recht zügig in sechs Spielrunden abläuft. Es geht zwar hundsgemein zu in diesem Spiel, kurzfristig verprellt man tatsächlich die besten Freunde, aber das Spiel ist dafür unheimlich spannend. Wer ein bisschen Ärger beim Spielen vertragen kann, sollte es mit INTRIGE versuchen. Das Spiel knüpft in seiner Aufmachung an ADEL VERPFLICHTET, das Spiel des Jahres 1990, an. Optisch und spielerisch hat die Spieleredaktion von F.X. Schmid wieder ein feines Händchen bewiesen: ein heißer Anwärter auf den '94er-Titel.
Wieland Herold
Spieletelegramm:
Titel: Intrige
Autor: Stefan Dorra
Verlag: F. X. Schmid
Spielerzahl: 2-5
Spieldauer: ca. 45 Minuten
Alter: ab 14 Jahren
Preis: ca. 40.00 DM
Spiel 9/1994 R184/2020
Die Rezension erschien 1994
Wertung Spielreiz damals 8 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Zum Spiel und zum Autor:
Der in der Nähe von Hildesheim lebende Sprachheilpädagoge Dorra startete 1992 seine Autorenkarriere mit einem Achtungserfolg. Sein Zocker-Spiel RAZZIA landete auf der Auswahlliste der Jury, erreichte den 9. Platz beim Deutschen Spielpreis und den 6. bei À la Carte. RAZZIA ist letztlich der Vorgänger für HICK-HACK IN GACKELWAG, das familienspieltauglicher gemacht wurde. Eine grafisch überarbeitete Neuauflage erschien 2014.
1994 bestimmte sein INTRIGE die Messediskussion auf der Spiel in Essen. Das Spiel erreichte den vierten Platz beim Deutschen Spielepreis.
Mit LINIE 1 war er wahrscheinlich am dichtesten am Spiel des Jahres dran. Er hatte nur das Pech, dass Teubers CATAN unschlagbar war. Daher reichte es „nur“ für die Auswahlliste und den zweiten Platz beim Deutschen Spielepreis und wurde mehrfach neu aufgelegt.
Mit den Spielern SEERÄUBER (2006), LAND IN SICHT (2009) und ESELSBRÜCKE (2011) war er dann später ebenfalls nominiert. Für MEDINA (2001) bekam er noch einmal den 2. Platz beim Deutschen Spielepreis.
Das Bild zeigt Dorra während der Diskussionsrunde zum „gemeinen Spiel“ 1994 in Essen neben Stefan Brück.
Montag, 28. Dezember 2020
HUSCH, HUSCH, KLEINE HEXE
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Hexentanz mit kleinen Hexen
Die Spieleneuheiten '94 versprechen zumindest für die Vorschulkinder viel Spielspaß. Ein Kinderspiel ragt dabei besonders heraus:
Große Begeisterung ruft ein Spiel der Firma F.X. Schmid hervor, dessen Autor Heinz Meister mit SCHWEINSGALOPP (Ravensburger) vor zwei Jahren schon einmal das beste Kinderspiel erfunden hat. Der Autor ist wirklich ein Meister in der Variation und Fortentwicklung bekannter Spielideen. Das gilt auch für sein Spiel HUSCH, HUSCH, KLEINE HEXE.
Erst einmal erinnert es an HEXENTANZ (F.X. Schmid): Unter Hexenhüten verbergen sich fünf verschiedene Hexen, die auf dem Weg zum Blocksberg sind. Drei- bis sechsjährige Kinder - auch Eltern werden ihren Spaß an dem Spiel haben - dürfen immer nur dann eine Hexe vorwärtsbewegen, wenn sie die Farbe einer Hexe gewürfelt haben, deren Position ihnen bekannt ist.
Da ein Hexentanz von Zeit zu Zeit zum Positionstausch führt, kommt man ganz schön durcheinander. Nur gut, dass die Kids die Übersicht behalten und sich himmlisch freuen können, wenn die vermeintliche gelbe Hexe doch wieder die blaue war. Alle Spielelemente sind zwar bekannt, aber die gesunde Mischung bringt's wieder. Das einfache Farbwürfelspiel ist erneut ein kleines Meisterstück des Autors.
(Wieland Herold)
Titel: HUSCH, HUSCH, KLEINE HEXE
Autor: Heinz Meister
Verlag: F. X. Schmid
Spielerzahl:2-6
Spieldauer: ca. 10 Minuten
Preis: ca. 30.00 DM
Spieletelegramm:
Spiel 8/1994 R183/2020
Die Rezension erschien 1994
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Zum Spiel und zum Autor:
Heinz Meister gehört zu den produktivsten und am längsten aktiven Spieleautoren in Deutschland. Mit Blick auf die Anzahl seiner Veröffentlichungen dürfte ihn nur Reiner Knizia übertreffen.
Besonders erfolgreich war und ist Heinz Meister mit Kinderspielen. Mit SCHWEINSGALOPP gewann er 1992 sowohl den Sonderpreis der Jury Spiel des Jahres als auch den des Deutschen Spielepreises. Auf diesen war er Anfang der 90er Jahre abonniert, er gewann ihn 1993 für VERFLIXT GEMIXT und 1994 für HUSCH, HUSCH, KLEINE HEXE. Ein Jahr später zeichnete ihn die Jury Spiel des Jahres mit dem damaligen Sonderpreis Kinderspiel für KARAMBOLAGE aus. ZAPP ZERAPP war dann fast wieder ein Doppelerfolg, mit Klaus Zoch zusammen gewann er 2001 den Deutschen Kinderspielepreis und eben die Nominierung. EIERLEI ist in dieser Phase erschienen, konnte aber keine Auszeichnungen gewinnen.
Das Bild zeigt Heinz Meister mit Synes Ernst bei der Übergabe der Nominierungsurkunde während der Preisverleihung in Berlin 2005 für DADDY COOL, ein weiteres erfolgreiches Meisterstück.
BRUMMI
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Gutes Auge nötig
Die Spieleneuheiten '94 versprechen zumindest für die Vorschulkinder viel Spielspaß. Ein Kinderspiel ragt dabei besonders heraus:
Klaus Teuber, vielfach preisgekrönt in den letzten Jahren als Spieleautor von Familienspielen (BARBAROSSA, ADEL VERPFLICHTET, DRUNTER & DRÜBER), bleibt seinem Ansatz treu, pro Jahr nur ein Spiel herauszubringen. Seine Fans können sicher sein, stets ein ausgefeiltes Spieleprodukt zu erwerben, bei dem der Spielspaß nie auf der Strecke bleibt. In Teubers 94er Neuheit schickt er Brummis auf die Piste. Vier Transporter fahren durch eine dreidimensionale Spielstadt und transportieren Kisten. Schon allein die Stadt, die aus Kartonstreifen zusammengesteckt wird, animiert vier- bis sechsjährige Kinder zum freien Spiel. Schnell bekommen sie mit, dass die Torzufahrten zu den neun Stadtvierteln unterschiedliche Höhen besitzen, so dass zu hoch beladene Lastwagen durchaus ihre Ladung verlieren können. Ein Farbwürfel steuert die Fahrt der Brummis kreuz und quer durch die Stadt. Unterwegs sammelt man Lasten ein, verliert sie manchmal aber auch wieder. Wer es schafft, mit gutem Auge als erster vier Kisten aus der Stadt zu transportieren, ist der Spielsieger.
Es wird mit Sicherheit nicht bei einer Transportfahrt bleiben. Der Wiederspielreiz ist hoch und Klaus Teuber hat mit dem Spiel BRUMMI bewiesen, dass er nicht nur für ältere Kinder und Erwachsene tolle Spiele machen kann.
(Wieland Herold)
Spieletelegramm:
Titel: Brummi
Autor: Klaus Teuber
Grafik: Gerhard Schmid
Verlag: Ravensburger
Spielerzahl: 2-4
Spieldauer: 10 Minuten
Preis: ca. 30.00 DM
Spiel 7/1994 R182/2020
Die Rezension erschien 1994
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Zum Spiel und zum Autor:
Der gelernte Zahntechniker Klaus Teuber war schon vor CATAN einer der bekanntesten Spieleautoren Deutschlands, hatte er doch schon für sein Erstlingswerk BARBAROSSA 1988 das Spiel des Jahres gewonnen. Es folgten Doppelsiege 1990 und 1991 für ADEL VERPFLICHTET und DRUNTER & DRÜBER.
Kinderspiele sind eher rar von ihm, BRUMMI ist völlig vergessen. LICHT UND SCHATTEN und BARBAROSSA JUNIOR stellen ebenso Ausnahmen dar, wie einige Spiele von Goldsieber in der Reihe Die Maxis in der Minibox.
Das Bild zeigt Klaus Teuber auf der Spiel in Essen 1993.
Sonntag, 27. Dezember 2020
OXFORD
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Spiele im Duett
Was macht man, wenn der Partner mit SCHACH nichts anfangen kann, DAME und MÜHLE öde findet, aber sich trotzdem spielerisch unterhalten möchte? Die meisten Brettspiele entwickeln erst mit mindestens drei oder vier Spielern ihren Spielreiz. Taktische Spiele für zwei Personen gehen schlecht, die meisten Spieleverlage sind sehr zurückhaltend bei Spieleveröffentlichungen für ein Duo. Trotzdem findet man immer einmal wieder gute Ideen, die genügend Spielreiz entwickeln, um nicht im Spieleregal zu verstauben. Lassen Sie sich anregen, einige lange Winterabende stehen uns noch ins Haus:
Der mutigste Verlag in diesem Bereich kommt aus Österreich. Unter dem Firmennamen Peri werden zurzeit die besten taktischen Spiele für zwei Spieler produziert. Der verantwortliche Spieleredakteur, Wolfgang Perner, hat ein unkonventionelles und freches Konzept in eher schlichte Spieleschachteln verpackt, mit denen er hoffentlich auch in den Spieleläden landen wird. Mit ZATRE, einem mathematischen Kreuzworträtselspiel, ist Peri immerhin auf die Bestenliste von Spiel des Jahres geraten.
Ganz hochkarätig ist OXFORD, ein logisches Strategiespiel. Jeder Spieler hat Spielsteine, die auf der einen Seite mit einem O und auf der anderen mit einem X gekennzeichnet sind. Die Zugweite der Steine orientiert sich an der jeweiligen Anzahl der O- bzw. X-Steine. Da der gezogene Stein am Ende jedes Zuges umgedreht werden muss, ändern sich ständig die Zugmöglichkeiten. Gelingt es einem Spieler, seinen Gegner in eine Position zu zwingen, dass er nur noch O- oder X-Figuren auf dem Spielfeld hat, ist er Sieger.
Eine einfache Grundregel, das Spiel ist ganz schnell erklärt, danach aber spannend bis zum Schluss, das macht ein Spitzenspiel aus.
Wieland Herold
Spieletelegramm:
Titel: OXFORD
Autor: Kris Burm
Verlag: Peri
Spielerzahl: 2
Spieldauer: etwa 20 Minuten
Preis: ca. 39.00 DM
Spiel 10/1993 R181/2020
Die Rezension erschien 1993
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Zum Spiel und zum Autor:
Kris Burm startete mit dem österreichischen Verlag Peri-Spiele. INVERS, sein erstes Spiel, war gleich ein großer Erfolg. Er landete damit auf der Auswahlliste für das Spiel des Jahres 1991. Später erschienen neben OXFORD noch BI-LITAIRE und TASHKENT DOMINO bei Peri.
Der 1957 geborene belgische Autor ist aber vor allem bekannt durch sein GIPF-Projekt, mit Ideen, die er ursprünglich im Eigenverlag Don & Co herausgebracht hat, die später dann zuerst bei Schmidt und ab 2016 bei HUCH! erschienen.
Mit fast allen Spielen dieser Reihe landete er auf der Auswahl- oder späteren Empfehlungsliste für das Spiel des Jahres. Darunter GIPF selbst 1998, ZÈRTZ (2000), DVONN (2002), PÜNCT (2006) und TZAAR (2008).
Das Bild stammt aus Essen 1997, als Burm GIPF erstmalig präsentierte.
Samstag, 26. Dezember 2020
EGALITÉ
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Was macht man, wenn der Partner mit SCHACH nichts anfangen kann, DAME und MÜHLE öde findet, aber sich trotzdem spielerisch unterhalten möchte? Die meisten Brettspiele entwickeln erst mit mindestens drei oder vier Spielern ihren Spielreiz. Taktische Spiele für zwei Personen gehen schlecht, die meisten Spieleverlage sind sehr zurückhaltend bei Spieleveröffentlichungen für ein Duo. Trotzdem findet man immer einmal wieder gute Ideen, die genügend Spielreiz entwickeln, um nicht im Spieleregal zu verstauben. Lassen Sie sich anregen, einige lange Winterabende stehen uns noch ins Haus:
Kai Haferkamp, ein junger 26jähriger Spieleautor, ist bei ASS zu seiner ersten Spieleveröffentlichung gekommen. Sein taktisches Spiel EGALITÉ wird auf einem dreieckigen Spielplan gespielt und funktioniert nicht nur zu zweit, sondern macht auch zu dritt Spaß.
Jeder besitzt sechs sechseckige Spielsteine, alle Steine haben sechs Farben. In einem Spielzug darf man entweder auf ein freies Spielfeld ziehen oder einen Stein drehen. Steine werden geschlagen, wenn nach dem Ziehen oder Drehen gleiche Farben aneinanderstoßen. Wer im Spielverlauf als erster drei Steine schlägt, gewinnt das Spiel.
Ein abstrakter, komplexer Wettkampf, den man aber zügig austragen kann, um danach gleich zu einer Revanchepartie anzutreten.
ASS verpackt Haferkamps Idee in eine dreieckige Spielverpackung, die aus dem Quadrat und Rechteckeinerlei heraussticht.
Wieland Herold
Spieletelegramm:
Titel: EGALITÈ
Autor: Kai Haferkamp
Verlag: ASS
Spielerzahl: 2 oder 3
Spieldauer: etwa 20 bis 30 min
Preis: ca. 55.00 DM
Spiel 9/1993 R180/2020
Die Rezension erschien 1993
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Zum Spiel und zum Autor:
Der in Oldenburg geborene 53-jährige Rechtsanwalt Kai Haferkamp lebt inzwischen in Osnabrück und zählt zu den erfolgreichsten Spieleautoren Deutschlands. Mit über 150 Veröffentlichungen kennen wir ihn vor allem als Spezialisten für spielerische Adaptionen von Kinderbuchklassikern.
Bei seinem Start 1993 mit EGALITÉ hätte man das eher nicht vermutet, aber ab der Jahrtausendwende hat er in diesem Bereich sein Hauptbetätigungsfeld gefunden und wird entsprechend von den Verlagen angefragt.
2007 habe ich als damaliger Sprecher der Kinderjury seine Leistung so zusammengefasst: „Der Osnabrücker Rechtsanwalt Kai Haferkamp ist der erfolgreichste Kinderspielautor der vergangenen Jahre. Seit 2003 konnte er sich Jahr für Jahr mit mindestens einem Spiel auf der Empfehlungs- oder Nominierungsliste der Jury platzieren. Seine besondere Stärke sind spielerische Umsetzungen literarischer Vorlagen. LAURAS STERNENSPIEL, veröffentlicht bei Amigo, wurde 2003 zum Kinderspiel des Jahres nominiert. DER KLEINE PRINZ von Antoine de Saint-Exupéry und JIM KNOPF von Michael Ende erschienen als Spiel bei Kosmos, ebenso wie „DAS KLEINE GESPENST von Ottfried Preußler für das Haferkamp 2005 den Hauptpreis erhielt. War es bisher typisch für ihn, dass er kongeniale Spiele zu erfolgreichen Kinderbüchern entwickelt hat, so hat er mit RETTET DEN MÄRCHENSCHATZ erstmals ein Spiel gestaltet, in dem man das von ihm selbst geschriebene Märchen erlebt.“
2008 war er noch für ABENTEUER AUF DER SCHATZINSEL nominiert, 2009 bis 2011 mit DER KLEINE RITTER TRENK, DIE KLEINE RAUPE NIMMERSATT und MAGORS LESEZAUBER auf der Empfehlungsliste.
Das Bild zeigt Kai Haferkamp auf der Preisverleihung in Berlin mit seiner Urkunde für DAS KLEINE GESPENST.
Freitag, 25. Dezember 2020
TAKTVOLL
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
TAKTVOLL spielend Noten lernen
An den Geräuschen wirst du sie erkennen, das war das Motto Karsten Adlungs vor anderthalb Jahren bei "Wetten, dass", als er durch Schütteln von Spieleschachteln herausbekam, um welches Spiel es sich handelte. Um Geräusche, besser Laute geht es auch in seinem neuesten Spiel TAKTVOLL, einem Kartenlegespiel mit musikalischem Hintergrund.
Auch wenn Sie nicht viel von Musik verstehen, können Sie sich an diesem kleinen Spiel für drei bis acht Personen versuchen. Grundkenntnisse der Bruchrechnung müssen aber beherrscht werden, insofern ist die Altersangabe ab 12 Jahren berechtigt. Der Titel des Kartenspiels gibt das Spielziel schon vor. Jeder Spieler versucht durch Ausspielen von Noten- und Taktkarten, den "Takt voll" zu machen. In vier Notenreihen im 1/4, 2/4, 3/4 und 4/4-Takt können die Notenwerte von einer ganzen bis zur sechzehntel Note untergebracht werden. Taktieren ist hier wichtig: So kann eine sechzehntel Note im Rahmen eines 4/4-Taktes eine lange punkteträchtige Notensequenz eröffnen, beim 3/4 Takt aber auch zu einem schnellen Ende führen. Wird der Taktstrich gelegt, erhält man die Punkte für jede gelegte Notenkarte. Da man je nach Spielerzahl nur drei bis acht Taktkarten zur Verfügung hat, muss man sorgfältig abwägen, wann man punkten möchte.
In der Grundvariante hat Adlung ein raffiniertes taktisches Kartenlegespiel entwickelt, das viel Spielspaß bringt. Musikalisch anspruchsvoller wird es bei den beiden Varianten, in denen auf korrekte Notenabstände geachtet werden muss. In der Version für die Fortgeschrittenen ist ein Einstieg in die Harmonielehre enthalten; die Berücksichtigung von Tonintervallen bringt hier Zusatzpunkte. Musikdidkatik ganz ohne den pädagogischen Zeigefinger, aus einer stimmigen Spielhandlung heraus entwickelt, das ist hervorragend. Der Musikunterricht vieler Schulen wird daher zurecht TAKTVOLL belebt.
(Wieland Herold)
Titel: TAKTVOLL
Autor: Karsten Adlung
Grafik/Design: Uwe Adlung
Verlag: Adlung-Spiele
Alter: ab 12 Jahren
Spielerzahl: 3 – 8
Spielzeit: ca. 30-45 Min.
Preis: ca. 15 DM
Spiel 8/1993 R179/2020
Die Rezension erschien 1993
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Zum Spiel und zum Autor:
Möbelgriffe haben den damals 27 -jährigen Korntaler Behördenangestellten Karsten Adlung vor 30 Jahren zu seinem ersten Spiel CHEROLI inspiriert. Er bot das Spiel damals Franckh Kosmos an, wo es wegen der Materialfülle abgelehnt wurde. Dort bekam er aber den Tipp, es beim Göttinger Spieleautorentreffen zu versuchen. In Göttingen brachte eine Partie mit Alex Randolph, der begeistert war, die Entscheidung, dass er das Spiel selbst herausbringen wollte.
Der Verlag Adlung-Spiele war auf den Weg gebracht und damit ein gewichtiges Spiel, das fast 2 Kilo wog, vollgepackt, ganz ohne Luft, ein Spielkasten der später gut die Hälfte seiner rund 150 kleinen Folgespiele hätte aufnehmen können.
CHEROLI folgte 1992 noch das Würfelspiel KARMAS. Ein Jahr später zeichneten sich schon die eigentlichen Umrisse seines erfolgreichen Weges als Verleger ab. Seine eigenen Spielideen passten in immer kleinere Schachteln, wie auch schon TAKTVOLL. Der Weg zur Profilierung im Bereich Kartenspiele war beschritten.
Den großen Durchbruch schaffte er zusammen mit Reinhard Staupe und dem Ablegespiel SPEED. Große Erfolge hatte er dann später noch mit Spielen wie MEUTERER und VERRÄTER. Daneben war er auch auf der Empfehlungs- oder Nominierungsliste der Kinderspiele mit Ideen wie IM MÄRCHENWALD (nominiert 2001) VIELE DINGE (empfohlen 2004) und MANIMALS (empfohlen 2007).
Adlung, der sich selbst als hyperaktiv bezeichnet, ist sicher, dass seine Spiele ihn therapiert hätten. Lern- und Förderspiele sind ihm daher stets im Programm wichtig gewesen und haben vor allem in den letzten 15 Jahren seine Veröffentlichungen geprägt. Deshalb hat er sich auch von der Spiel in Essen zurückgezogen und besucht seit 2018 die zeitgleich stattfindende Messe Therapie in Hamburg.
Das Bild zeigt Karsten Adlung 1995 in Göttingen.
Donnerstag, 24. Dezember 2020
EXTRABLATT
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Zeitungsmacher unter sich
Wer braucht sie nicht zum Frühstück, in der Mittagssause, im bequemen Sessel am Abend - die Tageszeitung? Schon vielfach totgesagt, gehört sie doch noch immer zum Alltag. Das sicher nicht nur, weil man mit dem Radio weder Fliegen totschlagen noch mit dem Fernseher Fische einwickeln kann. Der aufreibende Produktionsprozess, der Kampf um die besten Artikel, die Sorge um die Auflagenhöhe lassen sich jetzt spielerisch nachvollziehen.
Maximal vier Spieler, die am Faxgerät sitzen, layouten und Anzeigen anschaffen, versuchen ihr EXTRABLATT zu gestalten. Karl Heinz Schmiel, Münchner Spieleautor, hat mit sehr viel Witz, aber auch durch Bemühen um Authentizität den alltäglichen Kampf um die besten Nachrichten in ein Brettspiel umgesetzt. Faxmeldungen müssen einzelnen Ressorts zugeordnet werden, Entscheidungen über die Größe der Meldungen werden getroffen, der Schlagzeilenbereich wird besonders beachtet. Zeitungsenten und Kontaktanzeigen stören das Image, hier hilft nur Scheckbuchjournalismus, sofern man genug Kleingeld besitzt.
Vor dem Spielspaß steht eine etwa halbstündige Regellektüre, in dem sehr ausführlichen elfseitigen Regelheft des Autors. Routine bei den Feinheiten der Abschlussberechnung, aus der sich die Auflagenhöhe und damit der Spielsieg ergibt, bekommt man erst nach einigen Spielrunden. Dieser Durchblick lässt sich dann aber auch spieltaktisch verwenden. Es lohnt sich also, diese Anfangsbemühungen auf sich zu nehmen.
Wieland Herold
Titel: EXTRABLATT
Autor: Karl-Heinz Schmiel
Grafik/Design: keine Angabe
Verlag: Moskito
Alter: ab 14 Jahren
Spielerzahl: 3 – 4
Spielzeit: ca. 90-120 Min.
Preis: ca. 60 DM
Spiel 18/1991 R178/2020
Die Rezension erschien 1991
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Zum Spiel und zum Autor:
Karl-Heinz Schmiel, Ende November 72 Jahr alt geworden, hat zusammen mit Bernd Brunnhofer 1983 den Hans im Glück Verlag gegründet. Gemeinsam entwickelten sie noch DODGE CITY (1983), DIPPI TOTALE (1985) und WILDWECHSEL (1986). Ein Jahr später zog sich Schmiel aus dem Verlag zurück. 1988 gründete er mit Moskito Spiele einen eigenen Verlag, mit dem er u.a. großen Erfolg mit DIE MACHER , A LA CARTE und WAS STICHT hatte.
EXTRABLATT gewann 1992 immerhin den achten Platz beim Deutschen Spielepreis. Das Bild zeigt Karl Heinz Schmiel in diesem Jahr in Essen mit seiner damaligen Neuheit PACKEN WIR’S.
Samstag, 19. Dezember 2020
SMELLORY
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Nase vorn bei der Schnüffelparty
Wenn es ein Spiel gibt, bei dem Kinder den Erwachsenen mindestens ebenbürtig, wenn nicht überlegen sind – dann ist es MEMORY. Ganz cool servieren die Fünfjährigen ihre Eltern und Großeltern ab. Werden am Ende die eingesammelten Kärtchen zu Türmen gelegt, freuen sie sich diebisch über ihre Wolkenkratzer. Ein Spiel mit echter Chancengleichheit für die ganze Familie, bisher in allen Bildvariationen auf dem Markt.
Der Spielejahrgang `91 beschert MEMORYspielern eine innovative neue Variante. SMELLORY lädt ein zur Schnüffelparty für 2 bis 8 Spieler. Nicht nur Erinnerungsvermögen, sondern ein Gespür für Düfte ist bei diesem Spiel nötig. Das MEMO-Prinzip ist leicht abgewandelt: 32 verschiedene Bildkarten mit Früchten oder Blumen müssen entsprechenden Geruchflakons zugeordnet werden. Augen und Nase werden also gefordert, eine sinnvolle spielerische Idee zur Wiederentdeckung aller Sinne. Können Sie zum Beispiel Aprikosenduft vom Pfirsichgeruch unterscheiden oder Thymian von Rosmarin? Wenn nicht, hilft vielleicht eine Runde SMELLORY weiter.
Auf eine „Sinfonie der Düfte“ , so der Untertitel des Spiels, müssen Sie sich aber einstellen. Das ist nicht für jeden etwas, vor allem empfindliche Riechorgane, empfinden das eher als Belästigung. Auf chemischer Basis hergestellt, geht von dem ganzen Spiel ein eindringlicher Geruch aus. Die Einzelgerüche bleiben beim genauen Hinriechen aber durchaus erkennbar.
Der Spieleproduzent, das „Spielbrett" aus Berlin, garantiert mindestens zweijährigen „Duftgenuss“. Für manche mag das auch eine Warnung sein. Allergiker sollten jedenfalls vorsichtig mit den 32 Düften von A (Ananas) bis Z (Zitrone) umgehen, das gilt ebenfalls für die etwas abgespecktere Version, JUNIOR-SMELLORY, mit nur 16 Gerüchen.
Wieland Herold
Titel: SMELLORY
Autor: Scandinavia AB
Grafik/Design: keine Angabe
Verlag: Joker Production
Alter: ab 7 Jahren
Spielerzahl: 2 – 8
Spielzeit: ca. 30-45 Min.
Preis: ca. 60 DM
Spiel 17/1991 R177/2020
Die Rezension erschien 1991
Wertung Spielreiz damals 4 von 10 Sternen,
das entspricht: Nächsten Monat wieder
Freitag, 18. Dezember 2020
RES PUBLICA
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
RES PUBLICA: Tausche Römer gegen Germanen
Hexagames hat wohl eines der anspruchsvollsten Programme für das Jahr 1991 entwickelt. Das gilt zum Beispiel für das hervorragend von Doris Matthäus illustrierte VENDETTA, das beste Wirtschaftsspiel des Jahres, MANAGER, aber ganz besonders für das raffinierte Tauschspiel RES PUBLICA von dem noch recht unbekannten Autor Reiner Knizia.
In RES PUBLICA, nutzt Knizia das Verhandeln mit Karten um Völker wie Hunnen, Römer und Germanen, um die Kulturentwicklung der Völker anzukurbeln. Wer fünf Germanenkarten besitzt, darf diese gegen eine Kulturkarte eintauschen, diese wiederum, auf eine Handvoll gefüllt, führen zu den begehrten Wertungskarten des Spiels. Wobei der Autor hier die alte Regel nutzt, der frühe Vogel fängt die größten Würmer, die mit der Zeit ganz schön abspecken.
So viel Kommunikation war selten am Spieltisch, da die Spieler ihre Tauschwerte frei aushandeln, nur ganz konkret darf man in diesem „Ich biete dieses oder suche jenes“ nicht werden. Ein ganz besonderes Spielerlebnis, das vor allem in großer Runde zu fünft garantiert Vergnügen bereitet.
Für mich ist es völlig unverständlich, dass nicht mindestens dieses Spiel auf einer Juryliste gelandet ist, für mich ist das beste Kartenspiel 1991.
Wieland Herold
Titel: RES PUBLICA
Autor: Reiner Knizia
Grafik/Design:
Verlag: Hexagames
Alter: ab 10 Jahren
Spielerzahl: 3 – 5
Spielzeit: ca. 20-30 Min.
Preis: ca. 18 DM
Spiel 16/1991 R176/2020
Die Rezension erschien 1991
Wertung Spielreiz damals 8 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Zum Spiel und zum Autor:
Für Reiner Knizia, der vor einem Monat seinen 63. Geburtstag feiern durfte, war RES PUBLICA eines seiner ersten Spiele, zuvor waren 1990 nur DIGGING (ebenfalls Hexagames) und GOLDRAUSCH (Hans im Glück) erschienen, wenn ich von den Postspielen absehe, die er ab 1985 entwickelt hat.
RES PUBLICA erwies sich als durchaus erfolgreiches Spiel unter den vielen Veröffentlichungen Knizias. Die Jury vergaß es zwar, aber immerhin landete es auf dem ersten Platz des Kartenspielpreises der Fairplay.
1998 erschien eine weitere Ausgabe bei Queen Games, 2015 brachte der Heidelberger Spieleverlag die Adaption RES PUBLICA 2230AD heraus.
Das Foto ist mein ältestes von Reiner Knizia, es zeigt ihn und Uli Geißler auf der Neuheitenschau in Essen 1992, wo der Autor die Präsentation von MODERN ART vorbereitet.
Donnerstag, 17. Dezember 2020
NAUTILUS
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Das Schnecken-Schüttelspiel
Im Indischen und Pazifischen Ozean kann man sie heutzutage noch finden, die "Seefahrer“ der Meere, auf gut deutsch heißen sie "Perlboote", bekannter sind sie unter dem Namen NAUTILUS.
Gesehen haben wir sie alle schon, meist allerdings nicht lebend, sondern als Versteinerung in einem der vielen deutschen Steinbrüche: Ammoniten nennt man sie in dieser Zustandsform. Der ägyptische Gott Amun, meist mit Widderhörnern dargestellt, ist der Namensgeber und verweist auf die Spiralform des Muschelkörpers. In diesem planspiralig aufgerollten und gekammerten Gehäuse sitzt das Perlboot in der ersten großen Wohnkammer. Die Zuleitung und das Abführen von Gas in den weiteren Kammern ermöglichen es dem Tier, in verschiedenen Wassertiefen zu schweben. Sicherlich auch ein Mechanismus, der spieltechnisch für eine Simulation des Tauchvorganges verwendet werden könnte.
Mit Tauchen hat aber das Spiel, um das es in dieser Rezension geht, wenig zu tun. Thematisch finden wir uns weder im Pazifik noch im Indischen Ozean wieder. Die österreichische Firma Peri, bekannt für formvollendete Spiele, ist diesmal der Faszination der NAUTILUS-Form erlegen und hat daraus ein ästhetisches Gesamtensemble geschaffen, das auch zum Spielen, besser Schütteln dient.
In die Nautilusspirale, eine quadratische Kunststoffplatte mit Spiralvertiefung, werden 32 nicht Nautilusse sondern Nautilaushäuser, kleine runde Döschen in vier verschiedenen Farben eingebettet. Jeweils vier Häuser einer Farbe erhalten einen Bewohner, eine kleine gelbe Nautilaus, Diese Häuser werden in gleichmäßiger Farbabfolge in die Spirale gesetzt, so dass niemand weiß, wo die Läuse stecken.
Zwei bis vier „Schüttler“ dürfen mitspielen, denn darum geht es in dem Spiel: Jeder muss für eine ihm zugewählte Farbe seine vier gefüllten Nautilaushäuser aus der bunten Farbverteilung in eine Viererreihe seiner Farbe erschütteln. Eigene Häuser dürfen beliebig aus dem NAUTILUS herausgenommen werden, um mit ihnen dann die Schüttelprobe anzustellen, Danach müssen sie am Anfang oder am Ende des Nautilus wieder eingeschoben werden. Auch fremde Häuser dürfen herausgenommen werden. Diese werden aber nur auf Verlangen des Besitzers geschüttelt. Blöcke dürfen selbstverständlich nicht getrennt werden. Nimmt man sie heraus, dann nur als 2er- oder 3er Block. Sie werden auch nur als Block geschüttelt.
Sieger ist der Spieler, der seine vier Nautiläuse als erster gefunden hat. Geöffnet werden die Häuser nur als 4er Block. „Supersieger“ darf sich der nennen, wem dies auf Anhieb gelingt.
Soweit die Spielbeschreibung. Für die Spielpraxis ergeben sich ungewohnte Spielbedingungen. Die kleine Nautilaus ist doch recht laut in ihrem Haus, so dass mit äußerster Vorsicht die runden Hausdöschen bewegt werden. Bei der Schüttelprobe begibt man sich am besten in ein anderes Zimmer, um ja nichts zu verraten. Auch laute dröhnende Musik kann hilfreich sein und ablenken von dem Klacken unserer gelben Nautiläuse. Das ist beim ersten Mal evtl. auch beim zweiten Mal noch ganz witzig, aber dann geht der Reiz des Neuen verloren. Was bleibt ist ein vom Spieldesign her überzeugendes Spiel, dessen Schüttelmechanik dann aber doch ganz schön auf den Geist geht.
Wieland Herold
Titel: NAUTILUS
Autor: Sean McGuire, Nicolas McGuire
Grafik/Design: o.A.
Verlag: Peri
Alter: ab 7 Jahren
Spielerzahl: 2 – 4
Spielzeit: ca. 20-30 Min.
Preis: ca. 35 DM
Spiel 15/1991 R175/2020
Die Rezension erschien 1991
Wertung Spielreiz damals 4 von 10 Sternen,
das entspricht: Nächsten Monat wieder
Zum Spiel und zu den Autoren:
Die McGuire-Brüder prägten ab 1989 bis 1994 ganz wesentlich das Programm des österreichischen Verlages Peri. Sie starteten mit NAUTILUS, es folgten SUPER-QUADA, KENNEN SIE TRAXENBLICHL und KAPITÄN WACKELPUDDING. Zeitgleich arbeiteten die Brüder mit Piatnik zusammen, dort erschienen Spiele wie LIEBER NACHBAR , GRÖSSER ALS EIN AUTOBUS und WEG MIT DIR! 1994 kam dann mit LAST CHANCE auch noch ein Spiel bei Ravensburger heraus.
Die letzte Veröffentlichung der Brüder ist OBONTO, das sie 2001 im Eigenverlag herausbrachten.
Mittwoch, 16. Dezember 2020
DONNERWETTER
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Wettermacher Peter Lewe
Der letzte Notanker als Gesprächsthema ist immer das Wetter. Seit einigen Jahren wird das launische Wetter aber auch häufiger als Spielthema genutzt. Am auffallendsten sicher, das vor zwei Jahren erschienene WIND UND WETTER von Dijkstra und van Dijk. Es ist nicht allzu lobend von der Kritik aufgenommen wurden und wird zur Zeit schon von Jumbo verramscht, war aber in meinen Spielkreisen immer gut angekommen. Wer es preiswert für ca. 15 DM sieht, sollte ruhig zugreifen. 1991 startet Haba in seiner grünen Familienspielreihe einen neuen Wetterballon, der vielversprechend ist.
Der Verlag hat dabei einem neuen Autoren eine Chance gegeben. Der 38jährige Peter Lewe, Physiker, der halbtags in einem Krankenhaus arbeitet, sonst sich als Hausmann um seine drei Kinder kümmert, kann sich freuen, seinen Erstling DONNERWETTER in einer rundherum gelungenen Form der Spieleöffentlichkeit zu präsentieren.
Vier Holzfrösche hüpfen aus einem Einmachglas eine Wertungsleiter empor und zeigen den aktuellen Prognose- und Endstand an. Sieger ist der Wetterprophet, der als erster mit seinem Frosch das Leiterende erreicht hat oder bei Spielende am weitesten geklettert ist. Außer den Holzfröschen gibt es noch einen zwar unnötigen, aber atmosphärisch passenden Wetterhahn, den der Spieler erhält, der gerade am Zug ist, für Kinder zumindest in der Ausprobierphase eine hübsche Idee. Jeder Spieler besitzt außerdem vier Barometersteine für die Wetterprognose und am Anfang eine Wetterkarte.
Und darum geht es: Mit Hilfe dieser Wetterkarten zum „Wettermacher" zu werden. In zwei Spielplanbereichen mit jeweils vier mal vier Feldern liegen 32 Wetterkarten verdeck auf dem Spielplan. Die Viererspalten und -reihen legen, wenn die darauf liegenden Karten im Laufe des Spiels aufgedeckt werden, die Wetterbedingungen für zugeordnete Gebäude fest. Vom schlechten über mäßiges bis zum schönen Wetter ist natürlich alles drin. Was sich über einem Haus zusammenbraut, ergibt sich aus der Zahl von weißen und schwarzen Wolken, die sich auf den Wetterkarten befinden.
Pro Spielzug wird mindestens eine der Wetterkarten aufgedeckt und Wettervoraussagen werden damit wahrscheinlicher. Vor jedem Zug dürfen alle Spieler mit ihren Barometersteinen Prognosen stellen. Entsprechend der drei Wettermöglichkelten sind alle Gebäude in drei Zonen eingeteilt, in die die Steine gelegt werden können. Vier Voraussagen pro Spieler sind danach möglich. Würde die Spielbeschreibung hier enden, wäre Lewes erste Idee ein ziemliches Glücksspiel mit ein bisschen Wahrscheinlichkeitsrechnung, sicherlich immer noch ganz nett, aber nichts für jemanden, der doch lieber steuernd in den Spielverlauf eingreifen möchte.
Vier zusätzliche Wetterkarten bringen die fehlende Steuermechanik und Spannung ins Spiel. Zu Beginn hat bei vier Spielern Jeder eine Karte auf der Hand. Diese Karte darf verdeckt gegen eine offene auf dem Spielplan eingetauscht werden, so dass man hier sein Wetter wirklich selbst machen kann. Der Austausch einer Karte mit drei weißen Wolken gegen eine (noch verdeckte) mit drei schwarzen Wolken kann alle Prognosen über den Haufen werfen, aber vielleicht die eigene zur richtigen machen. Die ausgetauschte Karte kommt, weder verdeckt, auf eine Wolkenbank, auf der im Laufe des Spiels bald vier Karten liegen, die immer wieder zum Austausch zur Verfügung stehen. Dieser MEMOteil des Spieles hat es in sich. Wer meint, dass es ganz einfach sei, sich die Wettersituation der vier Karten zu merken, der wird bei den Turbulenzen auf dieser Wolkenbank bald eines Besseren belehrt. Sind in einer Reihe alle Kärtchen aufgedeckt, wird gewertet. Für Jede richtige Prognose hüpft ein Frosch vier oder zwei Sprossen (für den zweiten richtig gesetzten Stein; frühe Prognosen werden also belohnt.) nach oben. Geht es den Spielern so, wie häufig unseren Fernsehmeteorologen, dann beginnt der Abstieg, aber nur um ein Feld. DONNERWETTER ist ein schnelles Spiel, das spätestens nach vierzig Minuten zu Ende ist. Da mit jedem Spielzug eine Karte mehr umgedeckt werden muss - das bedeutet im Übrigen beim Austausch von Karten, dass dann der Spieler zwei weitere Karten aufdecken darf, was spieltaktisch sehr wichtig ist - muss das Spiel nach 32 Spielzügen zu Ende sein. Jeder kommt bei vier Spielern also achtmal an die Reihe, bei zwei Spielern sechszehnmal, nur bei drei Spielern ist der letzte Spieler im Nachteil , da er nur zehnmal Wettermacher sein darf. Nicht ganz klar geregelt ist auch, ob die verdeckt ausgetauschte Wetterkarte im gleichen Spielzug wieder aufgedeckt werden kann, was natürlich massive Steuerungsmöglichkeiten zur Folge hätte. In Reihen, in denen nur eine Karte noch umgedeckt ist, kann damit in den meisten Fällen eine todsichere Prognose abgegeben werden. Wir haben uns darauf geeinigt, dass ausgetauschte Karten erst im nächsten Zug wieder aufgedeckt werden dürfen.
Wetterprophet sein dürfen, dazwischenfunken können, Donner und Blitz durch strahlenden Sonnenschein vertreiben, das macht alles in dem neuen Spiel von Haba und Peter Lewe viel Spaß. Über meinem Häuschen auf den Spielplan habe ich mir jedenfalls schon mein Wunschwetter für die nächsten Monate zurechtgelegt: Das Wetter mit nur einer weißen Wolke.
Wieland Herold
Titel: DONNERWETTER
Autor: Peter Lewe
Grafik/Design: Walter Matheis
Verlag: Haba
Alter: ab 10 Jahren
Spielerzahl: 2 – 4
Spielzeit: ca. 30 Min.
Preis: ca. 49 DM
Spiel 13/1991 R173/2020
Die Rezension erschien 1991
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Zum Spiel und zu dem Autor:
Peter Lewe war zwischen 1991 und 2005 ein recht erfolgreicher Autor. Gleich sein erstes Spiel, das hier beschriebene DONNERWETTER, landete 1992 auf der Auswahlliste der Jury Spiel des Jahres.
Das satirische SALUDOS AMIGOS (Goldsieber, 1996) war in aller Munde und wurde auch öffentlich von Politikern gespielt. Der Begriff (oft auch nur abgekürzt „Amigo“) wird seit dem Bestechungsskandal um den Bayerischen Ministerpräsidenten Streibl insbesondere im Zusammenhang mit der CSU als Synonym für Affären um die Verquickung von Politik und Wirtschaft verwendet.
Das Spielprinzip von DONNERWETTER hat Lewe 2001 in einer überarbeiteten Form noch einmal als GALILEO bei W&L veröffentlicht.
Lewes letzte Spielveröffentlichung war das geniale SANWÜRMCHEN mit einem Kilo Spielsand in der Pappkiste, das damals noch Johann Rüttinger bei Drei Magier Spiele herausgab.
Lewe engagierte sich von Anfang an für seine Kollegen in der SAZ. Von 2001 bis 2003 war er Vorsitzender der Zunft.
Das Foto zeigt Peter Lewe auf dem Spieleautorentreffen 2001.
Dienstag, 15. Dezember 2020
FORMICA
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Auf der Bestenliste 1991: FORMICA
Die Spiel des Jahres Jury hat sich bei der Auswahl ihrer Spiele für die Bestenliste auffallend häufig an Tierthemen orientiert. Von den ganz kleinen Ameisen in FORMICA zu käsesuchenden Mäusen in IRRGENDWIE, Schafen in BAUERNSCHLAU und dem großen Bären, der im REICH DES WEISSEN BÄREN wildert
FORMICA von der Firma Bandai-Huki schon im letzten Jahr vorgestellt, führt uns in das Labyrinth eines Ameisenhaufens. Vier Ameisenvölker versuchen ihre Ameisenkönigin zu finden. Dies gelingt nur, wenn Ameisensteine der Mitspieler gefangen werden. Auf der Unterseite ist jeweils ein Teilbild einer Ameisenkönigin zu sehen. Wer als erster aus gefangenen Steinen eine Königin puzzeln kann, gewinnt das Spiel. Hinter dieser sachlichen Spielbeschreibung verbirgt sich ein hochkarätiges Taktikspiel, das durch magnetische Spielsteine für das nötige Glücksmoment sorgt.
Landet ein Spieler mit einer seiner Ameisen auf einem gegnerischen Spielstein, ist dieser automatisch gefangen. Ziehen sich die beiden Steine an, gelingt der Coup, stoßen sie sich aber ab, wird man selbst gefangen. Der Überfall ist damit immer mit einem gewissen Risiko verbunden, das im Laufe des Spiels häufig zu großen Ameisentürmen führt, auf die dann alle Jagd machen.
Ein gelungenes Magnetspiel, das sich für die ganze Familie eignet und schon mit Kindern ab sechs Jahren gespielt werden kann. Für den erst 1989 gegründeten Verlag Bandai-Huki ein großer Einstiegserfolg, sicherlich eine Bestätigung, stärker in den Bereich der Gesellschaftsspiele zu investieren.
Wieland Herold
Titel: FORMICA
Autoren: Michael Lorrigan, Stephan Ray
Grafik/Design: keine Angabe
Verlag: Bandai-Huki
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 2 – 4
Spielzeit: ca. 30 - 45 Min.
Preis: ca. 49 DM
Die Rezension erschien 1991
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Spiel 14/ 1991 R 174/2020
Zum Spiel und zu den Autoren:
Michael Lorrigan und Stephan Ray haben nur bei FORMICA zusammengearbeitet. Für Ray war es das einzige Spiel, Lorrigan hatte vorher schon CAPITAL ADVENTURE herausgebracht.
FORMICA landete 1991 auf der Auswahlliste zum Spiel des Jahres. Der Verlag Bandai Huki existierte nur bis 1992. Er verabschiedete sich immerhin mit dem beachtlichen Teuber-Spiel DER FLIEGENDE HOLLÄNDER. FORMICA wurde dann von Parker übernommen.
Montag, 14. Dezember 2020
CORSARO
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
CORSARO – Bestes Kinderspiel des Jahres
Die Jury Spiel des Jahres prämiiert einmal im Jahr nicht nur das beste Spiel – in diesem Jahr DRUNTER UND DRÜBER von Klaus Teuber – und das schönste Spiel – den Titel hat im übrigen 1991 der zweite heiße Anwärter auf den Hauptpreis, Max Kobbert, mit dem LABYRINTH DER MEISTER erhalten -, sondern sie zeichnet auch das herausragende Kinderspiel besonders aus. Deutschlands einziger Profiautor Wolfgang Kramer erhielt 1991 den Preis für sein Spiel CORSARO – IRRFAHRT IM PIRATENMEER.
Hervorgehoben wurde damit, wie so oft in den letzten Jahren, auch die Reihe der kooperativen Herder- Spiele, die unter dem Motto, ,,Wer hilft – gewinnt!" Akzente im Brettspielbereich gesetzt hat. Im letzten Jahr hat Kramer die Insel TABAIJANA spielerisch erfolgreich untergehen lassen. Die Tabaijaner tauchen nun in CORSARO wieder auf. Sie mussten ihre im Meer versunkene Insel verlassen und sind auf einem öden Eiland gestrandet. Von dort versuchen sie, mit kleinen Booten den rettenden Hafen von Santaijana zu erreichen. Die Kaperschiffe des schwarzen Corsaren sind aber ein ständiger Störfaktor. Sie entern die Boote der Tabaijaner und bringen sie auf die Pirateninsel. Nur mit Hilfe aller Spieler gelingt die Befreiung und alle Boote erreichen den sicheren Hafen.
Als Spiel für die ganze Familie eignet es sich besonders, da es in mehreren Schwierigkeitsstufen gespielt werden kann, vom einfachen Grundspiel ab 5 Jahren zum reizvolleren Familienspiel ab 8 Jahren.
Wieland Herold
Titel: CORSARO
Autor: Wolfgang Kramer
Grafik/Design: Petra Probst
Verlag: Herder
Alter: ab 5 Jahren
Spielerzahl: 2 – 4
Spielzeit: ca. 30 Min.
Preis: ca. 39 DM
Spiel 12/1991 R172/2020
Die Rezension erschien 1991
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Zum Spiel und zu dem Autor:
Der 78jährige Wolfgang Kramer ist neben Reinhold Wittig der dienstälteste Spieleautor in Deutschland und der erste, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Der gelernte Betriebswirt und Informatiker hängte 1989, nach zwei Spiel des Jahres-Auszeichnungen seinen Beruf an den Nagel und lebte fortan vom Spielerfinden.
Sein erstes Spiel TEMPO erschien 1974 bei ASS, HEIMLICH & CO. war sein erstes Spiel des Jahres (1986), es folgte gleich danach AUF ACHSE. In vielen seinen späteren Erfolgen war er mindestens im Team unterwegs. Bei EL GRANDE (SDJ 1996) begleitete ihn Richard Ulrich und bei TIKAL und TORRES Michael Kiesling.
Bis heute hat Kramer mehr als 100 Spiele veröffentlicht. Ganz aktuell startet er im Team mit Michael Kiesling das Programm des neuen Verlages Deep Print mit RENATURE.
CORSARO war Kramers erste Spiel im Kinderspielbereich, mit dem er eine große Auszeichnung gewann. 2004 erschien das Spiel dann bei Haba unter dem Titel RÄUBER RUDI und 2011 als PIRATEN ABENTEUER bei Amigo.
Auf dem Bild ist Wolfgang Kramer in Essen 1994 zusammen mit Alex Randolph zu sehen.
Sonntag, 13. Dezember 2020
CASABLANCA
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Nominiert zum Spiel des Jahres: CASABLANCA
Die hessische Spielefirma Amigo, bisher vor allem durch die Mau-Mau Variante UNO bekannt, war eine der großen Überraschungen der Nürnberger Spielwarenmesse-im Februar. Mit dem neuen Productmanager Joe Nikisch kam frischer Wind in das gesamte Angebot dieser Firma. Der Kartenspielsektor bleibt zwar weiter eine wichtige Domäne des Verlages, was lohnende Neuheiten wie BAHA und TUTTI FRUTTI belegen. Im Brettspielbereich sind aber die eigentlichen Schätze zu entdecken.
So ist aus Göttinger Perspektive das GOLD AM YUKON von Reinhold Wittig zu schürfen. Filmfans freuen sich sicher, dass der Humphrey-Bogart-Mythos erfolgreich von Amigo aufgegriffen wird, so gelungen, dass die Jury Spiel des Jahres die Spielentwicklung von Eric Solomon, CASABLANCA, gleich auf die Nominierungsliste für das Spiel Jahres 1991 setzte.
Ein spannendes Agentenspiel für zwei bis acht (!) Spieler, bei dem es natürlich um Bestechung, Mord und die Jagd nach Geheiminformationen geht, die in einem Koffer versteckt sind. Jeder darf in diesem Spiel jeden bestechen, was ja so unrealistisch auch nicht sein soll. Bluff, Pokerface und ein GefühI für perfektes Timing, zum rechten Zeitpunkt das Richtige zu tun, sind in diesem Spiel angesagt. Man lernt also fürs Leben.
,,Play it again, Sam", wird wahrscheinlich die Aufforderung aller Mitspieler nach dem dritten oder vierten Spiel sein. Solange sollten Sie sich aber gedulden, um alle Feinheiten des Agentenspiels mitzubekommen, denn erst dann entfaltet sich der Reiz, der CASABLANCA zum Suchtspiel werden lässt. Also nicht zu früh aufgeben und mindestens zwei Mitspieler suchen!
Für Spielekenner noch der Hinweis: Das Spiel gab es schon einmal, in den 70er Jahren hatte es die Firma Pelikan unter dem Titel AGENT auf den Markt gebracht, damals aber als Spiel für maximal vier Spieler mit sehr nüchternem Spielplan. Amigo ermöglicht ihnen nun nicht nur einen Besuch in Ricks American Café. Nach dem Spieletest bleibt nur zu fragen: Schau mir in die Augen Kleines. Wirst du Spiel des Jahres ’91?
Wieland Herold
Titel: CASABLANCA
Autor: Eric W. Solomon
Grafik/Design: keine Angabe
Verlag: Amigo
Alter: ab 12 Jahren
Spielerzahl: 2 – 8
Spielzeit: ca. 30 Min.
Preis: ca. 39 DM
Spiel 11/1991 R171/2020
Die Rezension erschien 1991
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Zum Spiel und zu dem Autor:
Der bekannte englische Spieleautor Dr. Eric Solomon ist leider im Frühjahr dieses Jahres mit 85 Jahren verstorben. Mit nur 24 Jahren promovierte er im Fach Mathematik, arbeitete dann zunächst erfolgreich in einem Rechenzentrum, bis er 1965 sein eigenes Unternehmen Engineering Computations gründete. Er entwickelte BREEZE in den 1980er Jahren für die Building Research Establishment und wurde dafür 1993 mit der CIBSE Napier Medaille ausgezeichnet.
Sein mathematischer Hintergrund prägte seine Spielentwicklungen ab 1972. Klare und einfache Strukturen, ohne dass sich dadurch langweilige Spiele ergeben würden, waren sein Markenzeichen. Die schönste Belohnung der mühsamen (und zumeist schlecht bezahlten) Arbeit eines Spiele-Autors sah Solomon darin, dass er sicher sein durfte, vielen spielenden Menschen eine Menge Freude bereitet zu haben und so möglicherweise ihr Weltbild ein kleines bisschen mit beeinflusst zu haben.
Sein erstes publiziertes Spiel war SIGMA FILE, das in der deutschen Erst-Ausgabe AGENT (Pelikan) hieß. Es zählt zu den bedeutendsten modernen Spiele-Klassikern überhaupt. 1991 erschien es als CASABLANCA.
Recht bekannt waren auch sein BALLONRENNEN und vor allem ALASKA (AWL, 1979), beide im Ravensburger-Verlag erschienen. In Eric Solomons Heimat England war sein erfolgreichstes Spiel vermutlich BLACK BOX, das seit 1990 gleichzeitig mit HYLE im franjos-Verlag erschien. Mit dem 1993 bei franjos erstveröffentlichten Känguru-Rennen BILLABONG schaffte Solomon 1994 erneut den Sprung auf die Auswahlliste der Jury Spiel des Jahres.
Neben dem Platz auf der AWL zum Spiel des Jahres erreichte CASABLANCA 1991 noch den 5. Platz beim Deutschen Spielepreis.
Samstag, 12. Dezember 2020
20 QUESTIONS
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Nein, ich bin nicht Brigitte Bardot
Seit 13 Jahren zeichnet die Jury Spiel des Jahres die besten Spiele eines Jahrgangs aus. MB, einer der ganz großen Verlage des Spielgeschäfts, war bisher erst nur ein einziges Mal auf der Bestenliste vertreten.
Seit einigen Jahren jedoch bietet die Spielefirma aber auch gezielt Erwachsenenspiele an, die durchaus alle preiswürdig gewesen wären. Dazu gehört auch das schon 1990 erschienene Partyspiel 20 QUESTIONS.
Ein altbekanntes Geburtstags- oder Partyspiel wurde hier als Brettspiel umgesetzt, in dem mit Hilfe von Umschreibungen Begriffe, Personen, historische Daten und Orte geraten werden müssen. 20 Hinweise gibt es auf jeder Karte, die mehr oder weniger deutliche Hilfestellung beim Erraten geben.
Das Spielbrett verstärkt den Wettbewerbscharakter, ist aber nicht zwingend notwendig, zumal eine Runde auf dem Brett meist sehr schnell beendet ist. Man kann daher auch nur mit den Kartensätzen spielen, ohne dass die Spielfreude verlorengeht. Allein die Hinweise machen den Reiz des Spiels aus, das zu Recht auf die Bestenliste gekommen ist. Der Quizcharakter ist dadurch angenehmer verpackt als in den vielen TRIVIAL PURSUIT-Varianten. Wären Sie zum Beispiel bei ,,Alle Menschen fühlen mit mir“ auf Finger gekommen oder bei ,,Nein, ich bin nicht Brigitte Bardot" auf Boris Becker?
Wieland Herold
Titel: 20 QUESTIONS
Autor: Robert Moog und Scott Mednick
Grafik/Design: keine Angabe
Verlag: MB
Alter: ab 12 Jahren
Spielerzahl: 2 – 6
Spielzeit: ca. 45 Min.
Preis: ca. 59 DM
Die Rezension erschien 1991
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Spiel 10/ 1991 R 170/2020
Zum Spiel und zu den Autoren:
Robert Moog hat bis heute rund 20 Spiele entwickelt, sein erstes war 20 QUESTIONS 1988 für MB, recht bekannt ist auch sein BATMAN GAME für University Games. Diese Firma hat Moog 1985 zusammen mit Cris Lehmann in San Francisco gegründet. Sie starteten damals mit MURDER MYSTERY PARTY.
Sein Partner Scott Mednick hat die 20 QUESTIONS-Welt nie verlassen. BGG verzeichnet vier Spiele für ihn, die alle Ableger der Ursprungsidee sind.
MB hat das Quizspiel 1994 noch einmal unter dem Titel QUERDENKER veröffentlicht, dann kam das Spiel wieder unter dem alten Titel 2000 zu Moogs Firma University Games. Im deutschsprachigen Bereich existiert seit 2019 eine Ausgabe von Piatnik.
Neben der Auszeichnung der Jury Spiel des Jahres 1991 gewann 20 QUESTIONS den Titel „Game of the Year“ 2004 in Australien und 2007 gewann es in Dänemark den Preis für das beste Partyspiel.
Donnerstag, 10. Dezember 2020
EIERLEI
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Hüpforgie mit Häschen
Heinz Meister, der wohl erfolgreichste Kinderspielautor der letzten Jahre, hat in der kleinen Reihe „Mitbringspiele“ bei Haba zwei Würfelspielideen unter dem Titel EIERLEI veröffentlicht. Zwei bis vier Kinder ab vier Jahren spielen in „Häschen, hüpf!“ mit vier gemeinsamen Hasenfiguren, die in einer Startregion auf einem gewundenen Spielparcours gestellt werden. Jedes Kind erhält sechs Papp-Ostereier, die es loszuwerden gilt. Das gelingt mit Hilfe eines Würfels und einer Hüpforgie der vier kleinen Holzhasen. Für jeden Würfelpunkt – maximal drei – hüpft stets der letzte Hase über seine drei Vorderhasen hinweg auf die erste Position der Hasenkarawane. Wird der Hasenkopf gewürfelt, den es einmal auf dem Würfel gibt, darf sich das Kind aussuchen, ob es einen, zwei oder drei Hasen hüpfen lassen möchte. Nach dem Würfeln prüfen die Kinder, ob sie noch ein Osterei von der Hasenfarbe besitzen, die am Ende vorne steht. Das dürfen sie dann abgeben, eventuell sogar einem Mitspieler „schenken“, wenn der Hase auf einem der vier Geschenkfelder steht. „Häschen hüpf!“ kann für die ganz Kleinen schon nach einer Runde beendet werden, so dass das Kind gewinnt, das dann die wenigsten Eier besitzt, größere Kinder sollten mehrere Runden spielen, bis ein Kind alle Ostereier abgegeben hat.
Die zweite Spielidee nennt Meister „Häschen, hopp!“. Bei dieser Spielvariante liegen die Ostereier in drei Stapeln auf dem Tisch, hier geht es um den Erwerb von Eiern. Ist der Zug beendet, wird überprüft, ob ein Ei oder mehrere entsprechende Eier auf den Eierstapeln liegen, diese gewinnt das Kind. Auf einem Geschenkfeld muss der Spieler, der am Zug ist, ein Ei an den ärmsten Eiersammler verschenken, sofern es diese Farbe besitzt. Sobald ein Eierstapel aufgebraucht ist, endet „Häschen, hopp!“
Für rund 15.- DM bietet Haba zwei preiswerte Spielideen, solides Spielmaterial, ein ideales Geschenk für Kindergeburtstage also - nicht nur zur Osterzeit.
Wieland Herold
Titel: EIERLEI
Autor: Heinz Meister
Grafik: Ales Vrtal
Verlag: Haba
Spieler: 2-4
Alter: ab 4 Jahren
Spieldauer: ca. 10 Minuten
Preis: ca. 15.- DM
Die Rezension erschien 2001 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 6 von 10 Sternen,
das entspricht: Nächste Woche wieder
Spiel 18/ 2001 R 169/2020
Zum Spiel und zum Autor:
Heinz Meister gehört zu den produktivsten und am längsten aktiven Spieleautoren in Deutschland. Mit Blick auf die Anzahl seiner Veröffentlichungen dürfte ihn nur Reiner Knizia übertreffen.
Besonders erfolgreich war und ist Heinz Meister mit Kinderspielen. Mit SCHWEINSGALOPP gewann er 1992 sowohl den Sonderpreis der Jury Spiel des Jahres als auch den des Deutschen Spielepreises. Auf diesen war er Anfang der 90er Jahre abonniert, er gewann ihn 1993 für VERFLIXT GEMIXT und 1994 für HUSCH, HUSCH, KLEINE HEXE. Ein Jahr später zeichnete ihn die Jury Spiel des Jahres mit dem damaligen Sonderpreis Kinderspiel für KARAMBOLAGE aus. ZAPP ZERAPP war dann fast wieder ein Doppelerfolg, mit Klaus Zoch zusammen gewann er 2001 den Deutschen Kinderspielepreis und eben die Nominierung. EIERLEI ist in dieser Phase erschienen, konnte aber keine Auszeichnungen gewinnen.
Das Bild zeigt Heinz Meister mit Synes Ernst bei der Übergabe der Nominierungsurkunde während der Preisverleihung in Berlin 2005 für DADDY COOL, ein weiteres erfolgreiches Meisterstück.
DOLCE VITA
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Das süße Leben der High Society
Wenn sich Mr. Gummibärchen eine neue Villa kauft, dann braucht die Dame mit dem Blubb zumindest ein neues Reitpferd. Otto Normalverbraucher kann nicht mehr mithalten, außer er versucht spielerisch den Run auf Statussymbole nachzuempfinden. Die Möglichkeit hat er mit Reiner Stockhausens Herbstneuheit DOLCE VITA.
Sein flottes Kartenspiel ist geprägt durch ein ständiges Auf und Ab beim Erwerb von Statussymbolen. Besser könnte das Angebot gar nicht sein: 63 Luxusgüter liegen buntgemischt in sieben Reihen offen aus, neben den Schiffen und Pferden gibt es Autos, Schmuck und Uhren, alle mit unterschiedlichen Werten zwischen 100.000 und 700.000 Euro, Dollar oder was man möchte. Die drei bis fünf Spieler kommen beim Gütererwerb ganz ohne Geld aus. Vielleicht ist das in diesen Kreisen so, alles fällt einem sozusagen in den Schoß. Nur Zahlenkarten mit Werten von 1 bis 6 müssen die Spieler abwechselnd an die Luxusgüter-Reihen anlegen. Immer dann, wenn jeder fünf Karten gelegt hat, ist Geburtstag für alle. Wer die höchste Kartensumme vorweisen kann, erhält stets die unterste Luxuskarte, der zweite die nächste usw. Die Spieler versuchen möglichst teure Güter zu erwerben, müssen aber stets die zuletzt erworbene Karte behalten. So ganz süß erscheint dann das Leben in Stockhausens High Society nicht mehr. Eben ist die Freude über eine wertvolle Hochsee-Yacht noch riesig, da drehen einem die lieben Mitspieler einen müden Fischkutter an. Zum Glück sind noch Geldkarten im Spiel, die – einmal erworben – nie verloren gehen. Nach drei bis fünf Runden sind alle Spieler Millionäre und einer davon freut sich selbstverständlich besonders.
Das Spielthema wirkt etwas aufgesetzt, aber die Spielidee ist toll und durch die eingebaute Ärgerkomponente fetzig. Für ein Kartenspiel großzügig verpackt, ist DOLCE VITA für 10.- DM wohlfeil zu erwerben.
Wieland Herold
Titel: DOLCE VITA
Verlag: Hans im Glück
Autor: Reiner Stockhausen
Grafik: Doris Matthäus
Spieler: 3-5
Alter: ab 10Jahren
Spieldauer: ca. 30 Minuten
Preis: ca. 10.- DM
Die Rezension erschien 1999 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Spiel 21/ 1999 R 168/2020
Zum Spiel und zum Autor:
Der vor 58 Jahren im Aachen geborene Reiner Stockhausen begann Ende der 90er Jahre mit Spielentwicklungen. Damals arbeitete er als Zeitungsredakteur. Mit seiner ersten Spieleveröffentlichung wollte er sich ursprünglich ebenfalls mit Zeitproblemen beschäftigen. Der Prototyp POTSDAMER PLATZ war ein Bauspiel, das in den 90er Jahren entstand, als Berlin boomte und der verödete Potsdamer Platz wieder zum Schmuckstück der Hauptstadt gestaltet wurde. Die Idee bot er Hans im Glück an, wobei der Münchner Verlag das Spiel in die Karibik ins Jahr 1584 vorverlegte, wo man nicht Bauplätze okkupierte, sondern als FREIBEUTER reiche Beute machte. Brunnhofer & Co. veränderten dabei nicht nur das Thema, sondern feilten zusätzlich an den Mechanismen. Mit Freibeuter landete er auf dem 10. Platz beim Deutschen Spielepreis. Danach erschien DOLCE VITA ebenfalls in dem Münchner Verlag, 2002 schließlich DIE SIEBEN WEISEN bei Alea.
Wirklich bekannt wurde Stockhausen allerdings erst als Verleger eigener und fremder Ideen. Herausragend ist dabei sein ORLÉANS, das 2015 zum Kennerspiel des Jahres nominiert war.
2007 wurde Stockhausen auf dem Autorentreffen in Göttingen für zwei Jahre zum 2. Vorsitzender der Spiele-Autoren-Zunft e. V. (SAZ) gewählt. Das Bild zeigt Stockhausen zusammen mit dem 1. Vorsitzenden Lutz Stepponat 2007 in Göttingen.
Mittwoch, 9. Dezember 2020
DOKTOR IGEL
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Kooperative Spielidee: DOKTOR IGEL
Was ich an vielen Haba-Spielen faszinierend finde, ist der kreative Umgang mit Spielmaterialien. Wenn eine Haushaltsbürste als Igel daherkommt, das hat was! So gesehen und ausprobiert in DOKTOR IGEL von Christoph Rotburg. Sein Spiel gehört zur inzwischen selten gewordenen Gattung der kooperativen Kinderspiele. Seit die Firma Herder nach der Übernahme durch Jumbo vom Markt verschwunden ist, tauchen immer weniger Spielangebote für das Miteinander am Spieltisch auf. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in den letzten zehn Jahren der gesellschaftliche (und wirtschaftliche) Wert der Kooperation total in der Versenkung verschwunden ist. Die so hoch angesetzte Teamarbeit widerspricht dem Einzelkämpferstatus und setzt kooperative Umgangsformen voraus. Verantwortung lerne ich auch nur in dem Eintreten für mein Gegenüber, aus der Einsicht heraus, dass meine Unterstützung für andere auch mir letztlich weiter hilft. Ich hoffe daher, dass Spiele wie DOKTOR IGEL keine Eintagsfliegen sind, wir brauchen wieder mehr und attraktive Angebote in diesem Bereich!
Zum Spiel: Zwei bis fünf Kinder ab vier Jahren unterstützen die Gesundung einer kranken Haselmaus und eines verletzten Rotkehlchens. Die beiden müssen mit Äpfeln und Birnen gefüttert werden. Doktor Igel, unsere tolle Haushaltsbürste, ist hilfreich unterwegs. In seinen Stacheln stecken schon zwei kleine Holzäpfelchen und –birnen. Sein Weg führt von den beiden Obstbäumen über drei Brücken eines Flusses zu den Patienten und zurück.
DOKTOR IGEL ist ein Würfelspiel und damit glücksabhängig. Das gehört aber hier zum bewussten Kalkül und bringt den Kindern riesige Spielspannung. Immer, wenn das Rotkehlchen oder die Haselmaus gewürfelt werden, startet der Igel zu seiner Visite. Hier geht es nicht nur einfach darum, aus dem Borstenvorrat dem Rotkehlchen einen Apfel zu bringen oder der Maus eine Birne, nein, der Igel muss vorsichtig über eine geschwungene Holzbrücke bis zur Höhle oder zum Nest geschoben werden. Dabei müssen die Kinder darauf achten, dass die wertvolle Fracht nicht aus dem Borstenkleid herauspurzelt, denn für verlorene Obstteile ist das andere Getier, das sich auf dem Spielplan tummelt, zuständig. Da die Kinder sofort verlieren, wenn Doktor Igel einmal nicht helfen kann, müssen sie Sorge dafür tragen, dass er immer genügend Obst mit sich herumträgt. Christoph Rotburg bringt die Kinder dabei in einen interessanten Konflikt. Trägt der Igel nämlich schon zwei oder mehr Birnen oder Äpfel mit sich herum, dürfen sie bei gewürfeltem Obst entscheiden, ob sie die Früchte für sich behalten oder den Igel zur Sicherheit der gesamten Gruppe weiter bestücken, denn am Ende gewinnt das Kind, das die meisten Äpfel und Birnen gesammelt hat. Wenn es nicht zu einem vorzeitigen Schluss kommt, tritt das Spielende dann ein, wenn alle Früchte der beiden Bäume geerntet sind.
Die Mischung aus kooperativen und Wettbewerbselementen ist dem Autor vorzüglich gelungen, der Geschicklichkeitsaspekt ergänzt die Spielidee sinnvoll, so dass DOKTOR IGEL mit zu den herausragenden Kinderspielen des Jahres 2001 gezählt werden darf. Ein tolles Spiel, das Haba fantastisch umgesetzt hat! Es ist allen Kindergärten, aber auch vielen Familien nur zu empfehlen.
Wieland Herold
Titel: DOKTOR IGEL
Autor: Christoph Rotburg
Grafik: Petra Probst
Verlag: Haba
Spieler: 2-5
Alter: ab 4 (besser 5) Jahren
Spieldauer: ca. 15 Minuten
Preis: ca. 49.- DM
Die Rezension erschien 2001 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Spiel 18/ 2001 R 167/2020
Zum Spiel und zum Autor:
Christoph Rotburg hat zwischen 1999 und 2001 drei Spiele veröffentlicht. Er startete mit dem Farbwürfel- und Malspiel YATZI ZOO 1999, es folgte ein Jahr später das Zahlenspiel SIEBENPUNKT und schließlich das hier beschriebene DOKTOR IGEL. Alle Ideen des Autors hat Haba veröffentlicht.
Dienstag, 8. Dezember 2020
DAS RIFF
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Exotischer Fischzug: DAS RIFF
Christine und Wolfgang Lehmann haben ihr erstes gemeinsames Spiel gleich bei einem renommierten deutschen Verlag und dann noch in einer besonders erfolgreichen Reihe unterbringen können. Darin ist an sich nichts Besonderes, wenn die beiden dies nicht aus den Vereinigten Staaten heraus geschafft hätten. Ihre Heimatadresse war bis vor kurzen noch die Magnolia Lane in Maple Grove in Minnesota, inzwischen leben sie aber wieder in Esslingen. Die Spieleredaktion des Kosmos-Verlages war angetan von ihrer Spielidee DAS RIFF und erweiterte damit im letzten Jahr die fantastisch laufende Reihe „Spiele für zwei“. Auflagenhöhen von mindestens 30.000 bis 40.000 Spielen sind schon fast garantiert in dieser Serie, das Siedler Kartenspiel wandert gerade auf die Millionenauflage zu. Der Erfolg der Reihe ist bisher geprägt von viel Klasse und wenig Masse.
Der „exotische Fischzug“ der Lehmanns im Korallenriff gehört sicher nicht zu den Spitzenspielen, wie CÄSAR & CLEOPATRA und KAHUNA, es weist aber interessante Mechanismen auf, die eine nähere Betrachtung sinnvoll erscheinen lassen. Die beiden Spieler betätigen sich als Fischzüchter, die aus einfarbigen weiblichen und männlichen Fischen in der Regel einen zweifarbigen kleinen Fischschwarm züchten müssen. Der erste, der fünf solche Züchtungen vorweisen kann gewinnt das Spiel. Bis es so weit ist, vergeht aber eine knappe Stunde.
Unter 60 Riffkarten verstecken sich 18 Zuchttiere und Wasserkarten, 5 Haie und 5 Muscheln außerdem 14 Korallenkarten. Die Karten werden gemischt und in einer Auslage von 4 Reihen mit 8 Karten auf dem Tisch verteilt. Die mittleren beiden Reihen bleiben verdeckt, die äußeren werden aufgedeckt. Von den 21 Zuchtkarten werden vier offen ausgelegt. Nur dieser Nachwuchs kann in der Anfangsphase gezüchtet werden. Ein Angelboot darf jeder Spieler an die äußerste Meereskante legen. Zum erfolgreichen Angeln ist Fischfutter nötig. Ein entsprechender Wurmvorrat in den sechs Farben der Fische liegt bereit, jeweils einen gibt es als Startvorrat in den Eimer. Die Fischzucht und das Angeln sind an bestimmte Bedingungen gebunden. Nur in der Spalte über dem eigenen Boot dürfen Karten aufgenommen werden. Je näher die Karten am Boot liegen, desto preiswerter ist der Erwerb, die vorderste Karte kostet einen Wurm, die verdeckten mittleren einen zum Aufdecken und einen weiteren zum Erwerb der Karte und die offenen am Boot des Mitspielers gar drei Würmer. Will man einen Fisch angeln, muss die Farbe der Würmer der des Fisches entsprechen, bei allen anderen Karten dürfen es beliebige Würmer sein. Mit sechs Würmern kommt man natürlich nicht weit, deshalb beginnt jeder Spielzug mit dem Wurf zweier Farbwürfel, die den Vorrat ergänzen helfen. Von diesem Wurf profitiert auch der Gegner, der sich stets einen Wurm in einer der erwürfelten Farben nehmen darf. Zur Vermehrung schreiten unsere Rifffische nicht im freien Gewässer, sie suchen dazu den Schutz von Korallenbäumen, von denen ein Spieler nie mehr als fünf haben darf. Am Anfang muss also erst einmal eine solche Korallennische her, sonst läuft nichts im Riff. Ist diese da, geht man auf die Suche nach den passenden Fischen. Dazu ist der Blick auf den Nachwuchsstapel nötig, wir wissen also schon, wozu das Geplänkel an den Korallen führen wird. Da sind dann zum Beispiel nur die grüngelben, hellblauen und roten Fische gefragt, natürlich muss auf das jeweilige Geschlecht geachtet werden, denn bei zwei grünen Männchen an der Koralle tut sich nicht viel. Auch der Blick auf die Sammelaktivitäten des Gegners ist wichtig, da es bei den sechs Fischen stets nur ein Weibchen und zwei Männchen oder umgekehrt gibt. Erwirbt man Sonderkarten, bringen die Muscheln einen Wurmersatz, ein Hai kann eine beliebige Karte aus der Auslage, aber auch vom eigenen – leider nicht den gegnerischen – Korallenbaum vertreiben. Es macht Sinn, möglichst früh Zugriff auf viele Spalten der Auslage zu bekommen. Mit dem Kauf von weiteren Angelschiffen (Kosten: 3 Würmer) wird der Aktionsradius erweitert. Da es nur 15 Boote gibt, kann auch nur ein Spieler das gesamte Riffgebiet abdecken. Das ist aber nicht unbedingt erforderlich, denn die Lehmanns haben sich einen schönen Mechanismus des Wasserflusses einfallen lassen. Am Ende eines Spielzuges werden alle Karten bis zur Meereskante durchgeschoben, reine Wasserkarten „fließen“ darüber hinaus, so dass kräftige Strömungen auftreten können, die die Ausgangslage beträchtlich verändern. Frei werdende Felder werden natürlich entsprechend von hinten aufgefüllt.
Die Spielidee ist reizvoll, die grafische Umsetzung ansprechend, aber so richtige Spielspannung kommt nicht auf. Das liegt an dem relativ hohen Glücksfaktor. Ich habe einige Partien erlebt, bei denen ich ewig auf den ersten Korallenbaum warten musste, während mein Mitspieler schon in zwei oder drei Korallengebieten kräftig mit Züchtungen loslegen konnte. Wirkliche Steuerungsmöglichkeiten besitzen die Spieler nicht. So ist man abhängig vom Würfelwurf, das Aufdecken der verdeckten Reihen beschert oft genug nutzlose Wasserfelder, recht zufällig ist auch die Kartenzusammensetzung der leicht erreichbaren unteren Wasserreihe. Da kann man viel Glück, aber auch viel Pech haben - so ist das beim Angeln nun einmal. Ob es für ein Spiel auch so sein muss, bezweifele ich aber, auf die Dauer kann das nämlich ganz schön frustrierend sein. Für alle, die bereit sind, Angelglück zu genießen, lohnt eine Spielprobe. Taktiker sollten aber die Angelrute nicht auswerfen.
Wieland Herold
Titel: Das Riff
Autor: Christine und Wolfgang Lehmann
Grafik: Claus Stephan
Verlag: Kosmos.
Spieler: 2
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: ca. 45 Minuten
Preis: ca. 25.- DM
Die Rezension erschien 2001 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 6 von 10 Sternen,
das entspricht: Nächste Woche wieder
Spiel 17/ 2001 R 166/2020
Zum Spiel und zu den Autoren:
Über die Vorgeschichte der beiden Autoren habe ich damals ja schon etwas geschrieben. Von Christine und Wolfgang Lehmann erschien 2003 bei Haba noch GEISSLEIN, VERSTECK DICH!, das 2004 auf der Empfehlungsliste der Kinderspieljury landete. Danach erschienen nur noch Spiele von Wolfgang Lehmann meist in Kooperation mit Günter Burkhardt. Ihr POTATO MAN (2013, Zoch) landete ebenfalls auf der Empfehlungsliste der Jury, diesmal aber für das Spiel des Jahres. Die zuletzt veröffentlichten Spiele in Deutschland waren DRUIDS (Amigo, 2017, wieder mit Burkhardt) und das interessante Spiel mit den Kratzmonstern DIE HÖRBIES (Haba, 2017).
Montag, 7. Dezember 2020
LOK’N‘ROLL
Ich liebe Geschichten, die oft hinter Spielentwicklungen stecken. Eine ganz besonders schöne führt uns in die 40er Jahre der Nachkriegszeit zu unseren Nachbarn nach Holland. Der Lokomotivführer Kees Neve wurde damals pensioniert und wollte seinen ehemaligen Beruf zumindest im Schmalspurformat fortführen. Er baute dazu keine Märklinanlage in seinem Keller auf, sondern konstruierte recht große Metallkolosse mit integrierten Dampfmaschinen, in denen man auch sitzen konnte. PLUTO, HERCULES und ROLLECATE hießen seine kleinen Loks. Allein für den Bau der PLUTO brauchte er zehn Jahre von 1948 bis 1958. Mit dieser Lokomotive und einigen Waggons fuhr er an den Wochenenden auf einer kurzen Strecke in der Nähe seines Hauses in Vreeswijk hin und her, zur Freude der Kinder in der Nachbarschaft.
Ein Freizeitpark in Bennebroek hatte bald Interesse an seiner Lok, die sich für große Passagierversorgung aber als zu schwach erwies. Deshalb baute der Tüftler 1964/65 die HERCULES und wenig später die noch größere ROLLECATE mit einer Spurweite von 45 Zentimetern. Diese Maschine kam dann in den Goffert Park in Nimwegen, wo sie aus finanziellen Gründen 2012 an den schwedischen Abenteuerpark Nils Holgersson verkauft wurde. Die holländische Begeisterung für diese kleine Dampflok war groß, dass ein Freundeskreis sich so engagierte, dass die Maschine zurückgekauft wurde und nun wieder Runden durch den Goffert Park drehen soll. Michiel de Wit gehört zu den Unterstützern dieser Initiative, zusätzlich hat er der kleinen Lok ein spielerisches Denkmal gesetzt, sodass sie nicht nur im Freizeitpark ihre Runden dreht, sondern auch auf vielen Spieltischen. Die Kickstarter-Kampagne von de Wit war 2019 erfolgreich, seine Zielvorstellung von 2.500 Euro konnte er mehr als verdoppeln. Inzwischen liegt das Spiel auch in einer deutschen Bearbeitung von Board Game Circus vor.
Eingedeutscht dampft nun nicht mehr ROLLECATE über die Schienen, sondern die gute alte Emma dreht in LOK’N’ROLL ihre Runden. Fühlen wir uns also wie Jim Knopf und Lukas und sorgen für ein ordentliches Schienennetz auf Lummerland. Die ursprüngliche Grafik des Serben Misha Jovanovics passt ganz gut zu Endes vor 60 Jahren entworfener Inselwelt mit zwei Bergen.
Den Rundschienenstrang, der Emma quasi als Perpetuum Mobile fahren lässt, liefert de Wit mit Karten, die hinten abgebaut und vorn wieder angebaut werden. Sein LOK’N’ROLL ist ein Kartenmanagement-Spiel mit einer Prise Würfelglück, das aber auch taktische Herausforderung besitzt.
Kartenwerte von eins bis vier regeln á la DOMINO den Streckenbau, angelegte Kartenwerte dürfen sich maximal um eine Zahl unterscheiden. An eine Einer-Karte darf daher niemals eine mit einem Dreier-Wert angelegt werden. Das Kartenmaterial bietet Gleis-Karten, vier defekte Strecken und fünf Schutthalden. Jeder startet mit zwei Handkarten, die zum Zugbeginn durch eine dritte ergänzt werden. Emma steht auf einer Anfangsstrecke mit vier Schienen auf der dritten Strecken-Karte.
Wer am Zug ist, darf passen, was eine Strafkarte kostet und einen Streckenschritt für Emma zur Folge hat. Bei den Strafkarten wird die Strecke stets von hinten abgebaut. Warum die Aktion Passen Sinn macht, erklärt sich aus der Abwicklung der Strafkarten. Generell will jeder mit möglichst wenig Strafpunkten aus dem Spiel gehen. Für die Spieltaktik entscheidend ist, dass die oberste Karte immer dann mit einer neuen verrechnet wird, wenn sie identische Zahlen haben. Bei der zweiten Option dürfen eine oder mehr Streckenkarten mit gleicher Zahl für Emma verbaut werden.
Danach fährt der Zug. Entsprechend aller addierten Kartenwerte müssen Würfel geworfen werden, die mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit ein Rad zeigen. Für jedes Radsymbol fährt der kleine Zug ein Feld weiter. Sollten die Strecken nicht mehr ausreichen, gibt es wieder Strafkarten, das gilt auch für eine der vier Gleisbruchkarten.
Schließlich will man ab und zu Schutt entsorgen. Wer eine solche Karte hat, nutzt sie meistens, um den Strafstapel zu entlasten. Wenn die letzte Karte vom Nachziehstapel gezogen wird, endet das Spiel. Alle restlichen Handkarten kommen zu den Strafkarten hinzu. Wer dann die wenigsten Strafpunkte hat und Emma am besten bedienen konnte, gewinnt LOK’N’ROLL.
Ein Solo-Modus verlangt gute Ergebnisse und dass Emma nicht mehr als dreimal entgleisen darf. Auch eine Automa-Variante mit Lokotoma Betsy wird angeboten. Diese Variante taucht erstmalig in der von Board Game Circus betreuten Ausgabe auf.
An den Spielrhythmus von LOK’N’ROLL muss man sich erst einmal gewöhnen. Im Gegensatz zu üblichen Eisenbahnspielen werden Strecken nicht großflächig aufgebaut, sondern hier halten sich Auf und Abbau die Waage und führen zu einem raffinierten Kartenhandling im Ablagebereich. Das ist die eine Ebene, die Steuerung zu lässt. Die andere ist das Spiel mit dem Risiko bei der Fortbewegung der kleinen Emma. Bauchschmerzen bereiten dabei immer die hohen Karten, da sie Emmas Kessel kräftig aufheizen, aber wie das so ist mit dem Kartenglück, meist tauchen die Viererwerte auch beim Gegner auf. Manchmal ist es sogar zu empfehlen, zwei oder drei identische hohe Gleiskarten direkt in einem Zug zu spielen, weil man alle Strafkarten beliebig kombinieren darf und keine Aufnahmereihenfolge einhalten muss.
LOK’N’ROLL ist kein großes Spiel, aber ein unterhaltsames kleines für Zwischendurch. Der Bad Krozinger Verlag Board Game Circus hat es wunderschön umgesetzt, das Regelwerk des Originals ergänzt, nur schade, dass die kleine metallene Rollecate nicht mit angeboten wird, die es als Deluxe-Zugabe bei de Wits Erstausgabe gab. Mit ihr schließt sich erst so richtig der Kreis zu der wunderschönen Vorgeschichte des Spiels.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: LOK’N‘ROLL
Autor: Michiel de Wit
Grafik: Misha Jovanovic
Verlag: Board Game Circus
Alter: ab 8 Jahren
Spieler: 1-4 Spieler
Spieldauer: ca. 15 Minuten
Preis: ca. 13 Euro
Spiel 83/2020
Sonntag, 6. Dezember 2020
ORACLE
Stefan Dorra hat bisher oft ein gutes Gespür für raffinierte Kartenspiele bewiesen. Zu meinen Lieblingsspielen gehört immer noch NJET, ein Partnerstichspiel, in dem die Spieler im Vorfeld entscheiden, was Trumpffarbe wird und wie lohnend die Stiche sind.
Mit ORACLE ergänzt er seine Stichspielserie ganz aktuell bei Skellig Games mit einer interessanten Mischung aus klassischen Stichspiel mit Bedienpflicht, das sehr großzügig ergänzt wird durch raffinierte Zielkarten und ein Spiel mit Siegpunkt-Chips.
Auf der einen Seite bietet er das Übliche an, Spielkarten in sechs Farben mit den Werten 1 bis 12. Intern sind jeder Farbe antike mythologische Figuren zugeordnet, die niedrigeren Werte der vielköpfigen Hydra, die mittleren dem geflügelten Pferd und die höchsten dem Phönix, der der Asche entsteigt. Für jedes Fabelwesen gibt es Siegpunkt-Chips, sechs für den Phönix, vier für den Pegasus und nur drei für die Hydra, ergänzt werden diese durch sogenannte Loser-Chips für jede Sorte. Je nach Spielerzahl werden zwischen 12 und 16 Karten verteilt, meist sind auch alle Chips im Spiel. Neben den Spielkarten gibt es noch Orakelkarten, die Prophezeiungen für das zukünftige Ergebnis beinhalten. Diese Zielkarten versprechen für die Erfüllung bis zu 15 Siegpunkte, das sind quasi Auftragskarten, die etwas den Missionen der CREW ähneln, die gemeinsam zum 9. Planeten unterwegs ist. Da gibt es ganz leichte Aufträge, wie geschenkte drei Punkte oder ganz schwere, wie zwei Loser-Chips, die am Ende 15 Punkte bringen. Besonders ist die große Auswahl, die Dorra seinen Spielern bietet. Er lässt dafür nicht Draften, sondern gibt ganz simpel allen zwischen acht und zehn Orakelkarten zur Auswahl, von denen jeder zwei aufgrund seiner Handkartenbewertung aussuchen darf.
Fast alles andere ist bekannt. Reihum werden Karten gespielt, die angespielte Farbe muss bedient werden. Die höchste Karte gewinnt. Entsprechend der Siegerkarte gibt es einen Gewinn-Chip, die hohen Karten bringen zwei Punkte, die mittleren drei und für die eher seltenen Stiche im unteren Zahlenspektrum gibt es lukrative fünf Gewinnpunkte. Da Dorra auf eine Trumpffarbe verzichtet, wird jeder Stich interessant, der nicht bedient werden kann, denn auch hier gilt, dass der höchste Wert den Stich gewinnt. Gleichstände werden über die zuerst angespielte Farbe oder Karte entschieden. Die Chance, einen Hydra-Chip zu bekommen, besteht vor allem deshalb, weil Dorra die David schlägt Goliath-Regel nutzt, der kleinste Wert schlägt den größten.
Der eigentliche Pfiff kommt aber durch die Loser-Chips ins Spiel. Sind die sechs Phönixe verteilt, bekommt der nächste Spieler, der einen Stich mit einer zehn, elf oder zwölf macht, den entsprechenden Loser-Chip. Der bedeutet für die Abrechnung am Ende, dass keiner der bisher gewonnenen Phönix-Chips in die Wertung geht. Es sei denn, ein anderer macht noch einen entsprechend hohen Stich oder man selbst. In beiden Fällen darf man den Loser-Chip abgeben. Dorra erhöht durch hochwertige Orakel-Karten den Anreiz, gezielt auf diese Verlierer-Chips zu spielen. Da bringt die Kartenerfüllung oft deutlich mehr Punkte als die eigentliche Chip-Wertung.
Der Autor empfiehlt, so viele Runden zu spielen, wie Mitspieler beteiligt sind. Nach drei bis fünf Durchgängen endet dann das ORACLE Stichspiel.
Mit ORACLE belegt Dorra wieder einmal sein gutes Händchen für dieses Genre. Die Steuerungselemente über die Orakelkarten und Loser-Chips geben vor allem in der Kombination dem Spiel einen besonderen Pfiff. Luschen-Blätter können so aufgewertet werden, so gibt es für die wenigsten Chips 14 Siegpunkte. Wer das noch ergänzen kann durch die Orakelkarte, bei der kein Hydra-Chip vorkommen darf, geht ganz ordentlich mindestens mit 21 Gewinnpunkten aus der Runde. Mit stärkeren Blättern kann man gezielter versuchen, bestimmte Looser-Chips mit einzukalkulieren, die zusätzlich über Orakelkarten punkten können.
Bei meinen ersten Spielen fehlte mir eigentlich die Trumpffarbe. Dorra hat dies aber elegant über die Regel aufgehoben, nach der man, einen Stich mit der höheren Zahl einer anderen Farbe übernehmen kann. Die letzte Prise Spielreiz gelingt dem Autor durch die Schlagregel, dass die kleinste die größte Karte aussticht. Wer gewohnt ist, von oben zu spielen, muss schnell vorsichtiger werden. Eine Zwölf ist nur zuletzt gespielt ganz sicher, wobei auch in diesem Fall keine Eins vorher gelegt werden darf. Wer mitzählt, kann so am Ende mit der kleinsten Karte die höchste zur Bedienpflicht zwingen. Das sind dann Höhepunkte im Spielablauf, bei dem sich auch die anderen bis auf einen mitfreuen.
ORACLE ist ein trickreiches Spiel, das keine schlechte Figur neben NJET & Co. aus dem Hause Dorra macht und das das Skellig-Programm richtig gut ergänzt.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: ORACLE
Autor: Stefan Dorra
Grafik: Christian Opperer
Verlag: Skellig Games
Alter: ab 8 Jahren
Spieler: 3-5 Spieler
Spieldauer: ca. 30 -60 Minuten
Preis: ca. 20 Euro
Spiel 82/2020
Samstag, 5. Dezember 2020
SUGAR BLAST
Wer CMON mit coolen Miniaturen und anspruchsvollen Spielen wie RISING SUN, BLOOD RAGE oder ZOMBICIDE verbindet, reibt sich verwundert die Augen beim Blick auf kullerbunte Zuckerstangen und Bonbon-Kaskaden in dem Kinder- und Familienspiel SUGAR BLAST. Diese Brettspieladaption von Handyspielen wie BEJEWELED oder CANDY CRUSH scheint so gar nicht ins übliche CMON-Programm zu passen.
Wer diese Art von Spielen auf dem Handy kennt, wird sich sofort in SUGAR BLAST zurechtfinden, mit dem einzigen Unterschied, dass ein Fingertipp nicht mehr ausreicht, sondern ganz real Plastiksteine getauscht und verschoben werden.
MATCH 3 Spiele nennt man dieses Genre, in dem drei identische Steine aus einer Reihe verschwinden und zu neuen Konstellationen führen. Nichts anderes passiert in SUGAR BLAST. In einer Startaufstellung liegen 36 Scheiben in fast beliebiger Verteilung auf einem kippbaren quadratischen Plastikteller. Insgesamt sind 72 Süßigkeiten-Chips in sechs Farben im Spiel. Der Rest steckt noch in einem Stoffbeutelchen.
Wer an der Reihe ist, vertauscht benachbarte Chips, um mindestens eine orthogonale Dreier-Reihe identischer Bonbons hinzubekommen. Was folgt ist eine „Explosion“ der Steine, ein Blast eben, mit dem Bonus verbunden, dass der kleine Sprengmeister ein Zuckerl zur Belohnung erhält. Unterschieden wird noch die Größe der explodierenden Reihe. Bei einem 4er-Blast wird eine ganze Reihe oder Spalte entfernt und man darf einen beliebigen Chip behalten. Wer sogar fünf oder sechs gleiche Süßigkeiten verbindet, bekommt zwei davon und alle dieser Sorte verschwinden aus dem Spielplan. Schließlich gibt es noch den Namensgeber SUGAR BLAST, der sich an Tetrisformen einer Sorte orientiert. Bei der Bildung eines Kreuzes, eines Winkels oder einer T-Form aus jeweils fünf Steinen, gibt es ebenfalls zwei Steine zur Belohnung und das ganze 3x3-Raster explodiert. Sollte durch den Tauschvorgang keine Dreier-Kombination möglich sein, zieht man eine Süßigkeit aus dem Säckchen und tauscht diese gegen eine andere auf dem Brett aus.
Mit dem Erfolg muss nicht Schluss sein. Durch Kippen des Spielbretts zur Seite des aktiven Spielers werden stets neue Konstellationen der Zuckerstücke hergestellt, zusätzlich müssen die Lücken „von oben nach unten“ gefüllt werden. Neue Kombis werden immer erst abgewickelt, bis keine Blasts mehr entstehen.
Wozu das Ganze? Am Ende wird nicht einfach überprüft, wer die meisten Süßigkeiten sammeln konnte, sondern wer zuerst eine Zielkarte erfüllt. Eine von sechs verschiedenen wird dazu aufgedeckt und verlangt von allen, das Sammeln zwischen fünf und neun Steinen. Das können fünf verschiedene sein, aber auch neun gleichfarbige, was manchmal gar nicht geschafft werden kann. Meistens geht es aber um Sets von Paaren, Dreiern und Vierern und Kombinationen daraus.
SUGAR BLAST bleibt nah an der Erfahrung des Handyspiels und klappt sogar mechanisch gut. Eine genaue Brettanalyse, die Kipp-Konsequenzen mit einbeziehend, ist für ein erfolgreiches Spiel notwendig. Beim Nachziehen regiert Fortuna. Kinder finden das klasse, ich bleibe eher skeptisch.
Für einen Verlag, der es gewohnt ist, das Regelwerk nicht unter 24 Seiten zu halten, wirken die SUGAR BLAST Regeln minimalistisch. Im Detail stecken auch Schwächen, so wird das Auffüllen nur wie oben zitiert beschrieben. Die Beliebigkeit, mit der hier neue Steine platziert werden, hat oft Kettenzüge zur Folge, die die anderen nur gelangweilt zurücklässt. Deshalb empfehle ich das Spiel auch nicht zu viert, da kann es lange dauern, bis man wieder am Zug ist. Am besten ist das Duell, auch solo funktioniert es.
Unzufrieden bin ich außerdem mit der geringen Varianz der Schlussbedingungen. Nur sechs Zielkarten sind einfach zu wenig, zumal die, in der neun identische Süßigkeiten gesammelt werden müssen, ganz leicht von anderen boykottiert werden kann. Das wirkt unfertig, eher wie ein typisches Redaktionsprodukt von Hasbro & Co. . Dem ist aber gar nicht so, das durchaus renommierte Autorenteam Matthew O’Malley und Ben Rosset (u.a. BETWEEN TWO CITIES) zeichnet verantwortlich und unterhält zumindest die Zielgruppe von Grundschulkindern.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: SUGAR BLAST
Autoren: Matthew O’Malley und Ben Rosset
Grafik: Leo Almeida
Verlag: CMON / Asmodee
Alter: ab 8 Jahren
Spieler: 1-4 Spieler
Spieldauer: ca. 20 Minuten
Preis: ca. 20 Euro
Spiel 81/2020
Freitag, 4. Dezember 2020
DAS KOLLIER
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Ein Rohdiamant ohne Schliff: DAS KOLLIER
Mit 60 Geldkarten á 1000 $ und 40 Edelsteinkarten läuft eine Versteigerung um wertvolle Klunker ab, mit denen drei bis sechs Spieler kostbare Kolliers zusammenstellen. Diese können billige Achatkarten mit einem Grundwert von 1000 $ enthalten, aber auch den teuren (10.000 $) Diamanten, den es nur einmal im Spiel gibt. Ausgestattet mit dem Geld, gehen die Spieler an die Edelsteinbörse. Die wertvolleren Diamanten, Rubine und Topase werden für die erste Spielphase aussortiert, alle anderen Edelsteine kommen in die Versteigerung. Entscheidend für die Kollektion ist der symmetrische Aufbau der Kolliers, die aus mindestens drei Edelsteinen bestehen müssen. Der Wert eine Edelsteinkette ergibt sich aus dem Grundwert der benutzten Edelsteine, der mit der Anzahl der Edelsteinarten multipliziert wird.
In den ersten sechs Versteigerungsrunden darf nur mit dem vorhandenen Bargeld gesteigert werden - und das wird schnell knapp! Geldnachschub erhalten die Spieler einmalig von der Kasse, indem sie Edelsteine zum Grundwert oder ganze Kolliers verkaufen. Außerdem fließen 50 Prozent der Versteigerungssumme in die Kasse des Auktionators.
Sobald 35 Edelsteinkarten versteigert worden sind, geht es in die zweite Runde. In dieser gibt es für jeden Spieler eine kleine Finanzspritze von 3000 $, ansonsten werden die fünf wertvollsten Edelsteinkarten in den Kartenstapel gemischt. Dieser ist in der Vorrunde durch den Verkauf von Kleinodien und der Möglichkeit, nach der sechsten Runde auch ganze Schmuckstücke in den Versteigerungen mit einzusetzen, wieder angewachsen. Sobald der zweite Stapel komplett versteigert wurde, endet das Spiel, das der Spieler mit der wertvollsten Kette gewinnt.
André Frobel ist mit seinem Erstling eine Versteigerungsspielvariante gelungen, die ihren besonderen Reiz aus den unterschiedlichen Spielphasen gewinnt. In den ersten sechs Runden gilt es, mit dem äußerst knappen Kapital hauszuhalten. Danach eröffnet der Einsatz kleiner Kolliers ganz neue Versteigerungsmöglichkeiten. Der Kampf in den Schlussrunden um die hohen Spitzenwerte hält den Spannungsbogen über die gesamten Spielphasen hinweg aufrecht. DAS KOLLIER ist ein rundes, stimmiges, preiswertes und zügiges Spiel, das maximal dreißig Minuten dauert und sich damit gut für Wiederholungsrunden eignet.
Kritischer sehe ich die Umsetzung der Spielidee. Alle Kollierkarten enthalten ausführliche Informationen über die Preziosen. Der Informationswert ist sicherlich hoch, so dass die Spieler nun über sämtliche Härtegrade der Edelsteine informiert sind, der Spielwert leidet aber darunter. Nicht nur, dass einige Texte wegen der kräftigen roten Hintergrundfarbe fast nicht lesbar sind, die ästhetische Wirkung bei der Zusammenstellung der Kolliers geht völlig verloren. Akzeptieren würde ich diese langen Sachinformationen bei einem Quartettspiel, nicht aber bei einem Versteigerungsspiel, das ein vorzeigbares Schmuckstück zum Spielziel erklärt. Die sterile Wirkung der Spielkarten konterkariert die eigentliche Spielidee.
Wieland Herold
Autor: André Frobel
Grafik: Duo/Type Set
Verlag: Schmidt Spiele
Preis: ca. 10.- DM
Spieler: 3-6
Alter: ab 10 Jahren
Dauer: ca. 30 Minuten
Die Rezension erschien 2001 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 6 von 10 Sternen,
das entspricht: Nächste Woche wieder
Spiel 16/ 2001 R 165/2020
Zum Spiel und zum Autor:
André Frobel hatte nur eine kurze Autorenkarriere. 1996 trat er auf dem Spieleautorentreffen in Göttingen mit dem Bluffspiel ADAMAS auf , in dem es schon um Diamanten ging. DAS KOLLIER war dann 2000 seine einzige Spieleveröffentlichung, die durchaus vorzeigbar war, aber von Schmidt völlig verhunzt auf den Markt gebracht wurde.
Das Bild zeigt den Autor 1996 auf dem Autorentreffen in Göttingen.
Donnerstag, 3. Dezember 2020
CRAZY RACE
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Verrücktes Saurierrennen: CRAZY RACE
Ein ordentliches Brettspiel mit toller Grafik für 6.- DM, wann hat es das zum letzten Mal gegeben? Da kommen nicht einmal die preiswerten Adlung-Spiele mit. Michael Schacht macht mit seinen Bastelpackungen der Fangemeinde ein solch tolles Angebot. Der Vertrieb läuft über "Adam spielt" und die Kleinauflagen von meist 600 Exemplaren gehen weg wie warme Semmeln. Das dürfte auch für sein in Nürnberg erschienenes Spiel CRAZY RACE gelten. Sputen Sie sich also, wenn Sie noch ein Saurierrennen abbekommen wollen, denn, was jetzt folgt, wird eine Lobeshymne auf das Spiel.
Der neue Schacht besitzt einen Spielplan, einen Rennparcours über sechs Felder, der vor und zurück durchlaufen werden muss. Zum Start treten für jeden der drei bis vier Spieler drei unterschiedliche Saurier an. Jeweils die ersten sechs Echsen erhalten zur Belohnung bei der Wendemarke sechs, fünf usw. Punkte, die auch bei der Rückrunde wieder vergeben werden. Bei der Schlusswertung ist darauf zu achten, dass das Saurierteam insgesamt erfolgreich abschließt, da der Besitzer des Sauriers, der am weitesten zurückliegt, seine beste Punktekarte abgeben muss und auch der Vorletzte wird mit der Abgabe einer beliebigen Punktekarte bestraft.
Pfiffig gelöst, ist die Fortbewegung der urzeitlichen Tiere. Hier wird während der acht Rennetappen gepokert. Dafür erhalten die Spieler acht Zahlenkarten mit Werten von eins bis sechs, die in drei Bietrunden verdeckt an eine quadratische Etappenkarte angelegt werden. Auf dieser Karte sind die drei Saurier mit unterschiedlichen Bewegungsweiten abgebildet, außerdem gibt es einen Jokerbereich, der für ein beliebiges Tier verwandt werden darf. Der Meistbietende darf seinen Saurier entsprechend der Vorgaben vorwärtsbewegen. Einmal während des Spiels darf man seine schon eingesetzten Zahlenkarten wieder aufnehmen und erneut einsetzen. Während des Spiels stehen den Spielern daher nur 16 Karten für insgesamt 24 Bietrunden zur Verfügung. Kluges Haushalten mit den Karten ist also angesagt, ein Einschätzen der Strategien der Mitspieler nötig, Bluff zum richtigen Zeitpunkt unabdingbar. Es macht dabei nicht nur Sinn, auf die großen Sprünge zu setzen, auch die kleinen Werte können taktisch gut eingesetzt werden, da das Überspringen von Sauriern nur als ein Schritt zählt.
Bei einer Spieldauer von einer knappen halben Stunde sind Revancherunden gut möglich, zumal die Spielspannung durch die Bluffelemente beachtlich ist. Für mich ist CRAZY RACE das mit Abstand beste Spiel in der kleinen "Spiele aus Timbuktu"-Reihe des Autors Michael Schacht.
Wieland Herold
Titel: CRAZY RACE
Autor: Michael Schacht
Grafik: Michael Schacht
Verlag: Spiele aus Timbuktu
Alter: ab 12 Jahren
Spieler: 3-4 Spieler
Spieldauer: ca. 30 Minuten
Preis: ca. 6 DM
Die Rezension erschien 2001 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Spiel 15/ 2001 R 164/2020
Zum Spiel und zum Autor:
Der 56jährige Michael Schacht ist gelernter Grafiker, in diesem Beruf hat er auch bis 2005 gearbeitet, bevor er sich entschied, vom Spieleerfinden zu leben. Inzwischen gehört er hinter Kramer, Kiesling und Knizia zur erfolgreichen zweiten Garde der deutschen Spieleautoren und kann rund 200 Veröffentlichungen vorweisen.
Wichtig war für seine Autorenkarriere der Hippodice Autorenwettbewerb, darüber gelangten Spiele wie TAXI (Spiel im Heft, 1992) und CHARTS (Piatnik,1996) zur Veröffentlichung. Den Wettbewerb 1998 gewann er mit KONTOR. Mit der Umsetzung durch Goldsieber gelangte Schacht 1999 erstmalig auf die Auswahlliste für das Spiel des Jahres, das er dann 2007 für ZOOLORETTO gewann.
„Spiele aus Timbuktu“ war ein Eigenverlag des Autors, in dem er preiswerte Bastelpackungen von Spielideen in Kleinstauflage anbot, außerdem viele Erweiterungen zu COLORETTO und ZOOLORETTO.
Das Bild zeigt den Autor 2003 auf dem Autorentreffen in Göttingen.
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